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PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg

PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg

Titel: PR Odyssee 02 - Der geheime Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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sich. Na klar, so muss es sein. Das Gitter wird mitversetzt. Was den Vorteil hat, dass man es bis zum Rand vollstopfen kann.
    Rasch wiederholte er die Prozedur. Kärtchen rein, Feld gedrückt, Kärtchen raus .
    Etwas klemmte. Er stemmte sich mit dem Fuß gegen die Wand, zog stärker. Zu stark. Die dünne Schnur riss. Er trudelte durch den Raum, überschlug sich in der Schwerelosigkeit, prallte unsanft gegen die Gitterstäbe. Eine Art Warnsignal ertönte.
    Ach du ...!
    Nein, es war nur das Zeichen, dass er seinen Identitätsnachweis nicht vergessen sollte. Die Karte ragte zur Hälfte aus dem Schlitz.
    »Das bleibt aber bitte unter uns, Dicker!«, brummte Perry, dann nahm er das verfluchte Ding wieder an sich und schwebte in den Transmitter.
    Angesichts dessen, das es sich nur um eine relativ kurze Strecke handeln konnte, war der Schmerz der Entzerrung und Wiederver-stofflichung ungewöhnlich stark. Auch schien es Perry, als verstriche dazwischen eine geringe, doch subjektiv feststellbare Zeitspanne. Was es eigentlich nicht geben durfte. Transmitter, wie er sie kannte, funktionierten in Nullzeit. Hier rein, und im selben Moment dort heraus. Unwillkürlich tastete er seinen Körper ab, horchte in sich hinein; atmete erleichtert aus, als er keine Veränderung feststellen konnte.
    Er sah sich um. Eine Art Hangar, mit dunkelgelben Wänden, leer bis auf zwei identische Gitterkäfige.
    Und Fran.
    »War das bei dir auch so ... eigenartig?«, fragte er die TLD-Agentin.
    »Mhm. Irgendwie wird mir dieser Ort immer unheimlicher.«
    »Mir auch, wenn ich ehrlich bin. - Bully, kannst du uns orten? He, Dicker, bist du da?«
    Keine Antwort. Die Funkverbindung war abgerissen. Na bravo .
    »Vielleicht wird dieser Bereich abgeschirmt«, mutmaßte Fran. »Gehen wir trotzdem weiter? Sollen wir die Deflektoren einschalten?«
    »Weiter: Ja. Deflektoren: Nein. Ich hege den Verdacht, dass wir observiert werden, wenigstens zeitweilig. Wir sollten unseren Beobachtern nicht leichtfertig verraten, über welche Mittel wir verfügen. Los!«
    Sie traten durch eine große dunkelgelbe - oder hellbeige? - Schiebetür aus dem Hangar und befanden sich sofort wieder im Gewühl der Mondstadt. Obwohl, ganz so dicht wie im lila Bezirk war das Gedränge hier nicht. Dafür wirkte alles viel heruntergekommener. Überall lag Dreck, Abfall, Sperrmüll.
    »>Ewig-nicht-mehr-gesäuberte-Ebenen< trifft's ganz gut«, sagte Fran Imith.
    Perry nickte. »Ich kann es ja fast nicht glauben, aber es sieht so aus, als hätte unser Bordgenie richtig gelegen. Jetzt müssen wir nur noch diese Schwermutsschlucht finden.«
    Das erwies sich zum Glück als einfach. Da die Bezeichnung Schlucht auf eine größere Lücke zwischen den Industriekomplexen hindeutete, hielten sie sich jeweils dorthin, wo es weniger verbaut aussah. Gleichzeitig schien dies die Richtung zu einer Art Zentrum des Bezirks zu sein, denn die Tunnel wurden immer breiter und frequentierter. Erstmals sahen sie auch einfache, dreirädrige Fahrzeuge, mit denen unglaublich voluminöse Lasten transportiert wurden. Die über und über mit Unrat bedeckte Straße, der sie folgten, mündete schließlich in einen ebenso zugemüllten Platz, dessen eine Längsseite scheinbar im Nichts endete.
    Vorsichtig traten sie an die Abbruchkante heran. Hier ging es tief hinunter, sehr tief. Perry hielt sich an einem verbogenen Stahlträger fest, beugte sich vor, verrenkte den Hals. Nach oben waren es gut zwanzig Stockwerke, nach unten jedoch mindestens dreimal so viele.
    »Als hätte jemand mit einer gewaltigen Axt einen Keil aus der Bebauung herausgehauen«, sagte Fran leise.
    »Ein sehr treffendes Bild«, bestätigte Perry. »Merkwürdig, dass sie die Lücke nicht wieder zugebaut haben. Sie nutzen doch sonst jeden Kubikmeter.«
    Die Schlucht erstreckte sich nach beiden Seiten einige hundert Meter weit. Sie mochte etwa vierzig Meter breit sein. Genau ließ sich das nicht abschätzen, denn von unten stieg unaufhörlich ein diffuser, gräulicher Dunst empor, durch den die gegenüberliegenden Gebäude kaum zu erkennen waren. Der Grund verschwand in schwärzlichen Wolken, aus denen ab und an Flammen züngelten. Perry trat zurück. Er tat es Fran nach und schloss den Helm, wegen des erbärmlichen Gestanks nach Exkrementen, ranzigem Öl und verbranntem Plastik.
    Er fuhr herum, weil er am Rand seines Gesichtsfeldes eine Bewegung wahrgenommen hatte. Einige der zahlreichen Häufen, die über den Platz verstreut lagen, schoben sich langsam an

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