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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Meldungen. Beiläufig griff sie nach dem protzig wirkenden Kristallkelch, den ihr Nertan reichte. Wie gewöhnlich hatte ihr Adjutant den belebenden Arkonsirup im exakt richtigen Verhältnis mit Eiswasser verdünnt. Sie nahm einen Schluck und genoss den süßlich herben Geschmack des Getränks. Mit sicherem Gespür für ihre aktuelle Stimmung hatte Nertan die Sorte Arkonrose gewählt; genau das, was sie im Moment brauchte.
    Die Rudergängerin war unzufrieden, aber das war sie im Prinzip immer. Zufriedenheit ist Phlegma, hatte ihr Vater früher oft gesagt. Er war ein hoher Offizier in der Imperialen Flotte gewesen, hatte seinen Nachwuchs jedoch nie offiziell anerkannt.
    Ihin war von ihrer Mutter Matera erzogen worden. Selbst eine Kurtisane, hatte sie ihre Tochter von Beginn an auf das nicht einfache Leben am Hof vorbereitet und die Talente der kleinen Ihin früh erkannt. Matera hatte es nie geschafft, das Bett mit einem Imperator zu teilen; Ihin dagegen hatte während ihrer Zeit auf Arkon gleich drei von ihnen gehabt, was ihrer späteren Karriere ganz sicher nicht abträglich gewesen war.
    Vor einer halben Stunde hatte sich der Regent erneut gemeldet, um sich persönlich für die Auswahl des Mädchens zu bedanken, das sie ihm geschickt hatte. Der Herrscher erfreute sich bereits seit Tagen einer außergewöhnlich guten Laune. Angesichts des drohenden Krieges war das zwar befremdlich, verwunderte Ihin jedoch nicht. Stimmungsschwankungen waren bei ihm keine Seltenheit.
    Natürlich beging sie nicht den Fehler, die plötzliche Aufmerksamkeit des Herrschers mit echter Zuneigung zu verwechseln. Das Leben am Hof und der Aufstieg in den Hochadel waren nur mit viel Geschick und noch mehr Misstrauen zu bewältigen. Schon die Tatsache, dass ihr Mädchen keinerlei verwertbare Informationen erbeutet hatte, machte Ihin unruhig. War der Anruf des Regenten womöglich eine versteckte Warnung gewesen? Wusste oder vermutete er, dass ihn seine Rudergängerin ausforschte? Ihin da Achran nahm sich in diesen Sekunden vor, in Zukunft aufmerksamer zu sein.
    Ihre Unzufriedenheit wurde von der Tatsache gemildert, dass Theta bisher nicht angerufen hatte. Also hielt sie sich noch immer in den privaten Räumen von Sergh da Teffron auf. Die Rudergängerin rechnete nicht wirklich damit, dass der alte Zausel auf die junge Arkonidin hereinfallen würde. Andererseits war Theta das beste Mädchen, das sie derzeit hatte – und die Hand des Regenten eben auch nur ein Mann.
    Manchmal fragte sich Ihin, ob es so etwas wie Evolution überhaupt gab oder ob die angebliche Weiterentwicklung intelligenten Lebens nichts anderes als eine Erfindung kreativer Exobiologen war. Die Arkoniden hatten ihr gewaltiges Sternenreich über Jahrtausende hinweg errichtet. Dennoch gab es in der langen und ereignisreichen Geschichte des Imperiums einen Faktor, der sich über die gesamte Zeit nie verändert hatte, eine Kraft, die damals wie heute als Triebfeder für politische Intrigen diente, für Kriege, Familienfehden, Verleumdungen, Attentate, Umstürze und was der hässlichen Dinge mehr waren: Sex!
    Schenkte man den alten Schriften Glauben, war bereits der erste arkonidische Imperator einem von Eifersucht motivierten Mord zum Opfer gefallen. Es sollte nicht der letzte gewesen sein. Aus eigener Erfahrung wusste Ihin da Achran, dass selbst die intelligentesten und raffiniertesten Ränkeschmiede ins Stolpern gerieten, sobald man ihnen die richtige Frau – in manchen Fällen auch den richtigen Mann – in den Weg legte. Evolution hin oder her: Wenn die Hormone die Herrschaft übernahmen, war auch der mächtigste Verstand hilflos!
    Auf einem der Holos über ihrer Steuerkonsole blinkte eine blaue Infozeile. Eine Nachricht, die sie zur Wiedervorlage gespeichert hatte.
    »Nertan«, sagte sie, als sie den kurzen Text gelesen hatte. »Gib mir alles, was wir über die Ankunft der TIA'IR auf Ghewanal haben.«
    »Sofort, Herrin!«, hörte sie die Stimme ihres Assistenten aus dem Hintergrund. Es dauerte keine zehn Sekunden, da erschienen die gewünschten Daten bereits auf dem Holoschirm. Nertan mochte seine Eigenheiten und ermüdenden Angewohnheiten haben, doch wenn es darum ging, ihre Wünsche in Rekordzeit zu erfüllen, konnte ihm niemand das Wasser reichen.
    »Interessant«, murmelte Ihin da Achran. Laut den Aufzeichnungen der Sicherheitskameras hatten fünf Personen und ein Purrer die Raumjacht vor knapp zwei Tagen verlassen. Angeblich handelte es sich um Gha'essold, Schatzsucher, die

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