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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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bleiben. Ageare setzte ihren Weg fort. Zarte Fäden streiften über ihren Fluganzug wie Spinnweben. Sie fielen von den Wurzeln, die sich gleich einem Labyrinth vor ihr auftaten. Einige wölbten sich wie Tore.
    Ageare flog in den schlauchartigen Tunnel ein und stieß in eine weitere Höhle vor, die fast so groß wie die erste war. Neun Xirdor lagen am Boden, wiegten sich auf den verflochtenen Strängen wie Träumer, die im Geist hoch oben in den Lüften schwebten.
    »Volltreffer!« Sie zückte den Paralysestrahler und gab eine Schusssalve auf höchster Intensität ab. Drei der Xirdor erschlafften und hingen auf den astartigen Gebilden. Die anderen sechs erwachten und schwebten trotz mehrmaliger Treffer nach oben.
    »Ageare!« Tineriaans sonst gedämpfte Stimme schmetterte mit Trommelfell zerfetzender Intensität in ihr Ohr. »Das Gras reagiert auf den Beschuss! Raus mit dir!«
    »Gleich!« Ageare zückte ein Fangnetz aus einer der Beintaschen. Eilig hob sie den ersten Xirdor auf. Das Geschöpf wog kaum drei Kilogramm. Es fühlte sich sonderbar in den Händen an. Lebendig und doch wie ein Ding. »Ich schnapp mir die drei! Holt ihr euch die anderen sechs! Sie steigen senkrecht über mir auf!«
    In die Wurzelstränge kam Bewegung. Es ächzte und knackte beängstigend.
    »Ageare, mach zu!«
    Sie hatte die Xirdor. Das Netz fühlte sich so schwer an wie ein Sack mit Getreide. Durch eine Bewegung ihrer Arme brachte sie den Anzug zum Steigen. Meter um Meter glitt sie hinauf.
    Sie hatte etwa die Hälfte der Strecke zum Ausgang zurückgelegt, als ein beängstigendes Zischen erklang. Die Wände des Trichters vibrierten. Vor Schreck brach Ageare der Schweiß aus. So musste es sich anfühlen, in einem Khasurn festzusitzen, der kurz vor dem Einsturz stand.
    Die Pflanze sackte mit ohrenbetäubendem Zischen in sich zusammen. Ageare schrie auf. Nebel beschlug ihr Visier und machte sie orientierungslos. Sie spürte die rasch ansteigende Temperatur trotz des schützenden Anzugs.
    Auf dem Display spielte die Informationsanzeige verrückt. »Gefahr. Überhitzung«, stand dort in grellgrünen Lettern.
    Es klatschte und rauschte, als würden riesige Flügel über Ageare schlagen. Ein Pflanzenstrang donnerte mit Wucht gegen ihren Hinterkopf, erwischte den Helm und trieb sie gegen die schlaff werdende Naatgraswand. Der Stiel umschlang sie, zog sie mit sich, hinunter in die Finsternis.
    Etwas knackte hässlich. Dann folgte Stille.
     
    »Ageare!« Tineriaan starrte auf das Peilholo. Er ignorierte zwei Xirdor, die neben ihm aus dem Pflanzentrichter schossen, und beschleunigte mit maximalen Werten, um den Boden zu erreichen.
    Im Holo sah er, wie das Rotgras Ageare nach unten riss. Eigentlich wollte der Halm die Ara hinunter in die Wurzelhöhle ziehen, doch so weit hinunter kam sie nicht. Das gelbe Emblem verharrte knapp über der Erde, im Engpass der Pflanze, der einen natürlichen Flaschenhals bildete.
    Der Halm ruckte weiter, versuchte, sich zusammenzuziehen. Quetschte und presste gegen das Hindernis in seinem Inneren, das den endgültigen Rückzug blockierte.
    Julef flog näher. »Was haben Sie vor?«
    Tineriaan zog ein Vibromesser aus seiner Beintasche, das so lang wie eine Machete war. »Was Naats für Aras und Arkoniden tun. Ihnen den Arsch retten.«
    Tineriaan wollte etwas ganz anderes sagen, seine Angst zeigen, die ihn gepackt hielt, seitdem er die ersten Anzeichen des Absenkens der Pflanze bemerkt hatte.
    Mit einem wuchtigen Stich trieb er das Vibromesser durch die am unteren Ende holzartige Verschalung. Er schnitt beherzt durch das Pflanzenfleisch und riss innerhalb von wenigen Sekunden ein Loch, das lang wie sein Arm war.
    »Ageare! Melde dich!«
    Keine Antwort. Der Helmfunk blieb tot. Tineriaan roch seine eigene Angst, die seinen sonst bitteren Geruch süßlich machte. Was, wenn es zu spät war? Wenn die Pflanze Ageares Knochen zu Brei verarbeitet hatte?
    Zum ersten Mal seit Beginn dieses Auftrags erkannte Tineriaan, wie sehr er Ageare mochte. Sie war penetrant neugierig, eine schonungslose Antreiberin und nahm den Mund des Öfteren zu voll. Aber sie war das, was in seinem Leben am ehesten einem potenziellen Freund gleichkam. Zumindest, nachdem er verbannt worden war.
    Etwas Weißes blitzte zwischen dem Blauviolett auf.
    Tineriaan steckte das Messer weg, stieß beide Arme in den Schnitt, dass der blauschwarze Pflanzensaft an seinem Fluganzug entlangrann, und packte zu. Er fühlte den Helm, dann die Schultern, umfasste die

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