PR Odyssee 01 - Die Kolonisten der Zukunft
Gebilde, die sich mit acht Greifarmen an der Unterseite der Schwebebrücken und Laufbänder festkrallten.
Shim entdeckte Quart Homphé in einiger Entfernung. Seine große, unförmige Gestalt, vor allem aber der gelbgrüne Pullover ließen ihn nicht so leicht in der Menge untergehen. Er stand auf einem Transportband.
Shim interessierte sich brennend dafür, wohin der Dicke wollte. Im Einer hatte er sich als ein Nervenbündel entpuppt, das besser daran getan hätte, Terra nie zu verlassen - und jetzt eilte er zielstrebig durch eine fremde Umgebung, als hätte er nie etwas anderes getan. Er kann gar nicht anders, erkannte Shim. Er kommt niemals gegen das Laufband an, die Anstrengung würde ihn umbringen.
Am Ende der Straße wechselte Homphé auf eine Querverbindung, und in dem Moment verstand Shim Caratech, wo sein Ziel lag. Während des Anflugs hatte sie die in einem Pulk beieinander hängenden Flugkapseln gesehen.
Sie holte langsam auf. Homphé wandte sich nur einmal flüchtig um, bemerkte sie aber nicht. Das Band mündete in die unterste Etage eines Knotenpunkts. In rascher Folge dockten Kapseln an und lösten sich nacheinander wieder. Homphé wirkte verloren inmitten der quirligen Menge, die an ihm vorüberflutete. Mit einer Ausdauer, die Shim ihm gar nicht zugetraut hätte, widmete er sich den holografischen Plänen. Die Transportkapseln, stellte Shim fest, zeigten veränderliche Farbmarkierungen, in denselben Grundfarben leuchteten auch die Holos auf. Ein geläufiges und einfaches System; fand Shim. Jeder brauchte sich nur nach der Farbkennung seines Zieles zu richten.
Homphé hatte sich zwei Plattformen weiter nach oben tragen lassen. Er wartete. Transportkapseln ohne Farbmarkierung ignorierte er hartnäckig. Das waren die Transportmittel, die auf individuelle Befehle reagierten. Entweder hatte Quart Homphé das übersehen oder, was Shim als wahrscheinlicher ansah, er wusste zwar, wo er hin wollte, aber er konnte dieses Ziel nicht nennen.
Er will zum Mars-Liner!, erkannte Shim. Vorübergehend spielte sie mit dem Gedanken, Quart Homphé heimlich zu folgen. Sie ließ sich in einem Antigrav-Feld ebenfalls weiter nach oben tragen. Wenn sie einer der freien Kapseln befahl, dem anderen Fahrzeug zu folgen... Noch im Aufsteigen sah sie eine Kapsel anlegen und mehrere Personen aussteigen. Im nächsten Moment wuchtete sich Quart Homphé ins Innere. Zwei löwenmähnige Wesen folgten ihm. Im ersten Moment war Shimmi sicher, Gurrads aus der Großen Magellanschen Wolke vor sich zu haben, aber dann bemerkte sie die auf gequollenen Fischgesichter. In Sekundenschnelle warf sie ihr Vorhaben um. Eine andere Kapsel stand nicht bereit. Sie würde Homphé aus den Augen verlieren. Mit schnellen Sätzen eilte sie vom Lift zum Rand der Plattform. Der Einstieg der Kapsel schloss sich unmittelbar hinter ihr.
Mit geschlossenen Augen kauerte Homphé in seinem Sitz. Die Arme hatte er auf dem Bauch abgestützt, und sein Brustkorb hob und senkte sich unter hastigen Atemzügen. Er hatte Shim noch nicht bemerkt.
Schikago fletschte die Zähne. Sie starrte den Dicken angriffslustig an, ihr Nackenfell sträubte sich, während sie sich zugleich fester auf Shims Schoß stemmte. Gerade noch rechtzeitig hielt Shimmi der Katze das Maul zu; Schikago schüttelte sich, kam aber nicht dagegen an. »Ruhig!«, flüsterte Shim ihr ins Ohr. »Benimm dich!«
Sie beobachtete Homphé. Er schwitzte, und eigentlich tat er ihr Leid. Irgendetwas in seinem Leben musste schief gelaufen sein. Schon, wie er sich kleidete - das war weder exzentrisch, noch konnte es als Individualismus oder Gleichgültigkeit durchgehen. Die Kleidung hatte er bestimmt schon vor einem Jahrzehnt getragen, so wirkte sie jedenfalls. Möglich, dass sie für Homphé mit Erinnerungen verbunden war. Shimmi überlegte, ob sie einen solchen Charakter in ihr Y-Bakami einbauen sollte und dann eine Woche oder zwei warten, ob er sich behauptete.
Die beiden Fischwesen waren bis an den Rand ihrer Sitze gerutscht. Ihre dicklippigen Münder bewegten sich zwar ununterbrochen, aber sie redeten nicht.
Homphé atmete jetzt ruhiger, um seine Mundwinkel zuckte es verhalten. Mit seiner Katzenhaarallergie schien es jedenfalls nicht weither zu sein. Wenn Shim nur an seine Niesanfälle im Liner dachte... In dem Moment fiel ihr auf, dass er die Augen offen hatte. Er starrte sie an, wie man einen Geist anstarrt. Dann platzte er dröhnend heraus. Und noch einmal. Tränen schössen in seine Augenwinkel. Er
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