PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
und Technik, und da waren Spuren, die Shim erschreckten. Krallenbewehrte Pranken hatten die Abdrücke hinterlassen. Sie lagen weit auseinander, und zwischen ihnen zog sich eine Schleifspur durch den Staub.
Ein blauer Lichtblitz zuckte auf, blendete sie. Sekundenlang sah Shimmi nur noch grell verzerrte Umrisse, dann schössen ihr Tränen in die Augen.
Heftigen Kratzgeräuschen folgte ein zorniges Fauchen. Dann entdeckte Shim die Abdrücke von Katzenpfoten. Schikago war in ihrem Jagdinstinkt der breiten Schleifspur gefolgt. Tiana sagte der Ferrol-Katze ohnehin Verschlagenheit und Gefräßigkeit nach, aber hier kam auch noch Größenwahn hinzu. So recht nach Grinsen war Shim nicht zumute, aber sie konnte nicht anders.
Endlich entdeckte sie Schikago, die in einem Käfig gefangen war. Es handelte sich eindeutig um eine mechanische Falle. Die Ferrol-Katze blickte Shim treuherzig entgegen. Den Kasten anzuheben und Schikago mit der anderen Hand herauszuziehen, war kein Problem. Noch während sie es tat, fragte sie sich, für wen die Falle eigentlich gedacht war. Unerwünschte Nager oder Insekten in Schikagos Größe? Fröstelnd blickte sie um sich. Vielleicht hatte sie ja Glück, und die Falle war nur vorsorglich aufgestellt oder längst vergessen worden.
Shim hielt die Katze im Nacken fest. »Mach das nie wieder!«, schimpfte sie. Schikago gähnte gelangweilt.
Der Raum war größer, als sie vermutet hatte und erstreckte sich annähernd über die halbe Hausbreite. Irgendwo vor ihr erklang ein hohles Gurgeln, als schieße Wasser mit hohem Druck durch Leitungen. Wasser oder eine andere Flüssigkeit. Anlagen wie diese gab es vielleicht auf jeder Etage. Gäste mit unterschiedlichem Metabolismus benötigten voneinander abweichende Bedingungen, um sich wohl zu fühlen. Shimmi hat sich nie mit solchen Dingen befasst. Wozu auch, sie war jetzt erstmals über den Erdorbit hinausgekommen. Aber es erschien ihr logisch, dass viele kleine Dinge anpassungsfähig sein mussten, angefangen von der Raumtemperatur bis hin zur Zusammensetzung des Duschwassers.
Eine der Röhren flackerte plötzlich, als würden Lichtbündel durch eine trübe Masse hindurchgejagt. In unregelmäßigen Abständen weitete sich die Helligkeit aus, hatte Bestand, bis der nächste Impuls eintraf, und jagte dann als sternförmiges Funkeln weiter. In einiger Distanz verschwand die Röhre im Boden.
Shim Caratech konnte nicht widerstehen. Sie folgte dem Leuchten bis zu einem Durchlass im Boden. Von hier aus konnte sie in die darunter liegende Etage blicken. Der Raum war, wenigstens so weit sie es überblicken konnte, angefüllt mit verschieden geformten Tanks. Dort unten arbeiteten größere Maschinen, ihr durchdringendes Summen verursachte körperliches Unbehagen.
Rund um die Röhre verliefen Halterungen, an denen Shim leicht hätte hinabklettern können. Sie beäugte sie unschlüssig, dann entschied sie sich dagegen. Es wurde Zeit, dass sie in ihr Zimmer zurückging. Falls Fran sie vermisste, würde es wieder Ärger geben.
Im Umdrehen bemerkte Shim die monströse düstere Gestalt, die ihr auflauerte. Ihr Aufschrei erstickte aber schon im nächsten Moment. Jemand hatte hier eine Leiche versteckt, vielleicht, um einen Mord zu vertuschen.
Der oder die Tote lehnte aufrecht zwischen mannsdicken Leitungen. Zu sehen war der Leichnam lediglich aus Shims momentanem Blickwinkel oder aus noch größerer Nähe.
Shimmi biss sich auf die Unterlippe. Trotz des flauen Gefühls im Magen ging sie näher heran. Sie sah graue, rissige Schuppenhaut und dachte an das Eidechsenwesen am Empfang. Aber die sterblichen Überreste hier waren kleiner, von flammend roten Hautfetzen ganz zu schweigen.
Der Mörder hatte dem Toten den Schädel abgetrennt. Die ausgefranste Leiche begann erst am vorderen Beinansatz und sogar von den Gliedmaßen waren nur Stümpfe vorhanden.
Im nächsten Moment platzte Shim Caratech prustend heraus. Ihr Schreck löste sich in der Erkenntnis, dass Balance B wohl noch sehr viele Überraschungen bereithielt.
Was vor ihr von der Decke baumelte, war nichts anderes als trockene, abgestoßene Schuppenhaut, in mehreren Lagen gebündelt, sodass sie wie ein kompletter Körper aussah. Shimmi wusste, dass sich irdische Eidechsen mehrfach häuteten, wenn sie auch ihr Schuppenkleid eher in Fetzen abschabten. Hier hatte sich jemand die Mühe gemacht, alle Häute zu sammeln. Vielleicht dokumentierten diese Wesen auf solche Weise ihr Lebensalter. Mantagir faszinierte sie
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