PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
die schnittige Jacht gefunden hatten und nun als rechtmäßige Prise registrieren lassen wollten. Ihin da Achran hatte vor Kurzem selbst mit einem der Besatzungsmitglieder gesprochen. Die Lotsen hatten das Schiff überprüft und nichts Verdächtiges gefunden. Andernfalls hätte die TIA'IR auch niemals eine Landeerlaubnis für Ghewanal erhalten.
Ihin da Achran betrachtete die wenigen Fakten, die ihr über die seltsame Gruppe vorlagen. Der Arkonide nannte sich Geramor da Findur – die Namensähnlichkeit mit ihrem Adjutanten war fraglos nur Zufall. Dann waren da eine Mehandor namens Sibelh, zwei Männer von einem Planeten mit dem skurrilen Namen Sand ...
Die Rudergängerin schüttelte den Kopf. Man musste wahrhaftig kein Genie sein, um zu erkennen, dass es sich hier um Tarnidentitäten handelte. Dennoch hatten es die seltsamen Besucher bis nach Ghewanal geschafft – und waren kurz darauf spurlos verschwunden.
Einen Moment lang überlegte Ihin, ob sie Nertan mit einer tiefer gehenden Recherche beauftragen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Zum einen war sie ziemlich sicher, dass er nichts finden würde, zum anderen schien sie hier auf etwas gestoßen zu sein, was sich als bedeutsam erweisen mochte. Der Umgang mit Informationen war mindestens ebenso wichtig wie deren Beschaffung, und vorerst zog es die Rudergängerin vor, ihren Verdacht für sich zu behalten.
In den Datenbanken war kein Planet mit dem Namen Sand verzeichnet. Das musste zwar nicht heißen, dass er nicht existierte, doch da Ihin da Achran Zugriff auf fast sämtliche Quellen des imperialen Informationsnetzes besaß, hätte es sie sehr gewundert. Die Gha'essold kamen ganz sicher nicht von einem geheimen Militärstützpunkt oder einer nicht registrierten Außenwelt.
Wer seid ihr?, fragte sie sich. Und was habt ihr vor?
Versonnen betrachtete sie die gestochen scharfen Bilder der TIA'IR. Das neunzig Meter lange Schiff besaß die Form eines spitz zulaufenden Keils. Zweifellos ein auf einer Privatwerft gebautes Fahrzeug. Solche extravaganten Konstruktionen konnten sich gemeinhin nur die reichsten der arkonidischen Familien leisten.
Laut den Sensoren der Routineüberwachung lagen die Energieerzeuger der Jacht still. Die antiquiert wirkende Glassitkuppel, die vermutlich die Zentrale überspannte und normalerweise transparent war, präsentierte sich als milchig weiße Warze auf der ansonsten knallroten Außenhülle des Schiffes. Wahrscheinlich ein gewöhnlicher Opak-Filter, der das entsprechende Material bei Anlegen einer elektrischen Spannung undurchsichtig werden ließ.
Solche veraltete Technik hat man vor Jahrtausenden verwendet, dachte Ihin da Achran. Hatten diese vermeintlichen Gha'essold doch nicht gelogen und die TIA'IR tatsächlich irgendwo gefunden?
Was immer auch hinter alldem stecken mochte: Es verdiente ihre Aufmerksamkeit. Sie würde nach den Verschwundenen fahnden, vorerst jedoch allein und ohne Nertan einzuweihen. Zwar vertraute sie ihrem Assistenten bedingungslos, wollte jedoch zunächst einmal ausloten, welche Räder sie durch ihre Nachforschungen eventuell in Bewegung setzte.
Ein wirklich bemerkenswertes Raumschiff, dachte die Rudergängerin. Wenn der Tross bei seiner Rückkehr ins Arkonsystem einfliegt, würde es sich ganz hervorragend an seiner Spitze machen ...
10.
Je tiefer ihn Shy in die düstere Welt unter der Insel Ghewanal führte, desto mehr fühlte sich Perry Rhodan an die Schriften des italienischen Dichters Dante Alighieri erinnert, der im 14. Jahrhundert mit seiner Göttlichen Komödie einen der bedeutendsten Texte der Weltliteratur verfasst hatte. Im ersten der aus drei Teilen bestehenden Erzählung, die Rhodan während seiner Schulzeit gelesen hatte, beschrieb Dante in Versform seine Reise in die Tiefen der Hölle – und genau so kam ihm nun auch der Abstieg in den Untergrund der Insel vor.
Dem verwirrenden System aus Korridoren, Leitungsschächten, Abwasserkanälen und Belüftungsrohren nach zu schließen, bewegten sie sich durch die ältesten Teile der ehemaligen Kernstadt. Die unterirdischen Versorgungssysteme waren teilweise vor über 10.000 Jahren angelegt worden, und auch wenn arkonidische Technik eine bemerkenswerte Robustheit aufwies, hinterließen zehn Jahrtausende nicht zu übersehende Spuren.
Nach einer halbstündigen Wanderung erreichten sie eine Art Pumpstation, mit der früher vermutlich die städtischen Abwässer in Richtung Meer transportiert worden waren. Die Anlage war längst nicht mehr
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