PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
Schulter nach links. Die vier wenig freundlich dreinblickenden Männer in den schwarzen Uniformen sind deinetwegen hier.«
Sie hatte recht. Knapp fünfzig Meter entfernt bahnte sich ein Quartett von Soldaten seinen Weg durch das Gedränge. Es ging dabei wenig zimperlich vor und stieß jene, die nicht schnell genug Platz machten, rüde zur Seite. Laute Rufe und Verwünschungen erklangen, was die kräftig gebauten Arkoniden allerdings völlig kalt ließ.
»Los!«, zischte Nadaye und zog ihn mit sich. »Und sei nicht so verdammt steif!«, fügte sie nach wenigen Schritten hinzu. »Bist du noch nie mit einer Frau spazieren gegangen?«
Rhodan legte seinen Arm um Nadayes Hüfte.
Die Frau lächelte zuckersüß und küsste ihn auf die Schläfe. »Na also«, sagte sie zufrieden. »Und jetzt vorwärts. Schau nicht zurück.«
Seine neue Begleiterin bewegte sich ausgesprochen geschickt. Wann immer sich in der Wand aus Leibern vor ihnen auch nur die kleinste Lücke bildete, schlüpfte sie hindurch und zerrte ihn mit sich. Die zornigen Flüche hinter ihnen wurden immer leiser. Offenbar entfernten sie sich schnell von den Verfolgern.
Als sie einen übergewichtigen Arkoniden passierten, der eine Jacke mit Hunderten von goldenen Knöpfen trug, an denen winzige Glöckchen hingen, erhielt Rhodan unvermittelt einen Stoß in den Rücken, verlor das Gleichgewicht, geriet ins Stolpern und schlug lang auf den Boden. Zu allem Überfluss rutschte auch noch der Zellaktivator aus seiner Tasche und rollte über den steinernen Untergrund. Blitzschnell griff er zu und steckte ihn wieder ein.
Nadaye blickte ihn tadelnd an, als er sich aufrappelte und unter dem schadenfrohen Kichern einiger Zuschauer seine Kleider abklopfte. Offenbar hatte ihn einer der Umstehenden angerempelt, aber immerhin schien die Arkonidin den Aktivator nicht gesehen zu haben. Zumindest erwähnte sie ihn nicht.
»Wer bist du?«, stellte Rhodan die drängendste der ungefähr tausend Fragen, die ihn beschäftigten. »Warum hilfst du mir?«
»Willst du jetzt diskutieren oder lieber deine Haut retten?«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.
Rhodan schwieg. Hatte sie durch Zufall bemerkt, dass sich die Ordnungskräfte für ihn interessierten, und erhoffte sich eine saftige Belohnung, wenn sie ihn dem Zugriff der Staatsmacht entzog? Unwahrscheinlich.
Nadaye sagte etwas, das Rhodan nicht verstand und der Translator nicht übersetzte. Vermutlich ein paar deftige Schimpfworte. »Da sind noch mehr!«, informierte sie ihn und nickte in Richtung einer Seitenstraße, auf die sie sich bislang zubewegt hatten. Weitere Uniformierte hatten sich dort in einer Reihe aufgestellt und spähten in die Menge. »Dort vorn kommen wir unmöglich durch.«
»Was machen wir?«
»Da rein!« Die Arkonidin löste sich von ihm und stieß ihn in Richtung einer breiten, aber ungewöhnlich niedrigen Tür, die sich bei Annäherung automatisch öffnete. Warme Luft und ein süßlicher Duft schlugen ihnen entgegen.
Der Raum war hoffnungslos überfüllt, doch Nadaye schob ihn unbarmherzig weiter. Der Translator war von dem herrschenden Stimmengewirr offenkundig überfordert, denn er lieferte nur ab und an ein paar unverständliche Worte und Satzfetzen. Anscheinend hatten sie eine Art Kneipe betreten – dem Gedränge nach zu schließen, eine überaus beliebte noch dazu.
»Hallo, schöne Frau!«, hörte Rhodan jemanden hinter sich grölen. »Ich bin kein Mann für eine Nacht, aber zwei Stunden hätte ich Zeit!«
Rhodan drehte den Kopf und sah einen fast zwei Meter großen Arkoniden in einer Art rotem Einteiler mit ausladenden Hosenbeinen. Die verschwitzten weißen Haare hingen ihm wirr in die Stirn, und die Rechte hielt den Henkel eines großen Maßkrugs umklammert. Einige der um ihn herum versammelten Männer, vermutlich seine Freunde, lachten laut.
Und noch so ein Gesetz, das wohl auf allen bewohnten Welten der Milchstraße seine Gültigkeit hat, dachte Rhodan kopfschüttelnd. Ob wohl schon jemals ein Mann eine Frau mit einem derart einfältigen Spruch rumgekriegt hatte?
»Suchst du einen starken Mann, der dir die kalte Nacht verkürzt, Süße?«, setzte der Schwachkopf im roten Strampelanzug – offenbar ermutigt durch das Gelächter seiner Saufkumpane – nach.
»Ja«, gab Nadaye zurück und lächelte ihn an. »Wollen du und deine Freunde mir bei der Suche helfen?«
Bevor der Bursche reagieren konnte, hatten sie ihn bereits passiert und waren in der Anonymität der Masse untergetaucht. Rhodan
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