PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
musste trotz seiner unangenehmen Lage grinsen. Wer immer diese Arkonidin war: Sie war nicht auf den Mund gefallen.
»Setz dich«, sagte Nadaye und drückte ihn in eine schmale Nische hinein, die von einem Vorhang verhängt war. Dahinter standen ein runder Tisch und einige mit blauem Stoff bezogene Sessel. Von der Decke hing eine schwach leuchtende Kugel, die schummriges Licht verbreitete. Rhodan ließ sich in eines der Sitzmöbel fallen.
»Hier bist du bis zum Morgengrauen sicher«, sprach die Frau weiter, nachdem sie sich ebenfalls gesetzt hatte.
»Wer ...?«, setzte Rhodan an, doch Nadaye erlaubte ihm nicht, seine Frage zu beenden.
»Halt den Mund und hör zu. Wenn du die TIA'IR erreichen willst, ohne Sergh da Teffron in die Hände zu fallen, musst du dich um einiges klüger anstellen. Deine Freunde sind bereits an Bord der Jacht. Du dagegen hast viel zu viel Zeit vertrödelt. Da Teffrons Netz ist inzwischen lückenlos.«
»Was soll ich ...?«, versuchte es Rhodan erneut.
»Du sollst still sein und zuhören«, wies ihn die Arkonidin erneut zurecht. »Hinter dir findest du ein Päckchen mit Kleidung, einer weißen Perücke und roten Kontaktlinsen. Außerdem eine Geldkarte mit einem kleinen Guthaben sowie ein paar Banknoten. Die silberne Spange mit dem Symbol des Imperiums befestigst du am Kragen deiner Jacke. Sie erzeugt ein räumlich begrenztes, elektromagnetisches Feld, das deine Gesichtszüge für alle Kameras leicht verzerrt. Das sollte genügen. Lass dir nicht zu viel Zeit, bevor du von hier verschwindest. Wir beide haben uns nie gesehen. Ich wünsche dir viel Glück. Ach ja, noch etwas: Vergiss den Missk, den du suchst! Du kannst es dir nicht leisten, dich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten!«
Nadaye wandte sich ab und wollte verschwinden, doch Rhodan packte sie am Handgelenk. »Warte!«, rief er. »Sag mir wenigstens, wem ich meinen Dank schulde. Warum hilfst du mir?«
»Du schuldest niemandem etwas«, sagte die Frau mit plötzlichem Ernst. »Ich mag dich, deshalb gebe ich dir einen kostenlosen persönlichen Rat, Sirran Taleh vom nicht existierenden Planeten Sand: Setz dich in dein hübsches Raumschiff und flieg davon. Flieg, so schnell und so weit du nur kannst, und komm nie mehr zurück.«
Bevor Rhodan etwas erwidern konnte, hatte sie ihre Hand seinem Griff entzogen und war durch den Vorhang verschwunden. Lange Minuten saß er einfach nur da und starrte ins Leere. Schließlich zuckte er mit den Schultern, atmete tief durch, griff hinter sich – und begann Maske zu machen.
16.
Sergh da Teffron hatte Theta weggeschickt. Wenn sie tatsächlich Ambitionen hatte, in Zukunft als seine Assistentin zu arbeiten, musste sie ihre Fähigkeiten zunächst einmal unter Beweis stellen. Die Organisation eines Treffens mit den Flottenkommandeuren für den frühen Morgen erschien ihm da genau die richtige Herausforderung. Vielleicht würde er sie sogar mitnehmen und sie anweisen, das Kleid aus Rohin-Seide anzuziehen, mit dem sie ihn bei seiner Rückkehr in seine Privatgemächer überrascht hatte. Der seltene Stoff änderte sein Reflexionsverhalten abhängig vom emotionalen Zustand aller sich in einem Umkreis von drei Metern aufhaltenden Personen. Mit wachsender psychischer Anspannung wurde er immer transparenter. Die Hand des Regenten empfand ein diebisches Vergnügen dabei, sich vorzustellen, wie die in Ehren ergrauten Admiräle seine Assistentin mit den Augen auszogen – und schließlich begreifen mussten, dass sie genau das nicht nur in ihrer Vorstellung, sondern auch im Wortsinn taten.
Obwohl er in der Nacht so gut wie keinen Schlaf gefunden hatte, fühlte sich Sergh da Teffron wie neugeboren, ja geradezu verjüngt. Theta, das wusste er inzwischen, war eine außergewöhnliche Frau, und im Nachhinein war er froh, seinem ersten Impuls nicht nachgegeben und sie abgewiesen zu haben.
Die Frage, ob die Kurtisane nun tatsächlich von Ihin da Achran oder dem Regenten geschickt worden war, um ihn auszuspionieren, war plötzlich gar nicht mehr so wichtig. Da Teffron glaubte in Thetas Augen aufrichtige Bewunderung für ihn zu lesen – und was war daran erstaunlich? Er hatte es vom geächteten Statthalter auf Naat zum zweitmächtigsten Mann des Imperiums gebracht. Vermutlich gab es im gesamten Sternenreich keine Frau von Format, die nicht davon träumte, ein kleines Stück dieser Macht mit ihm zu teilen.
Theta war nicht nur schön, sondern auch klug. Sie wusste sich unterzuordnen, kannte ihren Platz im Konzert
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