Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
gehalten, so lachhaft wirkte er im Sattel des Tieres.
    Echrod-or schien das nichts auszumachen - ebenso wenig wie die mangelnde Wertschätzung des Clans, der ihm ein Reittier zugestand, das längst in einen Suppentopf gehört hätte.
    »Nun, was deine erste Frage angeht, so komme ich nur meiner Pflicht nach, indem ich den Mitgliedern des Clans von den Taten der Ahnen berichte.« Der Geschichte-Erzähler spielte mit seinen blau gefärbten Locken, während er sprach.
    In Argha-cha löste er mit seiner Haarpracht gemischte Gefühle aus: Ein Teil von ihr bewunderte seinen Mut zum Anderssein, ein anderer empfand Widerwillen. Man hätte Echrod-or beinahe für einen verweichlichten Städter halten können!
    »Und was die Letztere angeht: Ich müsste mir über die Vorreiterin nicht den Mund zerreißen, machte sie sich nicht selbst zum Gespött und zum Spektakel.«
    Echrod-or schenkte ihr das breite Grinsen, für das sie ihn hasste. Argha-cha wusste einfach nicht damit umzugehen. Jeden anderen hätte sie zum Zweikampf gefordert. Der dürre Echrod-or hätte keine Chance gegen sie, daran zweifelte sie nicht. Aber irgendwie schien ein Zweikampf Argha-cha der falsche Weg zu sein, ihm beizukommen. Sie konnte Echrod-or jeden Knochen einzeln brechen, der Stachel seiner Worte würde bleiben.
    »Wie kommst du auf >Spektakel    Die beiden trugen keine Masken. Echrod-or nicht, weil er Geschichte-Erzähler war und man ihm in die Augen blicken wollte, um darin zu lesen, ob er einen anlog, und Argha-cha nicht, weil sie sich die Maske einer Kriegerin erst noch verdienen musste. Die Rüstung samt Nackenwulst, die sie mit dem Gefechtssystem des Clans verband, gestand man ihr zu, Angriffswaffen nicht.
    »Ah, ich verstehe.« Echrod-or gluckste. »Du bist wütend, weil ich deine geliebte Großmutter anzweifle, nicht? Aber du solltest wissen, dass ich nicht der Einzige bin. Der gesamte Clan zerreißt sich den Mund über die Vorreiterin und ihr Menschbild. Kaum ein Mitglied des Clans ist von ihr verschont worden. Sie fordert immer neue Beutestücke, um sie in das Menschbild zu integrieren. Es heißt, Etor-tai würde ihm sogar Essen und Trinken hinstellen!«
    Argha-cha antwortete nichts.
    »Dann stimmt es also«, stellte Echrod-or zufrieden fest und grinste wieder breit.
    Argha-cha stöhnte auf. »Und wenn schon, was wäre dabei?«
    »Eine Menge. Es hieße, dass deine verehrte Großmutter den Aberglauben der Alten, an dem kein Mangel besteht, Wort für Wort geschluckt und für bare Münze genommen hat. Dass sie an die Götter glaubt, an Wesen, die über uns stehen und die man nur lange genug anbetteln muss, damit sie uns zur Hilfe eilen. Dass sie nicht mehr denkt und handelt, wie es einer Mongaal gebührt, nicht mehr auf unsere eigene Stärke und die Schwächen unserer Feinde baut. Dass sie.« Er brach ab.
    »Dass sie was?«
    »Dass sie. sie nicht mehr ganz richtig im Kopf ist.« Echrod-or brachte den Satz langsam und zögernd hervor. Als müsste er sich plötzlich zwingen.
    Argha-cha schossen die Tränen in die Augen. Sie drehte sich weg, gab vor, in die Sonne zu sehen und ihre Augen mit der Hand zu schützen, damit niemand merkte, dass sie weinte.
    Wieso tat Echrod-or ihr das an? Argha-cha war die Annäherungsversuche der jungen Krieger gewohnt. Rau und ruppig waren sie, wie es Kriegern gebührte. Oft machten sie nur ein Haarbreit vor offener Gewalt halt. Argha-cha verstand, was die Krieger wollten. Sie wollten ihre Jungfernschaft, die der Enkelin der Vorreiterin, um damit zu prahlen, und sie verurteilte sie nicht dafür. Sie hätte an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Es war ein Spiel, dessen Regeln sie verstand.
    Ließ sie sich von einem Krieger zu einem Duell hinreißen, würde man ihr eine Peitsche aushändigen, die sie auf der Stelle zu einer Erwachsenen machte - mit allen Konsequenzen. Gewann sie das Duell, konnte sie über den Besiegten verfügen, gewann ihr Gegner, war sie ihm ausgeliefert. Argha-cha wusste, seit sie ein Kind war, dass der Tag ihres ersten Duells kommen würde, und fürchtete sich - meistens - nicht davor. Es war die Sitte der Mongaal. Verwehrte sie sich ihr, hätte sie sich selbst verleugnet.
    Aber Echrod-or.?
    Sie begriff nicht, was er bezweckte. Wollte er sie mit seinen Sticheleien zu einem Zweikampf

Weitere Kostenlose Bücher