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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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den Köder geschluckt. Es war allgemein bekannt, dass sich der Regent gerne aus Ihin da Achrans Stall bediente. Die ehemalige Kurtisane hatte ihr altes Gewerbe nie ganz aufgegeben; schließlich war sie schon damals eine der Besten ihres Fachs gewesen, wie er aus eigener Erfahrung wusste.
    Kurtisanen gehörten auf Arkon und dort vor allem beim Hochadel und am Palast des Imperators zum Alltag – und das sowohl in weiblicher als auch in männlicher Ausführung. Es handelte sich dabei meistens um hervorragend ausgebildete und ausgesprochen kluge Frauen und Männer, die ihren Pflichten mit großer Hingabe nachgingen. Auch wenn sich die öffentliche Meinung in den letzten Jahrtausenden gewandelt hatte und der Beruf der Kurtisane als moralisch anstößig empfunden wurde, galt er vor allem am Imperatorenhof als rechtschaffene und für die Betroffenen überaus einträgliche Profession.
    »Die gute Ihin glaubt offenbar, dass ich inzwischen senil geworden bin«, sagte Sergh da Teffron und grinste süffisant. »Geh zu deiner Matrone zurück und sag ihr, dass sie es schon ein bisschen geschickter anstellen muss, wenn sie mir eine Spionin unterschieben will.«
    »Was ...?« Thetas fast weiße Haut wurde noch um eine Spur heller. In den rosa Augen glänzte es feucht. Wenn das Mädchen eine Schauspielerin war, dann eine verdammt gute!
    »Lass es sein!« Sergh da Teffron drehte sich um und ging in den Wohnraum zurück. »Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber ich weiß sehr genau, was du bist. Also spar dir deine Tränen und mach, dass du wegkommst. Ich bin müde und will ein paar Stunden schlafen.«
    Theta, die ihm gefolgt war, zog die Nase hoch und wischte sich mit der Hand über die Lippen. Ihre Schultern zitterten kaum merklich, und es war ihr anzumerken, dass sie mit Macht gegen das Weinen ankämpfte. »Darf ich wenigstens eine Stunde bleiben, Herr?«, fragte sie. »Nur eine Stunde, ganz bestimmt. Ich verspreche, dass ich nicht störe und nur still dasitzen werde.«
    »Wozu soll das gut sein?«, wollte die Hand des Regenten wissen.
    Theta senkte den Kopf. Sie ließ sich auf einen der Schwebesessel sinken, die vor einem großformatigen Holoschirm aufgestellt waren, faltete die Hände und legte sie in den Schoß. »Es ist nur eine Bitte, Herr«, sagte das Mädchen kaum verständlich. »Nur damit sie ... damit sie glaubt ...« Ihre Stimme brach endgültig, und heftiges Schluchzen schüttelte ihren Körper, der plötzlich unglaublich zart und zerbrechlich wirkte.
    Sie spielt dir etwas vor, dachte Sergh da Teffron. Lass dich nicht täuschen. Das ist alles nur eine große Inszenierung. Warum sonst spricht sie dich plötzlich mit Herr an?
    Gegen seinen Willen ging er zu ihr hinüber und baute sich vor ihr auf. Er sollte sie am Arm packen und aus seiner Unterkunft werfen. Dieses armselige Mädchen war nichts weiter als eine Marionette. Sie war es nicht einmal wert, dass man Mitleid mit ihr empfand.
    »Warum willst du noch bleiben?«, fragte er barsch. »Rede, oder ich ziehe dich an deinen Ohren hier raus.«
    Theta hob zögernd den Kopf, und Sergh da Teffrons Herzschlag beschleunigte sich. Bei allen Göttern Arkons, warum sah er erst jetzt, wie unglaublich schön diese junge Frau war? Die Farbe ihrer Augen hatte sich durch das Weinen in ein glutiges Rot verwandelt. Die feuchten Tränenspuren auf den Wangen glänzten wie Kristallstaub, und die winzigen Grübchen um die Mundwinkel erinnerten den Arkoniden an eine Zeit, in der auch er noch jung und voller Tatendrang gewesen war.
    »Wenn ich ... wenn ich bleibe«, sagte Theta zögerlich, »denkt Ihin vielleicht, dass ich ... dass wir ... dass ich dir zu Diensten war, Herr. Und dann ... dann wird sie mir vielleicht ... nicht wehtun.«
    »Was redest du da für einen Unsinn?«, begehrte da Teffron auf. »Ihin hat ihre Mädchen nie geschlagen. Schläge hinterlassen Spuren.«
    »Du musst mir nicht glauben, Herr«, gab Theta zurück. »Wäre ich an deiner Stelle, würde ich es auch nicht tun. Aber gib mir nur diese eine Stunde, und ich werde dich nie mehr um etwas bitten.«
    Sergh da Teffron sah der jungen Frau tief in die Augen, und sie hielt seinem Blick mühelos stand.
    Warum nicht?, dachte er. Sie kann mir nichts anhaben, denn ich habe sie durchschaut. Warum soll ich mich also nicht noch ein bisschen mit ihr amüsieren?
    »Na schön«, sagte er laut und grinste. »Du kannst bleiben. Aber du wirst dir deinen Aufenthalt verdienen müssen ...«

9.
     
    Ihin da Achran sichtete die letzten

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