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PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit

Titel: PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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an dem sich die Arkoniden seit vielen Jahrtausenden entwickelt hatten, und selbst wenn er das wenige, das Crest, Thora und Atlan bislang von ihrer Heimat erzählt hatten, von aller Leidenschaft und Emotionalität befreite, blieb noch immer genug übrig, um ihn zu elektrisieren.
    Sein Blick fiel auf die Datumsanzeige seines Armbandchronometers. Auf der Erde schrieb man den 12. Mai des Jahres 2037. In Terrania war es früher Abend. Vor rund drei Monaten war er von dort zu seinem zweiten Vorstoß nach Arkon aufgebrochen, doch es kam ihm vor, als wäre er bereits viele Jahre unterwegs.
    Nun, da er zum ersten Mal seit dem Verlassen des alten Fabrikgeländes und dem Beginn seiner Irrfahrt über Ghewanal wieder Atem schöpfen konnte, kehrten auch die Erinnerungen zurück, die geradezu überfallartig auf ihn eingestürmt waren, kurz nachdem Atlan ihm den Zellaktivator ausgehändigt hatte. Es hatte sich angefühlt, als würde jemand ein Feuerwerk in seinem Geist abbrennen, und jede einzelne Rakete, die vielfarbig und Funken sprühend in seinem Schädel zerbarst, repräsentierte einen Moment seines Lebens, den er aus irgendeinem Grund nicht vergessen durfte.
    Seine Gedanken kehrten zu Deborah zurück. Er hatte sich damals schwere Vorwürfe gemacht, hatte sich jahrelang eingeredet, dass er sie hätte retten können, wenn er sich nur mehr angestrengt, sich stärker bemüht hätte. Die Worte seines Onkels Karl hatten zunächst nicht geholfen, doch irgendwann musste er einsehen, dass der alte Mann wahrscheinlich der Klügere von ihnen beiden gewesen war.
    Kein Mensch kann einen anderen Menschen vor sich selbst schützen.
    Rhodan vermisste Deb in jeder einzelnen Sekunde seines Lebens, doch das, was ihr zugestoßen war, hatte sie sich einzig und allein selbst angetan. Und all jenen, denen sie etwas bedeutet hatte!
    Seit diesen Ereignissen war viel Zeit vergangen, und so manche Wunde war inzwischen vernarbt. Letztlich hatte das Schicksal es mehr als gut mit ihm gemeint. Zwar war ihm nichts geschenkt worden, doch jedem Kampf wohnte nun einmal das Element des Zufalls inne. Was ihn betraf, hatte sich das Pendel häufig in seine Richtung geneigt.
    Ein leises Klopfen an der Kabinentür riss ihn aus den Gedanken. Auf sein »Herein!« ließ die Automatik das Schott zur Seite fahren.
    »Störe ich?«, fragte Atlan.
    Rhodan richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollte ohnehin gerade in die Zentrale gehen. Der Abflug des Trosses ist sicherlich ein faszinierendes Spektakel.«
    »Ein paar Minuten haben wir noch.« Atlan betrat die Kabine; das Schott schloss sich hinter ihm. Der Blick des Arkoniden huschte durch den engen Raum und blieb schließlich an dem Zellaktivator hängen. Rhodan hatte ihn auf den Tisch gelegt, bevor er in der Nasszelle verschwunden war.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, sagte er langsam. »Sehr lange.«
    »Haben Sie auch eine Entscheidung getroffen?«
    Rhodan nickte. Dann hob er den Kopf und sah dem Arkoniden direkt in die Augen. »Darf ich Ihnen eine sehr persönliche Frage stellen, Atlan?«
    Der Angesprochene wand sich zwischen Tisch und Bett hindurch und setzte sich Rhodan unmittelbar gegenüber auf den Stuhl. »Wir sind unter uns«, gab er zurück. »Warum also nicht?«
    »Wenn Sie an meiner Stelle wären«, sagte Rhodan, »und wenn Sie wüssten, was Sie nach zehntausend Jahren Unsterblichkeit zwangsläufig wissen – würden Sie Ihr Geschenk annehmen?«
    Atlan lachte leise. »Ich fürchte, ich kann Ihnen in dieser Sache nicht helfen. Wenn Sie mich fragen, ob ich meine damalige Entscheidung bereue, dann antworte ich mit einem klaren Nein. Extreme Langlebigkeit hat wie wohl alles in diesem Universum ihre Licht- und Schattenseiten. Sie werden sich von ein paar Illusionen verabschieden müssen. Sie werden feststellen, dass sich manches nicht ändern lässt, egal wie oft Sie es auch versuchen. Und Sie werden lernen müssen, mit Verlust umzugehen.«
    »Und mit Einsamkeit«, fügte Rhodan hinzu.
    »Ja, damit sicher auch.«
    Einige Sekunden lang sprach keiner der beiden Männer ein Wort. Dann griff Rhodan nach dem eiförmigen Gerät und hielt es dem Arkoniden hin.
    »Ihr Vertrauen ehrt mich«, sagte er ernst. »Und ich bin mir bewusst, welche einmalige Gelegenheit Sie mir bieten. Aber ich muss ablehnen.«
    Atlan nahm den Aktivator entgegen. »Verraten Sie mir den Grund?«, wollte er wissen. Er klang weder ärgerlich noch enttäuscht.
    »Ja. Ich glaube, man könnte es ›gesundes Misstrauen‹ nennen.

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