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PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft

Titel: PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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zunehmend, diese Stadt war eben nicht nur Mord und Totschlag, sondern unglaublich vielfältig.
    Trotzdem hatte Shimmi es plötzlich eilig, den Versorgungstrakt zu verlassen. Ihre Spuren waren stellenweise gut zu erkennen, aber das ließ sich nicht mehr ändern. Sie dachte an Perry Rhodan und Reginald Bull. Sie hatte einmal Fotos von den Sohlenabdrücken der beiden im Mondstaub gesehen. Sonderlich anders, fand Shim Caratech, sahen die Abdrücke ihrer Ledersandalen im Staub auch nicht aus.
    Die vermeintliche Tür war von dieser Seite ein graues, durchsichtiges Flimmern. Shimmi zuckte erschrocken zurück. Quart Homphé stand nur wenige Meter entfernt und wischte sich die schweißnassen Hände an der Hüfte ab. Dann verschwand er im Lift.
    »Der haut ab!«, murmelte Shim. »Wer hätte das von dem Dicken gedacht?«
    Ihre Umhängetasche hatte sie dabei. Darin waren nicht nur das Y-Bakami, das sie seit der Zeitversetzung nicht mehr angefasst hatte, ihr Haarspray und alle anderen Utensilien, sie hatte auch den Creditchip und die kleine Waffe darin verstaut. In einem Seitenfach lag außerdem zusammengerollt Schikagos Leine.
    Shim hakte die Leine in Schikagos Halsband ein. Die Liftkabine war noch nicht wieder oben. Flüchtig spielte sie mit dem Gedanken, das Trivispiel zu aktivieren. Im schlimmsten Fall hatten sich ihre Spielfiguren mittlerweile verselbständigt und die komplette Szenerie geschmissen. Sie würde Mühe haben, alles wieder hinzubiegen. Und sie würde hart durchgreifen müssen. Sie war für die Spielcharaktere... ja, was eigentlich? Programmiererin, Mutter, oder gar ein gottähnliches Wesen, das sie nicht wahrnehmen konnten, dessen Handlungen sie aber sehr deutlich zu spüren bekamen? Wieder einmal fragte Shim sich, ob die Menschen ebenfalls nur solche Spielfiguren waren. Eigentlich eine aberwitzige Vorstellung - die sich aber umso hartnäckiger festsetzte, je länger sie Y-Bakami spielte. Vielleicht war es gut, einige Tage lang alles sich selbst zu überlassen.
    Shim Caratech reagierte erleichtert, als der Antigrav-Lift wieder zur Verfügung stand. Gleich darauf erreichte sie die Lobby. Schikago hatte sie vorsichtshalber wieder auf den Arm genommen.
    Es herrschte einiger Betrieb in der weitläufigen Halle, deutlich mehr jedenfalls als am Vormittag. Eine Gruppe neuer Gäste war eingetroffen, ameisenartige Intelligenzen, hinter denen sich großes Gepäck stapelte. Shim streifte die schweren, eingeschnürten Leiber mit einem forschenden Blick. Die Kopffühler dieser Wesen befanden sich in pendelnder Bewegung und ihre kräftigen Kieferzangen schlugen immer wieder krachend zusammen. Sie scheuchten die Lastenroboter, die sich des Gepäcks annehmen wollten, mit wütenden Gesten zur Seite.
    Von der Bar im Hintergrund erklang glucksendes Gelächter. Shim sah zwei Echsen, die eine grell gefärbte Halskrause aufstellten und deren Schädel dabei ruckartig nach vorne zuckten. Bei ihnen saßen einige der Fliegenwesen, aber nicht ein einziger Humanoide war zu sehen.
    Shim Caratech hatte das Gefühl, dass sich die Blicke aller an ihrem Rücken festfraßen, als sie in Richtung Ausgang ging.
    Sie wandte sich nicht mehr um. Quart Homphé war nirgends zu sehen; er musste das Hotel zügig verlassen haben.
    »Ich wünsche dir einen schönen und ereignisreichen Tag in Mantagir!« Das Zischen erschreckte sie. Unmittelbar neben ihr ruckte ein Eidechsenschädel in die Höhe, die runden Pupillen starrten sie unbewegt an. Die graue Schuppenhaut ließ das Wesen beinahe mit den aufgeschichteten Steinen und den wenigen blühenden Pflanzen verschmelzen, die den Raum in einen Zugangs- und einen Ruhebereich teilten. Das war dieselbe Haut, die Shim oben zwischen den Rohrleitungen gefunden hatte.
    »Kann ich dir weiterhelfen? Ich tue es gern.«
    »Danke«, wehrte Shim Caratech ab, »das ist nicht nötig. Ich bin nicht zum ersten Mal in Mantagir.«
    Warum sie das gesagt hatte, wusste sie selbst nicht. Vielleicht, um ihre Herkunft zu verschleiern. Tief atmete sie ein, als sie dann vor dem Hotel stand. Es war nicht so warm, wie der wolkenlose Himmel erwarten ließ, ein frischer Wind wehte sogar durch die Straßenschluchten und trieb undefinierbares Pflanzenmaterial vor sich her.
    In der Luft hingen einige Dutzend Gleiter; zwei offenbar robotische Fahrzeuge krochen aufreizend langsam über den Boden, hinter sich einen glitzernden, rasch trocknenden Film zurücklassend. Reinigungsund Desinfektionsfahrzeuge, vermutete Shim. Ebenso wie die halb kugeligen

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