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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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anderen Weg geben. Einen Weg, diesen Planeten und all die anderen zu retten. Den Krieg zu beenden.
    Den Krieg gegen die Methans? Vielleicht schon, spottete mein Extrasinn. Aber nicht den gegen dich selbst oder dein Erbe ...
    »Eine Nachricht für dich.« Die Positronik riss mich aus meinen Gedanken.
    Es war die Nachricht, auf die ich schon lange gewartet hatte, und sie hatte einen langen Weg über Hyperfunkrelaisstationen hinter sich: Die Frachter waren unterwegs. In ein, spätestens zwei Tagen würden sie uns erreichen. Ich atmete erleichtert auf.
    Dann fiel mein Blick auf die Anzahl der Schiffe: fünfzehn Frachter – aber bloß fünf Kriegsschiffe. Ich schaute nach dem Namen der Kommandantin, und da setzte mein Herz einen Schlag lang aus: Demeira on Thanos. Ich hatte sie nie persönlich getroffen, aber ich kannte noch ihren Vater – und wusste, dass mein Vater viel auf ihn gehalten hatte. Wenn er uns bloß fünf kampftaugliche Schiffe schickte, diese aber ausgerechnet dem Kommando dieser Frau unterstellte, konnte das nur eines bedeuten: Er schrieb die Kolonie ab.
    Und er schrieb mich ab.
    Ich wusste, wie Mascudar da Gonozal dachte: Nicht, dass es ihn persönlich allzu treffen würde, wenn seinem nutzlosen Sohn etwas zustieß. Aber wenn der Imperator seinen Nachfolger im Kampf um eine unbedeutende Kolonie an den Feind verlor ... Das machte sich nicht gut im Imperium. Mein Tod würde in den Augen der Öffentlichkeit nicht als meine Schwäche wahrgenommen werden, sondern seine. Um meine Position hier nachhaltig zu stärken, hätte es aber mehr bedurft als einen Schlachtkreuzer und vier Begleitschiffe.
    Demeira on Thanos brachte nicht bloß Güter nach Larsaf III. Sie sollte auch etwas von hier wegbringen.
    Mich.
    Einen Augenblick lang fühlte ich mich so ohnmächtig wie nie zuvor in meinem Leben.
    »Positronik«, sagte ich. »Bereite eine Botschaft zur Heimatwelt vor. Oberste Priorität!« Es würde eine Weile dauern, bis eine solche Botschaft Arkon erreichte. Hunderte, wenn nicht Tausende Relaisstationen wären dafür nötig. Doch ich musste mit der einen Person am Hofe reden, die noch bei Sinnen war und die mir vielleicht sagen konnte, was in Wahrheit eigentlich vorging.
    Die einzige Person, deren Rat ich jetzt brauchte.
    Ein großer Schmetterling taumelte durch die abendliche Brise. Es war ein schönes Exemplar und hatte sich hoch hinausgewagt. Einen Moment versuchte er, auf meiner Plattform zu landen, doch das Cyarii-Glas hielt ihn davon ab. Aus seiner Sicht musste ich wie ein Gefangener sein, in ein unsichtbares Gefängnis in der Spitze meines Turms gesperrt.
    Er flatterte einen Moment aufgeregt, dann drehte er ab.
    Die Positronik gab keine Antwort.
    »Positronik!«, wiederholte ich.
    Schritte kamen hinter mir die Treppe herauf.
    »Sie kann dich nicht hören«, sagte eine Stimme.
    Ich fuhr herum.
    Vor mir stand ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Er war ein Arkonide, jung und athletisch und mit langem Haar, doch sein Gesicht war ebenso makellos wie unscheinbar. Ein Gesicht, das man leicht wieder vergaß.
    Mach dir nichts vor, sagte mein Extrasinn. Wenn du diesen Mann schon einmal gesehen hättest, wüsstest du es. Er gehört nicht hierher. Mach dir also lieber Gedanken um die Tatsache, dass er deine Sicherheitssysteme überlistet hat.
    Einen Moment lang war ich mir schmerzlich der Tatsache bewusst, dass ich in schwindelerregender Höhe auf einer hauchdünnen Fläche unsichtbarem Glasschaum stand. Ich hatte nicht einmal eine Waffe bei mir.
    Der Fremde lächelte mich an. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bin hier, um zu helfen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Nur ein Bote. Ich bringe eine Nachricht von Crysalgira da Quertamagin.«
    Ungläubig starrte ich ihn an. Konnte das noch ein Zufall sein? Dass meine Adoptivschwester sich just diesen Moment, in dem ich an sie dachte, ausgesucht hatte ...
    Und Naats sind in Wahrheit für ihre Singstimme bekannt, höhnte mein Extrasinn. Du siehst Gespenster.
    »Sie sendet ein Geschenk«, fuhr der Bote fort. »Als Zeichen, dass ich kein Betrüger bin.« Er griff mit ruhiger Hand in seine Tasche und streckte mir ein schrilles, rosafarbenes Tuch entgegen, das mir bekannt vorkam. Natürlich war es unmöglich zu sagen, ob dieses Tuch tatsächlich meiner Ziehschwester gehörte; es gab mehr Tücher in ihrem Besitz als Sterne am Himmel. Doch es war definitiv ein Farbton und Stoff, der ihr gefallen hätte. Und als wäre das noch nicht Beweis genug, erfüllte im selben Moment der Duft

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