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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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gleichzeitig ausfallen, um die Kette zu unterbrechen. »Das kann kaum ein Zufall sein.«
    »Können Sie mir auch etwas darüber sagen, was ich noch nicht weiß?«
    »Was denken Sie denn, was dafür verantwortlich ist?«
    »Die naheliegenden Möglichkeiten kennen Sie ebenso wie ich: ein Hypersturm. Ein Softwarefehler ...«
    »Der größte Hypersturm, an den ich mich entsinne, hatte eine Ausdehnung von gerade mal fünfzehn Lichtjahren«, wandte Anra'Thir'Nom ein. »Und die Software der Relaisstationen fällt nicht einfach so von heute auf morgen aus. Wir benutzen innerhalb des Abgrunds dieselben Protokolle wie vor dreihundert Jahren. Natürlich wird die Sicherheit aber kontinuierlich angepasst. Ich kann Ihnen jede Änderung nennen, die wir seit dem großen Defekt vor zweitausend Jahren daran vorgenommen haben, plus den Namen des verantwortlichen Lotsen. Alles Teil unserer Ausbildung.«
    Einen kurzen Moment lang glaubte er, die Rudergängerin würde lächeln, doch das musste eine Täuschung gewesen sein. Stattdessen verschränkte sie die Arme, sah ins All hinaus und schien kurz Zwiesprache mit ihrem Adjutanten in der Zentrale zu halten. Die Worte konnte er nicht verstehen, dafür fiel ihm zum ersten Mal ihr Parfüm auf: zu süß für seinen Geschmack, aber nicht ohne Reiz, wie ein schwerer Gewürzwein. Nicht, dass er viel von Duftwässern verstünde.
    »Dann muss etwas die Relais physisch zerstört haben. Ich weigere mich, an einen Asteroidenschwarm oder Ähnliches zu glauben; das wäre, wie mit einer Handvoll Kiesel nach Staubkörnern in einem Frachtraum zu werfen. Jemand muss sie gezielt vernichtet haben.«
    »Jemand oder etwas?«
    Sie hob die Schultern. »Entweder wir haben es mit einer neuen Gefahr zu tun, die wir noch nicht kennen – ein Zusammenschluss von Gesetzlosen, Saboteuren einer feindlichen Macht –, oder eine sehr alte Gefahr ist zurückgekehrt.«
    »Die Methans?«, fragte er gutmütig.
    »Was, finden Sie den Gedanken etwa erheiternd?«
    »Es überrascht mich einfach, dass Sie gewillt sind, an ein Phantom der Vergangenheit zu glauben, das uns seit einer Ewigkeit nicht mehr behelligt hat. Aber die Existenz der Sternengötter und ihrer Widersacher stellen Sie in Abrede.«
    »Ich glaube an das, was ich sehen und greifen kann.«
    »Dann werden Sie nicht umhinkommen, hinzufliegen und nachzusehen, wenn Sie eine Antwort wünschen.«
    »Das ist bereits geschehen. Da.« In der Ferne, nahe der monströsen Umrisse von Hamtar-22, flammten mächtige Triebwerke auf, ein gleißender Strahlenkranz an jedem Ringwulst. Lautlos nahmen die Schiffe Fahrt auf, bis sie schließlich kometengleich dahinschossen und vor dem Licht der galaktischen Krone verblassten. »Die Garnison des Weltraumbahnhofs hat sechs Schiffe entsandt, um nachzusehen und die Funkverbindung wiederherzustellen.«
    »Und werden wir ihre Wiederkehr abwarten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir bereiten uns wie geplant auf den nächsten Sprung vor.«
    »Rudergängerin. Bei allem Respekt, Sie handeln verantwortungslos. Gegenüber sich selbst und Ihrem Tross.«
    Ihr Kopf schoss herum, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er etwas in der Art sagte. »Es fällt so leicht, die Schuld bei jemand anderem zu suchen, nicht wahr?«
    Das sagt sie mir?, wunderte er sich. Diplomatisch legte er die Fingerspitzen zusammen, versuchte, Ruhe auszustrahlen. »Sehen Sie den Zusammenhang denn nicht? Man fliegt nicht mit 178 Schiffen über den Abgrund und schon gar nicht mit 179. Sie sind die erste Khestan, die ich in meinen Zeiten als Hoher Lotse erlebt habe, die sich über die göttliche Weisung einfach hinwegsetzt – und selbst Sie wären früher nicht so leichtfertig gewesen.« Was hat sich geändert in Ihrem Leben, dass Sie bereit sind, solche Risiken einzugehen? »Die Götter herauszufordern, das hat für uns Sterbliche noch nie ein gutes Ende genommen. Keine Angst, ich werde nicht die alten Dichter zitieren. Ich gehe fest davon aus, dass Sie sie aus Ihrer Zeit bei Hofe kennen.«
    Sie ging nicht auf die persönliche Bemerkung ein. »All Ihre angeblichen Beweise für eine statistische Präferenz Ihres sogenannten Gwalontars sind wissenschaftlich gesehen haltlos. Es gibt absolut keinen Beweis, dass die Größe unseres Trosses mit diesen Ausfällen in irgendeinem Zusammenhang steht.«
    »Weil Sie nicht sehen, was ich sehe.«
    »Ach ja? Was sehen Sie denn hier oben in Ihrer Kuppel? Was tun Sie eigentlich den ganzen Tag?«
    Eine Antwort auf diese Frage war unter seiner

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