PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium
die Schlacht geboren und abgerichtet worden war, sie aber noch nie geschmeckt hatte. Die Hitze, die sich von seinen Flanken auf sie übertrug, ließ Schweiß auf Argha-chas Waden treten.
Es war früher Morgen, noch vor Sonnenaufgang, die bevorzugte Zeit des Angriffs der Mongaal. Nicht mehr lange, und die Sonne würde im Rücken des Clans aufsteigen und die Bewohner der Ewigen Stadt blenden.
Und was für einen Anblick die Mongaal boten!
Argha-cha meinte, ihr Herz müsste vor Stolz platzen. Sie fühlte sich zurückversetzt in die alten Tage des Clans, von denen ihr ihre Großmutter und die Geschichte-Erzähler immer berichteten. In die Zeit, bevor das Empire von Nodro entstanden war, als die Clans nach Gutdünken durch Vaaligo zogen und Verheerung und Tod brachten, wie es ihnen gefiel, oder in Frieden ihr Vieh hüteten.
Der Clan hatte einen vielzackigen, mehrere Kilometer
durchmessenden Stern gebildet. Seine Linien wurden von erfahrenen Kriegern auf schweren, gepanzerten Sturmtieren gebildet, an den Spitzen der Zacken befand sich jeweils eine Dreizehnerschaft auf einem von Sturmtieren gezogenen Panzerwagen. Innerhalb dieses Sterns, der den Rand der Formation markierte, befand sich eine Hand voll weiterer Sterne, kleiner jeweils, aber von identischer Form, bis hinunter zum letzten, engsten Stern, der von der Leibgarde der Vorreiterin gebildet wurde.
Die Krieger sahen Furcht erregend aus.
Einen Augenblick lang stellte Argha-cha sich vor, sie gehöre nicht zum Clan der Mongaal - eine abwegige Vorstellung, zugegeben, aber ihre Großmutter hatte sie gelehrt, immer wieder den Blick von außen auf die Dinge zu suchen - und stünde einem Krieger auf seinem Sturmtier gegenüber. Ein Schauder überlagerte einen Moment lang die Hitze, die sich unter ihrer Rüstung staute.
Die Gesichter der Krieger waren unter unaussprechlichen Fratzen verborgen, Totenmasken, die sie aus den Schädeln, Knochen und Häuten von Besiegten gearbeitet hatten. Die traurigen, leeren Augenhöhlen der Masken bezeugten das Leid derer, die töricht genug gewesen waren, sich den Mongaal zu widersetzen. Nur wenige hatten es in den Jahrtausenden versucht, meist genügte der Ruf, der den Mongaal vorauseilte oder der Anblick ihrer Totenmasken, um raschen Gehorsam zu erzwingen.
Und die Rüstungen! Sie waren keine Uniformen -Argha-cha hätte um ein Haar ausgespuckt, als sich das Wort in ihren Gedanken formte. Eine Uniform zu tragen, war das Mal von Vasallen, die Zeichen der Schande derer, die ihr Selbst an einen Herrn verscherbelt hatten. Keiner der Mongaal fände sich je bereit eine anzuziehen, selbst wenn es die Vorreiterin ihm befohlen hätte. Nein, die Krieger der Mongaal trugen, was ihnen gefiel - und es gefiel ihnen zu prahlen.
Argha-chas Blick verweilte auf Tasser-mor, der mit seiner Dreizehnerschaft in ihrer Nähe wartete. Tasser-mor war womöglich noch älter als die Vorreiterin und zählte zu den angesehensten Kriegern des Clans. Es hieß, sein Urahn sei einer der dreizehn Gründer des Clans gewesen. Seine Totenmaske war riesig. Sie war aus dem Schädel eines vorlauten Echsenkönigs geschnitzt, den ein Vorfahr von Tasser-mor im Zweikampf gelehrt hatte, den frechen Mund zu halten. Tasser-mor selbst hatte sich als Jugendlicher herausgenommen, die knöchernen Lippen des Schädels rot zu bemalen, wie es die verweichlichten Frauen der Seßhaften zu tun pflegten. Tasser-mors Waffenrock war aus der Haut eines Wasserwesens gegerbt.
Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte der Krieger Argha-cha einmal erlaubt, ihn zu berühren. Vorsichtig hatte sie über die grünlichen Härchen gestrichen. Nie hatte Argha-cha etwas weicheres gefühlt als diese Haut. Und dann hatte sie einen überraschten Ruf ausgestoßen, der in einen Schmerzensschrei übergegangen war, als ihre Finger in die Gegenrichtung strichen. Die Haare hatten sich wie Klingen in ihre Fingerspitzen gegraben und blutige Wunden gerissen.
Später hatte sich Argha-cha oft gefragt, wieso Tasser-mor es ihr gestattet hatte, seinen Waffenrock zu berühren. Er war ein wortkarger, hochmütiger Mann, der anderen aus dem Weg ging, und dem andere aus dem Weg gingen, gefürchtet und geachtet. Eine Zeit lang war sie überzeugt gewesen, in Tasser-mor ihren Großvater zu erkennen, aber nachdem sie ihn einige Monate lang beobachtet hatte, hatte sie den Gedanken wieder verworfen: Sie konnte - oder wollte? - nichts von sich selbst
in dem mürrischen alten Mann erkennen.
Argha-cha wünschte, ihre Eltern wären
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