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PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis

Titel: PR NEO 0057 – Epetrans Geheimnis
Autoren: Christian Montillon
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Lebensformen.
    »Intelligente Insektoiden töten keine anderen Intelligenzwesen, um sie zu fressen«, sagte ich laut; mir war klar, wie hohl sich diese allgemeine Weisheit in Iwans Ohren anhören musste.
    »Bist du dir sicher?«, fragte er. »Kannst du für alle Insektoiden in der Galaxis sprechen?«
    Nein, dachte der Extrasinn.
    »Ja«, log ich.
    Balishen kam zurück.
    In seiner Begleitung befand sich ein anderer Nomade – Hugatan, ein alter Iprasa-Arkonide, der ebenfalls am Lagerfeuer gesessen, aber die ganze Zeit über kaum ein Wort gesprochen hatte. Die Brauen über den dunkelroten Augen waren schlohweiß, die Lippen blass. »Die Taa haben eure Freundin entführt.« Seine Stimme klang heiser. Ich verstand sie kaum in der völligen Stille der nächtlichen Oase. Sie passte zu seiner hochgewachsenen, ausgemergelten Gestalt. »Es geschieht nur sehr selten.«
    »Balishen sagte, es sei noch nie vorgekommen«, ereiferte sich Iwan.
    Der junge Nomade senkte den Blick. »Ich habe mich offensichtlich getäuscht.«
    Hugatans Atem ging langsam und rasselnd. »Das Leben der Taa dreht sich um ihre Pyramiden und ihr Heiligtum. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eure Freundin dorthin gebracht haben, ist groß.«
    »Warum?«, fragte ich. »Weshalb sollten sie überhaupt Arkoniden entführen?«
    Der Alte gab einen bedauernden Laut von sich. »Wer versteht schon die Taa?«
    »Du hast vom Heiligtum der Taa gesprochen«, sagte Iwan. »Handelt es sich dabei um eine Art Gottheit? Wollen sie unsere Gefährtin dort opfern?«
    Hugatan streckte abwehrend die Hände aus. »Von Opfern habe ich nie gehört, so fremd uns die Taa sind. Wir teilen uns diese Welt, aber wir sind wie das Feuer und das Eis, das Iprasa bestimmt. Es gibt keine Gemeinsamkeiten. Wir existieren getrennt voneinander.«
    »Aber an manchen Stellen stoßen Feuer und Eis aufeinander«, gab ich zu bedenken. »Endet der Magmastrom nicht bei den Gletschern und fließt in sie hinein?«
    »Dort herrscht ein ewiger Kampf der Elemente«, sagte Hugatan nachdenklich. »Dort tosen Stürme. Nichts kann dort leben. Außer den Zylonga-Aalen, heißt es. Ich glaube nicht daran, dass sie existieren. Einen solchen Kampf gibt es allerdings nicht zwischen den Arkoniden und den Taa.«
    »Noch nicht«, sagte Iwan düster. »Vielleicht beginnt er heute.«
     
     
    Ishy Matsu
     
    Der verkrüppelte Taa sah winzig aus vor dem feisten, gigantischen Ameisenungeheuer, das den gesamten Korridor ausfüllte. Vor dem Schädel der Taa-Königin bewegten sich mehrere scherenartige Mandibeln; sie klackten zusammen, dass hohle Laute von den Wänden widerhallten.
    »Sie müssen keine Angst haben«, wiederholte der Krüppel. Er kam näher, und nun erst bemerkte Ishy, dass er alles andere als klein war. Er überragte sie sogar etwas. Er nutzte ein hartes Arkonidisch, etwa so, wie Europäer oder Amerikaner Japanisch meist mit deutlich hörbarem Akzent sprachen.
    Tausend Fragen stiegen in Ishy hoch, und sie stellte die naheliegendste. Die einfachste. »Was wollen Sie von mir?«
    »Fürchten Sie sich nicht«, hörte sie eine andere Stimme, volltönend und auf eine absurde Art weich, durchmischt vom Klackern der Mandibeln. Die Königin schob sich weiter vor, ihr dicker, pulsierender Unterleib schabte über den Boden. »Wir haben Sie aus einem guten Grund zu uns geholt.«
    »Sie haben mich entführt!«, schrie Ishy, deren Angst jedes Mal gewachsen war, wenn die Taa das Gegenteil von ihr verlangt hatten. Fürchten Sie sich nicht, das war oft die Ouvertüre des Todes für die Feinde der Yakuza gewesen. Kooperieren Sie, und wir lassen Sie leben. Nur dass die Yakuza am Ende nie jemanden freigelassen hatte. »Was wollen Sie von mir?«
    »Es geht um unser Heiligtum«, sagte die Königin. Die Mandibeln klackten. Der Verkrüppelte kam noch näher. Er hielt etwas in den Klauen. Ein ... Messer? »Sie können es für uns lebendig machen.«
    Ein Opfer, begriff Ishy. Die Taa wollten sie einem bizarren Insektengott opfern.
    Ihr wurde kalt.
     
     
    Atlan
     
    Kaum hatte Iwan Goratschin seine düsteren Worte ausgesprochen, näherte sich uns jemand. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Da erkannte ich Oradia, die junge Nomadin, die uns gemeinsam mit ihrer verstummten Freundin vor der Oase willkommen geheißen hatte.
    »Eure Gefährtin ist entführt worden«, sagte sie.
    »Es spricht sich offenbar schnell herum.«
    Oradia lächelte schmerzlich; die kleine Geste drückte mehr Mitgefühl aus als tausend Worte. »Die Oase ist
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