PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
glauben übersteigen. Die Nodronin schien trotz ihrer Jugend einen zutiefst skeptischen Ausblick auf die Welt zu haben. Für sie existierten nur die Kategorien Freund und Feind. Rhodan wusste, dass es ihr Ende bedeutet hätte, stufte sie ihn und Bull in letzterer ein.
»Das alles soll ein einziger Roboter angerichtet haben?« fragte sie, nachdem Rhodan seinen Bericht beendet hatte.
»So ist es.«
»Was für ein ungewöhnliches Wesen. Seine Erbauer müssen uns weit überlegen sein.«
Die Nodronin glitt aus dem Sattel, in einer Bewegung, die einem kontrollierten Fall glich. Den einen Moment saß sie noch, im nächsten schritt sie schon auf Cairol zu. Sie ging in die Hocke und beugte sich über den Kopf.
Rhodan folgte ihr langsam, die Hände nach oben ausgestreckt, um seine friedlichen Absichten zu bekunden. Die Mündungen eines Dutzend Strahler zeichneten seine Bewegungen nach.
Der Kopf hatte seinen Glanz verloren. Anstelle einer der angedeuteten Ohrmuscheln klaffte ein Loch im Schädel. Die Nodronin nahm ihn auf, strich mit einer Sanftheit, die Rhodan ihr nicht zugetraut hätte, über die Metalloberfläche. Ruß löste sich, blieb an ihren Händen haften.
Bald hatte die Gesichtsfläche des Roboters ihren Glanz wiedergewonnen. Seine Züge waren ausdruckslos, die Augen geschlossen.
»Er ist beschädigt.« Die Nodronin sagte es beinahe anklagend.
»Wahrscheinlich irreparabel«, sagte Rhodan.
»Was für eine Verschwendung! Er war uralt. Er muss unzählige Welten gesehen haben. Denk nur, was für einen Schatz von Erfahrungen er angehäuft haben dürfte.«
»Ein Grund mehr, ihn zu vernichten. Cairol war verrückt, wenn man das bei einem Roboter so nennen kann. Auf jeden Fall gefährlich. Er hätte seine Pläne niemals aufgegeben.«
»Du sprichst, als könne es keine Veränderung geben. Als wäre unser aller Schicksal vorherbestimmt.«
Rhodans Kopf ruckte hoch. Aus nächster Nähe blickte er der Nodronin ins Gesicht. Sie wirkte entrückt, als befände sich nur eine Hälfte von ihr im Hier und Jetzt, die andere. Rhodan konnte es nur erahnen.
Die Nodronin gab ein Zeichen. Einer der Krieger, seine Maske war aus dem Maul eines Fisches gefertigt, der ein Gebiss besaß, das dem eines Säbelzahntigers ähnelte, stieg von seinem Reittier, zog ein Tuch aus einer Satteltasche und brachte es der Anführerin.
Die Nodronin nahm das Tuch, breitete es aus, setzte den Kopf Cairols in seine Mitte und schlug es über ihm zusammen. Verblüfft verfolgte Rhodan, wie sie mit dem Bündel zu ihrem Reittier ging, es neben dem toten Götzen befestigte und in den Sattel kletterte. Sie gab einen Befehl, den Rhodan nicht verstand. Ihre Krieger nahmen eine neue Formation ein, eine lange Kette, achteten aber darauf, dass immer mindestens zwei von ihnen Rhodan und Bull im Visier behielten.
Die Anführerin wandte sich an Rhodan. »Mein erster Eindruck von dir hat nicht getrogen. Du bist ein mutiger Mann, ein ehrenhafter - und ein dummer. Du siehst die Dinge und handelst, wie es dir dein Gewissen befiehlt, und übersiehst das Offensichtliche. Du verdienst, dein Leben zu behalten, nicht aber die Beute.«
Sie klopfte auf das Bündel und setzte sich an die Spitze der Formation. Sie schrie einen Befehl, und noch bevor der Antwortschrei verklungen war, rammte ihr
Reittier durch die Wand. Die übrigen Krieger folgten ihr.
Rhodan und Bull standen noch lange da, starrten auf das glatt in die Wand geschnittene Loch und lauschten, wie die Hufe der Reittiere in dem Hangar des Walzenschiffs verhallten.
Bull brach schließlich das Schweigen.
»Das«, sagte er, »war der stinkendste, abgedrehteste und furchterregendste Haufen, dem ich seit langem begegnet bin. Dagegen sind Erreks Rebellen ein Trupp Ministranten. Ich frage mich, was sie mit Cairols verkohlter Rübe anfangen wollen.« Er strich sich den Schweiß aus der Stirn. »Aber weißt du was, Perry? Wenn ich ihnen, um die Antwort zu erfahren, noch einmal begegnen muss, verzichte ich lieber darauf!«
Kapitel 25
».ist alles zu deiner höchsten Zufriedenheit vorbereitet, Son’Trokete.«
Der Sprecher, seit bald fünf Jahren im Stab Axx Cokroides und damit der Veteran seines inneren Führungszirkels, versuchte nervös Blickkontakt mit dem Träger des Götzenmandats aufzunehmen. Schweiß stand ihm im Gesicht. Er wusste besser als jeder andere im Raum, wie der Son’Trokete mit Mitarbeitern umzuspringen pflegte, die seiner Ansicht nach versagt hatten.
Schweigen senkte sich über den Konferenzraum
Weitere Kostenlose Bücher