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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Julef hatte seinen langen Mantel ausgezogen und sich darauf gelegt, während da Kirtol sich lediglich ein Kissen aus gepflücktem Blaumoos geformt hatte.
    Vorsichtig kroch Ageare zu da Kirtol und aktivierte die Armschiene, an der das Multifunktionsgerät saß. Die Kommunikation ließ sie abgeschaltet.
    Da Kirtol zuckte unruhig im Schlaf. Er drehte sich und wandte ihr das Gesicht zu, die Augen geschlossen.
    Ageare hielt die Luft an. Hatte er sie bemerkt? Trotz Betäubungsmittel?
    Die Muskeln am Kiefer arbeiteten unruhig, als müssten sie zähes Fleisch kauen, dann drehte da Kirtol sich wieder von ihr fort.
    Mit ruhigen Bewegungen verband Ageare ihr Armbandgerät mit seinem. Es konnte eine Weile dauern, bis sie Zugriff auf relevante Daten erhielt. Während die Positronik arbeitete, setzte sich Ageare neben da Kirtol und studierte seine Züge.
    Er hatte ein durchschnittliches, aber doch markantes Gesicht, ein breites Kinn, mehrere Falten, die die Haut um die Augen wie feine Risse durchzogen.
    Sie fragte sich, was für ein Leben da Kirtol geführt hatte. Eigentlich hatte Ageare erwartet, einen Mann vorzufinden, der an seiner Vergangenheit zerbrochen war oder zumindest darunter litt. Doch weder auf der Farm noch im späteren Verlauf ihrer kurzen Bekanntschaft zeigte sich da Kirtol traumatisiert. Im Gegenteil. Er war tatkräftig, schaltete schnell und hatte mit seiner Farm ein gut gehendes Unternehmen aufgebaut.
    Und nun lag das alles in Trümmern, weil der Regent das Kriegsrecht ausgerufen hatte.
    Allein die Furcht von da Kirtol sowie sein Fluchtversuch waren Ageare Beweis genug, dass er etwas von großem Wert für den Widerstand wusste.
    Sie wartete ab, griff hin und wieder zur Unterstützung ein und hoffte, dass da Kirtol den Datendiebstahl nicht bemerkte. Nach einer guten Tonta hatte sie die Sicherungen umgehen können und den Hauptteil kopiert.
    Aufgekratzt kletterte sie aus der Höhle, hinaus in den raschelnden Senkgraswald und suchte nach Tineriaan. Lang musste sie nicht Ausschau halten. Der Naat ragte wie ein Hügel im Schutz des Senkgrases vor einem violetten See ganz in der Nähe auf. In seiner Hand hielt er das Vibromesser und ein Stück totes Wurzelholz, doch er schnitzte nicht.
    Ageare setzte sich zu ihm und winkelte die Knie an.
    Hockte Tineriaan etwa schon die ganze Zeit an dieser Stelle?
    »Alles in Ordnung?«
    Ein silbern zuckender Leib sprang aus dem Wasser, überschlug sich und tauchte in die Tiefe zurück. Das Wasser warf einen schnell anwachsenden Wellenkreis.
    Instinktiv spürte Ageare, dass es besser war, still zu sein und abzuwarten, als ihre Frage zu wiederholen. Wenn sie Tineriaan bedrängte, würde er ihr ausweichen.
    Tatsächlich räusperte sich Tineriaan nach einer Weile. Der Laut kam tief aus seinem Inneren, fremd und volltönend, und brachte Ageare zum Schaudern.
    »Nein. Ich fühl mich unwirklich. Verrückt. Ich wollte nie Soldat werden. Und nun bin ich mitten auf einem besetzten Planeten und fliehe wie ein Soldat vor einer feindlichen Armee.«
    »Bist du von anderen Naats verachtet worden, weil du kein Soldat geworden bist?«
    Tineriaan wandte ihr den Kopf zu und musterte sie mit unangenehmer Intensität. »Willst du das wirklich wissen? Interessiert dich, wer ich bin, oder ist das für dich bloß ein Spiel, bei dem es darum geht, möglichst viel über mich herauszufinden?«
    »Du hast mir dreimal den Arsch gerettet. Am Raumhafen bei der Sturmbö, beim Senkgras und bei der Flucht.«
    »Das war mein Auftrag.«
    »Mehr nicht?«
    »Warum lässt du meine Frage unbeantwortet?«
    Ageare ließ ihre Knie los und wandte sich ihm zu. »Es ist kein Spiel. Es interessiert mich.«
    Tineriaans Mundwulst verzog sich kaum merklich. »Sie ... sie missachten mich nicht deshalb, weil ich kein Soldat bin. Es geht um etwas anderes. Weißt du, dass Naats aus einer Grube hinausklettern müssen – die männlichen Naats –, um sich zu beweisen?«
    »Ich habe davon gehört. Es heißt, sie müssen sich gegen eine lebensfeindliche Tierwelt durchsetzen und an der Oberfläche überleben, während die Frauen für das Leben in der Wüste ungeeignet wären.«
    »Das stimmt bedingt. Auch unsere Frauen sind Naats. Ihre Haut ist hell, und sie vermeiden die Sonne. Aber was sollte sie hindern, sich in ein Stück Stoff oder die Haut eines Tieres zu hüllen und hinaufzusteigen? Zumal sie oft größer und stärker sind als wir.« Tineriaan richtete seine Aufmerksamkeit wieder hinaus auf den blauvioletten See. »Es gibt ein

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