PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
entkommen.
»Was soll die Störung? Wenn es nicht wichtig ist... «
»Es ist sehr wichtig, Herr. Es geht um den Ordensturm.«
»Er wurde vernichtet.«
»Ja, aber...«
»Was noch?« Die Frage war voll verhaltenem Zorn.
»Die Erstanalyse aller Aufzeichnungen hat ergeben, dass... Jemand scheint der Vernichtung entkommen zu sein.«
»Ausgeschlossen. Mir wurde gesagt, dass kein Tambu entkam.«
»Die Auswertung der Ortungsprotokolle ist eindeutig. Ein Gleitfahrzeug unbekannter Bauart entkam der Vernichtung, wenn auch mit knapper Not.«
In dem Moment bedauerte Axx Cokroide, dass nur eine Sprechverbindung bestand. Er hätte jetzt das furchtsame Gesicht des anderen sehen wollen. Zu glauben, dass die weltfremden Wissenschaftler fähig gewesen sein sollten, den Kampfjägern zu entkommen, fiel ihm schwer. Noch dazu in einem Fahrzeug unbekannter Bauart. Sein Gefühl sagte ihm, dass dahinter weit mehr steckte, als er momentan überblicken konnte.
»Die Ortungsdaten des fremden Fahrzeugs liegen vor. Ich will, dass nach ihm gefahndet wird! Überall! - Und ich will den Verantwortlichen für diesen Fehlschlag sehen. Im Innenhof und sofort!«
Er bedachte die Frau mit einem durchdringenden Blick. »Du musst leider noch auf mich warten. Ich habe Wichtigeres zu tun.«
Er ging.
Das kalte Licht der Schweinwerfer stanzte einen begrenzten Bereich des Hofs aus der Dunkelheit heraus. Ein Teil der Gesandtschaft hatte sich versammelt. Eine schweigende, anonyme Masse, fand Axx Cokroide. Er musste sie nicht beachten.
Ohnehin galt sein Interesse dem Delinquenten. Der Henker hatte ihm die Beine gespreizt an die beiden im Boden verankerten Pflöcke gefesselt und die Arme auf den Rücken gebunden. Axx Cokroide spuckte dem Mann ins Gesicht. Es war ein blutjunger Nodrone.
»Warum?«, herrschte er ihn an. »Wie konnte dieser Fehler geschehen?«
»Ich weiß es nicht«, stammelte der andere. »Ein unbekanntes Fahrzeug, fremde Technik... Ich flehe um Gnade, Herr.«
»Abgelehnt.« Axx Cokroide machte auf dem Absatz kehrt.
Dann ein kurzer Blick zum Henker, der die Peitsche von Nodro schon in der Hand hielt. Cokroide lächelte grimmig, er nickte.
Der Henker hob die Hand. Keineswegs schwungvoll, sondern mit Bedacht und großer Vorsicht. Ein Raunen ging durch die Menge, sogar Axx Cokroide hielt in dem Moment den Atem an. Er sah den Ausdruck großen Erstaunens im Gesicht des Verurteilten; der Mann schien überrascht zu sein, dass er noch lebte. Wer die Peitsche überstand, war frei.
Dann die ersten dünnen Blutspuren auf der Haut. Senkrecht nebeneinander, wie unglaublich feine Linien. Auch die Kleidung riss auf.
Beide Arme kippten von den Schultergelenken aus nach unten, die Schultern lösten sich vom Körper, der Schädel fiel in Scheiben auseinander.
Jede Hinrichtung ähnelte der anderen. Axx Cokroide ging. Wer Fehler machte, wurde bestraft, so war sein Gesetz. Aber das interessierte ihn in dem Moment schon nicht mehr. Auf ihn warteten die Freuden der Leidenschaft.
Kapitel 10
Ronika und Khirm Smertens
Unbewegt blickt er auf die eisgraue Flut, die sich schäumend durch das Tal wälzt. Mehr denn je erscheint ihm der Dschungel am jenseitigen Ufer wie eine unheimliche und tödliche Mauer. Der Schutzschirm, der das Naturschutzgebiet umgibt, ist keineswegs unüberwindbar. Das weiß er nun, aber es ist zu spät - Godila kann niemand zurückbringen.
»... damit wir erkennen, dass nichts in diesem Universum ewig Bestand hat. Godila starb, bevor sie ihr Leben genießen konnte. Wir werden uns immer fragen, warum das so sein musste, aber wir werden die Antwort darauf wohl nie erhalten. So bleibt uns nur, Godila dahinfahren zu sehen auf dem Fluss ohne Wiederkehr. Wie das Wasser sich ins Meer ergießt, von der Sonne aufgesogen wird und über dem Land wieder abregnet, so wird für sie ein neuer Kreislauf des Lebens beginnen.«
Khirm spürt Ronikas Körper neben sich beben; seine Frau wird von heftigem Schluchzen geschüttelt, sie krallt ihre Finger in seinen Unterarm. Es fällt ihr schwer, ohne Godila weiterzuleben. Auch ihm fällt es schwer. Aber sie sind beide noch jung.
Der Geistliche bückt sich, um die Taue zu lösen, die den Sarg am Ufer halten. Ein anderer reicht ihm die Feuerschale.
»Das mache ich!«, sagt Khirm unvermittelt. Ronika schaut ihn zwar überrascht an, doch sie hindert ihn nicht daran, die Schale in den Sarg zu stellen. Lange blickt „er auf das bleiche Gesicht ihrer Tochter. Godila liegt da, als schliefe sie nur. Leicht
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