PR NEO 0055 – Planet der Stürme
nachließ. Es musste spät sein. Offensichtlich hatte ihn die Flucht erschöpft, sonst hätte er kürzer geschlafen.
Julef blieb dicht hinter ihm. Epherem spürte, dass dem anderen etwas auf dem Herzen lag. Es dauerte nicht lang, bis Julef damit herausrückte.
»Verachten Sie mich, weil ich abgehauen bin von Rofys?«
Epherem betrachtete den gezackten Umriss der Narbe auf Julefs Gesicht. War er von einem Tier gebissen worden, oder stammte sie von einer primitiven Waffe? »Als Glanzleistung würde ich es kaum bezeichnen. Ich komme aus einer Soldatenfamilie. Wir leben und sterben für das Imperium, seitdem es Aufzeichnungen darüber gibt.«
»Warum haben Sie dann den Dienst quittiert?«
Epherem wich einem Sumpfbereich aus. Wachsam konzentrierte er sich auf den Untergrund. »Ich hatte meine Gründe.«
»Hat es mit diesem Geheimnis zu tun, das Ageare von Ihnen erfahren möchte?« Der Weg Julefs wich leicht von Epherems ab.
»Bleiben Sie hinter mir! Sonst sind Sie schneller versunken, als eine Thersu Quak sagen kann.«
Julef befolgte Epherems Rat.
»Das gilt besonders für den Naat! Zu viel Gewicht kann einen auf Thersunt umbringen.«
Der Naat brummte etwas, das wie »Sehr beruhigend« klang.
»Mit etwas Glück sind wir in einer Tonta da. Halten Sie nach Drohnen Ausschau und suchen Sie Deckung, wenn Sie eine sehen. Ich glaube kaum, dass mehr als zwanzigtausend Soldaten gelandet sind. Genug, um die Stadt abzuriegeln und zu durchsuchen, aber zu wenig, um den ganzen Planeten lückenlos zu durchkämmen und zu überwachen.«
Ageare holte ein Stück auf. »Wie kommen Sie auf die Zahl?«
»Erfahrung. Der Verband dürfte ein Dutzend Schiffe umfassen. Ein Schlachtschiff, der Rest Kreuzer.«
»Gut möglich.« Julef vertrieb mit dem Handrücken eine Blutfliege und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Wohin bringen Sie uns? Auf Ihre Farm?«
»Zu gefährlich. Da werden sie mich zuerst suchen.«
»Was ist an Ihnen dran, dass Sie so begehrt sind?«
»Im Grunde weniger als an einem Fahnenflüchtigen. Zumindest wenn es nach mir geht.«
Statt eines beleidigten Kommentars gab Julef ein nasales Schnaufen von sich. »Sie verachten mich tatsächlich.«
»Ist das wichtig?«
»Wir standen auf Rofys auf verlorenem Posten. Aber irgendein Arsch von Dor'athor hat es für nötig befunden, dass wir ...«
Epherem fuhr herum und packte Julef an den Schultern. Er spürte Wut, die er noch kontrollieren konnte, aber sein Griff war fest und gab diesem Bodenkriecher einen Vorgeschmack auf seinen Zorn. »Der Einsatz auf Rofys wurde unter anderem von Dor'athor Kesmerion da Jandur geleitet. Meinem Bruder. Wenn Sie ihn noch einmal beleidigen, werde ich zum Naat und fordere Sie zum Duell.«
»Schon gut.« Julef wich erschrocken zurück. »Wer hätte geahnt ...«
Epherem ließ ihn los und hob abwehrend die Hand. »Sehen wir einfach zu, dass wir weiterkommen, ja?«
»Einverstanden.«
Sie marschierten schweigend. Einmal brach der Naat mit dem Fuß ein, doch er rettete sich mit einem gekonnten Sprung zur Seite, während neben ihm die Erde drei Meter abrutschte.
Inzwischen schwitzte Epherem sehr, doch er schenkte weder sich noch seinen Begleitern etwas. Keine Tonta später erreichten sie die Kuppel, die so klein war, dass man darin kaum eine Garage für einen einsitzigen Gleiter vermutete.
Der Regen vom frühen Morgen kam ihnen zu Hilfe, denn er verwischte ihre Spuren.
»Hey, Naat! Geh in Deckung, bis deine Herrin dich ruft!«
Tineriaan verzog den Mundwulst. »Wir sind gleichberechtigt. Dass ich ihr Leibwächter bin, ist nur vorgeschoben.«
»Wie auch immer. Verschwinde!«
Der Naat drehte ihm den Rücken zu und wich vorsichtig zurück, bemüht, auf dem sicheren Weg zu bleiben, bis er genug Abstand gewonnen hatte.
Epherem ging allein weiter, trat in den Erfassungsbereich der Optik und winkte.
Es dauerte, bis Barul da Sisslak herauskam. Er trug den gewohnten Kühlanzug. In der Hand hielt er einen veralteten Paralysestrahler und zielte damit nacheinander auf Julef und Ageare.
»Epherem, wer bei den Winden is' das?«
Epherem hielt sich nicht mit einer langen Vorstellungsrunde auf. »Freunde. Wir haben es eilig, und ich habe eine Bitte.« Er wusste, dass er viel von Barul verlangen würde, aber er hatte die Hoffnung, dass sein Freund darauf einging. Bisher hatte Barul ihm nie etwas abgeschlagen.
»Sie haben Iringtai besetzt und den Raumhafen. Im Orbit lauern Schiffe.« Barul sah bleich und übermüdet aus. Seine Bewegungen waren an
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