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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Lotsen war sie als Noika Semsin verzeichnet. Die Rudergängerin vertrieb sich die Zeit, indem sie die Wege der drei Gha'essold so weit wie möglich zurückverfolgte. Neue Erkenntnisse brachte ihr das aber nicht.
    Am frühen Abend heulte einer der Giftwinde über die östlichen Ausläufer Ghewanals. Im Nordmeer hatte sich ein heftiger Sturm zusammengebraut, der hochtoxische Algen an die Wasseroberfläche spülte. Die Pflanzen gaben ihre Schadstoffe an die Luft ab, und der Wind trug sie in Richtung Stadt. Die arkonidischen Baumeister von einst hatten allerdings eine findige architektonische Alarmanlage ersonnen, indem sie die meisten Gebäude so angeordnet hatten, dass die engen Straßenschluchten wie ein Tonkanal wirkten und durch die kreuzenden Böen ein hohes, geisterhaftes Wimmern entstand. Spätestens dann war es für die Bewohner Ghewanals an der Zeit, einen sicheren Unterschlupf aufzusuchen oder sich eine der überall kostenlos verfügbaren Atemmasken aufzusetzen.
    Ihin da Achran fröstelte, während sie die Bilder über die Holos laufen sah. Die Rudergängerin fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Arkoniden überhaupt auf Artekh 17 leben konnten. Diese Welt fraß sich langsam und unaufhaltsam in einen hinein, machte einen blind und taub, und ehe man es sich versah, hatte sie einen vollständig verschluckt.
    Kurz nachdem der Sturm sich verzogen hatte, lief mit Evengor Malek der Vierte im Bunde ein. Der wuchtige Mann, dessen Haut im Licht der Scheinwerfer des Raumhafens grünlich schimmerte, stapfte über die Plattform, als würde er sich durch tiefen Schnee bewegen. Nun fehlte nur noch Sirran Taleh, jener Fremde, mit dem sie am Sonnenleuchtfeuer Hela Ariela kurz in Funkkontakt gestanden hatte.
    Die Meldung der Sondereinheit, die während der Parade mit der Absicherung der Verkehrswege betraut gewesen war, hätte Ihin da Achran beinahe übersehen. Offenbar war es auf der Lashkar-Kreuzung zu einem Zwischenfall mit einem Missk gekommen. Diese noch während des Methankriegs genetisch gezüchteten Geschöpfe waren zunächst als billige Arbeitskräfte für die Minen eingesetzt und später in die Tiefen Ghewanals verbannt worden. Wenn es nach der Rudergängerin gegangen wäre, hätte man die primitiven und allenfalls mit rudimentärer Intelligenz ausgestatteten Kreaturen längst ausgerottet, doch das Flottenkommando ließ das nicht zu. Für die auf der Insel stationierten Soldaten gab es meist wenig zu tun, und die Jagd nach den weißhäutigen Missgeburten war zu einem beliebten Freizeitvergnügen geworden.
    Mit mäßigem Interesse nahm da Achran zur Kenntnis, dass vor einigen Wochen ein Befehl ergangen war, der alle weiteren Nachstellungen bis auf Weiteres verbot. Die Missk, so hieß es in der von Sergh da Teffron persönlich unterzeichneten Anordnung, stünden ab sofort unter besonderem Schutz und seien in Ruhe zu lassen.
    Der Missk, der es gewagt hatte, die Parade des Regenten auf der Lashkar-Kreuzung zu stören, war von drei Ordnungskräften beiseitegeschafft worden. Zwei Stunden später hatte man das Trio dann bewusstlos in einem schmalen Innenhof entdeckt. Der Missk war verschwunden, und die Soldaten berichteten von einem Unbekannten, der sie hinterrücks angegriffen und brutal niedergeschlagen hatte.
    Ihin da Achran programmierte eine Bildauswertung sämtlicher Kameras, die sich im Umkreis von einem Kilometer zum Tatort befanden. Dann lenkte ein auf ihrem Privatkanal einlaufender Anruf die Rudergängerin ab. Sie schob das Holo mit einer knappen Handbewegung zur Seite und aktivierte die Verbindung.
    Das hübsche Gesicht Thetas materialisierte aus dem Nichts. Die Kurtisane senkte kaum merklich den Kopf. »Ich habe nicht viel Zeit«, begann sie ohne jede Begrüßung. »Die Hand ist in einer Besprechung mit den Sektionsleitern des Orbitalgeflechts.«
    »Hast du dich vergewissert, dass du nicht überwacht wirst?«, fragte da Achran.
    »Selbstverständlich. Er ist immer noch misstrauisch, aber ich glaube, dass er angebissen hat. Bis er mir völlig vertraut, wird es allerdings eine Weile dauern.«
    »Gut gemacht«, lobte die Rudergängerin. »Du rufst mich aber sicher nicht an, um Höflichkeiten auszutauschen. Was ist los?«
    »Er sucht nach etwas ... nein, nach jemandem«, sagte die junge Frau. »Erst kurz bevor er gegangen ist, hat er die Überwachung des Raumhafens massiv verstärkt. Ich komme leider nicht an seine Datenspeicher heran. Ich könnte es natürlich versuchen, aber er ist sicher nicht so leichtsinnig und

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