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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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jahrelanger Arbeit lag vor ihm. Ein ganzes zweites Leben.
    Nun hieß es, Abschied zu nehmen.
    Den ganzen Tag über hatte Epherem im Verborgenen seine Angelegenheiten geregelt, Dateien erstellt, Anweisungen und Dokumente, die er bereits für diesen Notfall vorbereitet hatte, überarbeitet und letzte Gespräche geführt.
    Vielleicht war das dumm, denn die Zeit drängte. Mit jeder Minute kamen die Soldaten des Imperiums näher, und Hallit hatte er nicht erreichen können. Aber Epherem wollte das, woran er sein Herz gehängt hatte, nicht einfach fallen lassen. Er wollte es in vertrauensvolle Hände abgeben. In die Hände von Sertian Nemo, seinem Verwalter, der von der Hauptkuppel aus auf ihn zukam.
    Obwohl Sertian bloß ein Halbarkonide war, handelte es sich bei ihm um eine treue Seele mit wachem Verstand und edlem Gemüt. Sertian lebte seit Jahrzehnten auf Thersunt. In seinem ersten Jahr hatte er während eines Sturms durch einen Unfall ein Auge verloren. Das Kunstauge hatte eine strahlend blaue Iris, die sich deutlich von der braunen im anderen Augapfel unterschied.
    Sertian näherte sich Epherem mit langsamen, kleinen Schritten. Er ging nie schneller als notwendig, dafür jedoch so beständig, dass er seine Ziele stets erreichte, im Laufen wie im Leben. Obwohl er eine eher unvorteilhafte, eckige Kopfform hatte, trug er die weißen Haare rasiert. »Epherem, was ist los mit dir? Du bist den ganzen Tag kaum aufzufinden.«
    »Ein neuer Auftrag. Ich erzähl dir morgen mehr darüber.«
    Morgen würde er schon fort sein, die Farm endgültig hinter sich gelassen haben.
    »Das klingt gut. Bis dahin bist du hoffentlich ein wenig aufmerksamer. Wir haben Besuch. Irgendwelche Xirdorforscher, die einen kaputten Fluganzug haben. Außerdem wollen sie ihren Farunk überprüfen.«
    »Kannst du dich um sie kümmern? Ich hab jede Menge zu tun, und ...«
    »Bei den Mondgeistern, du hast immer viel zu tun, Epherem. Außerdem ist das Essen bald fertig. Essen willst du ohnehin, oder? Norianna hat sich viel Mühe gegeben. Es gibt ihren berühmten Gelbbraten.«
    Epherem wägte kurz ab. Ein letztes Mitternachtsmahl. Dann eben mit Gästen. Er würde kaum Zeit verlieren.
    »In Ordnung. Sag Norianna, sie soll zwei Gedecke mehr auflegen.«
     
    Ageare sah über die mannshohen Stauden hinweg. In die violetten Blätter mischte sich ein metallener Schimmer, wann immer der Wind die hohen Stiele bog. Wie Wellen wogten die Lichtreflexe über die Pflanzen. Ein Meer, das zur Ernte bereit vor ihr lag. Wobei man gerade bei der Ernte vorsichtig sein musste.
    Wie das Senkgras und die Fadenpilze konnten die Nutzstauden Wasser abgeben und sich in Wurzelhöhlen zurückziehen. Mit diesem Wissen hatte das Feld vor ihr mit einem Mal etwas Bedrohliches an sich. Unbehaglich hob Ageare die Schultern. Der Vorfall im Naatgras hing ihr nach, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Zumindest flauten die Kopfschmerzen nach der zweiten Tablette deutlich ab. Ihr blieb eine Beule zur Erinnerung, von der sie tunlichst die Finger ließ. Jede Berührung pochte bis in die Wirbelsäule.
    Während Ageare immer neue Einzelheiten auf dem Farmgelände entdeckte – mäandernd gemusterte Thersus, einen gemauerten Brunnen mit Zugroboteinheit, die akkurat gestutzten Wege –, stellte sie sich vor, wie es wäre, auf einer Farm aufzuwachsen.
    Ageare stammte aus einer Stadt, in der es Nackenschmerzen bereitete, die Dächer der Häuser in den Wolken zu suchen. Sie war wimmelndes Leben gewohnt, zuckende Lichter, ein Stakkato aus Tönen.
    An diesem Ort pfiff der Wind, ansonsten herrschte Stille. Nicht einmal Tiere hörte sie in diesem Augenblick.
    Neben Tineriaan ging sie zwischen den drei Kuppelgebäuden entlang, in denen die Arbeiter untergebracht waren.
    Sertian Nemo, der Farmverwalter, der ihnen bereits bei der Ankunft auf dem Gelände auf einer Rollplattform entgegengekommen war, hielt mühelos mit ihr und dem Naat Schritt.
    »Und da sind die Arbeiter untergebracht«, sagte Sertian Nemo überflüssigerweise. Wie hätte er ahnen können, dass sich Tineriaan und Ageare vorab ganz genau informiert hatten?
    »Und da?« Ageare wies auf einen kleinen Platz zwischen zwei Kuppeln, auf dem statt ausgetretener Erde rote Plastplatten lagen. »Wozu dient dieser Hof?«
    »Wir reparieren dort kleinere Maschinen im Freien.«
    Tineriaan entfernte sich ein Stück, scherte auf den Platz aus. Hatte er etwas entdeckt?
    Ageare wies in die entgegengesetzte Richtung über die Felder, um

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