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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Soldaten. Es fanden zwar keine organisierten Jagden auf uns statt, aber jeder Arkonide wusste, wo er uns zu suchen hatte, wenn ihm nach ein bisschen Spaß zumute war.«
    »Spaß?«, fragte Rhodan ungehalten »Ist das der Begriff, den die Arkoniden benutzen? Spaß?«
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Freund Perry?«, erkundigte sich Shy besorgt. »Du klingst so komisch.«
    »Hier ist einiges nicht in Ordnung«, sagte Rhodan in mühsam unterdrücktem Zorn. »Habt ihr euch denn nie gewehrt? Habt ihr euch nie gegen diese barbarische Behandlung aufgelehnt?«
    »Warum hätten wir das tun sollen?«, wunderte sich Veram. »Die Arkoniden hätten uns nur bestraft, und unsere Brüder und Schwestern hätten noch mehr gelitten. Ist es da nicht viel vernünftiger, sich an den zwar überschaubaren, aber glücklichen Momenten zu erfreuen, die das Leben bereithält? Eine Stunde gemeinsamen Schweigens. Ein Bad im Sickersee unter den verlassenen Stollen. Dem Gesang des Durchbruchs lauschen. Es gibt so vieles, für das es sich zu leben lohnt.«
    Rhodan schwieg betreten. Wer gab ihm das Recht, das Verhalten der Missk zu kritisieren? Er, der nie Unfreiheit und Unterdrückung hatte erdulden müssen, der nie hatte hungern oder frieren müssen, der ein gutes, ein erfülltes, ein unabhängiges Leben gelebt hatte – wie konnte er es wagen, diese Wesen zu tadeln, weil sie sich nicht gegen ihr Joch stemmten?
    »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft«, sagte Rhodan und erhob sich. »Und ich danke dir für deine Geschichte. Ich werde sie mit mir nehmen und weitererzählen, denn sie ist es wert, gehört zu werden.«
    »Du bist ein kluger Mann, Perry Rhodan«, sagte Veram. »Sind alle Menschen so klug wie du?«
    »Ich weiß nicht, ob ich klug bin. Ich versuche lediglich, das zu tun, was ich für richtig halte.«
    Er wandte sich zum Gehen. Noch ehe er die Kabine verlassen hatte, war die alte Missk vor Erschöpfung eingeschlafen.
     
    Eine halbe Stunde später hockte Rhodan auf einer der Treppen, die die Laufstege in der Maschinenhalle miteinander verbanden. Er fühlte sich furchtbar müde, wusste aber genau, dass er im Moment keinen Schlaf finden würde.
    In seiner Hand hielt er den Zellaktivator.
    Seit er den zweiten Vorstoß nach Arkon begonnen hatte, war wenig Zeit zum Innehalten und Nachdenken geblieben. Streng genommen besaß er diese Zeit auch jetzt nicht. Vielleicht warteten die Gefährten bereits an Bord der TIA'IR auf ihn und fragten sich, wo er so lange blieb.
    Andererseits spürte er deutlicher als jemals zuvor, dass er all das, was er in den letzten Wochen erfahren und erlebt hatte, dringend analysieren musste. Am liebsten wäre er zur Erde geflogen und hätte sich dort mit Reg und Eric, seinen Kameraden von der STARDUST, beraten. Die verfahrene Lage verlangte nach einer detaillierten Erörterung, insbesondere seit der am Horizont heraufdämmernden Gefahr eines neuen Methankriegs.
    »Was ist das?«
    Die Stimme ließ Rhodan zusammenzucken. Er war tief in Gedanken versunken gewesen und hatte Shy nicht kommen hören.
    »Entschuldige bitte, Freund Perry«, sagte der kleine Missk erschrocken. »Ich wollte dich nicht stören. Ich wollte dich nur fragen, ob du etwas brauchst. Am besten verschwinde ich ganz schnell und ...«
    »Nein.« Rhodan schüttelte den Kopf. »Bitte bleib hier und setz dich. Du störst mich nicht.«
    Shy beäugte neugierig den Aktivator.
    »Das ist ein Geschenk, das ich von einem Arkoniden namens Atlan erhalten habe.« Rhodan ließ die dünne Kette, an der das eiförmige Gerät hing, durch seine Finger gleiten. »Wenn man es wie ein Schmuckstück um den Hals trägt, sorgt es dafür, dass man niemals krank wird und nicht mehr altert. Theoretisch könnte man ewig leben.«
    »Ewig?«, fragte Shy zweifelnd. »Wie lang ist ewig?«
    »Sehr lang«, antwortete Rhodan.
    »Länger als hundert Jahre?«
    »Sehr viel länger als hundert Jahre.«
    »Dann ist es ein schlechtes Geschenk, Freund Perry!«
    »Warum das?« Rhodan drehte den Kopf und sah den Missk an.
    »Weil man dann ganz allein ist«, gab Shy zurück. »Weil deine Brüder und Schwestern sterben und du nicht. Wosnik sagt, es gibt nichts Schlimmeres, als allein zu sein, und ich glaube, er hat recht.«
    »Ja. Wahrscheinlich hat er das.«
    »Möchtest du ewig leben, Freund Perry?«
    Rhodan schloss die Hand um den Aktivator. »Das ist genau die Frage, die ich mir selber immer wieder stelle, mein Kleiner«, sagte er leise. »Man könnte meinen, die Antwort darauf sei einfach,

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