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PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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des Geistes herausfordern? Wenn ja, handelte es sich um einen ungleichen Kampf. Der Geschichte-Erzähler schien noch vor seinem Beginn das Duell in Gedanken stets viele Male durchgespielt zu haben, jede Parade, jedes Manöver ihrerseits einberechnet zu haben. Sie würde nie gegen ihn bestehen.
    »Argha? Bitte, ich wollte nicht.«
    Und noch etwas war anders an Echrod-or. Er genoss seinen Sieg nicht, wie es sich für einen Mongaal gehörte. Im Augenblick des Triumphs übermannte ihn die Bestürzung über das, was er getan hatte.
    Der Geschichte-Erzähler trieb Argha-cha zum Wahnsinn. »Wenn du willst, lasse ich dich allein«, flüsterte er. »Es tut mir Leid.«
    Argha-cha hörte, wie sein Tragtier zurückfiel. Sie wandte sich um. »Nein, bleib!«
    Das Mädchen wusste nicht, wieso sie ihn aufhielt. Vielleicht wollte sie in diesem Augenblick nicht allein bleiben, und die Erfahrung sagte ihr, dass sie von Echrod-or in der nächsten Zeit nichts mehr zu befürchten hatte. Es würde eine Weile dauern, bis seine Lust an spitzen Bemerkungen von neuem erwachte.
    Der Clan setzte seinen Weg nach Kion fort. Die Minuten wurden zu Stunden. Die Sonne kletterte höher, stand schließlich senkrecht am Himmel. Die Formation wälzte sich weiter durch die karge Steppe, die sich vor der Hauptstadt des Empires von Nodro erstreckte. Die Marschgeschwindigkeit blieb konstant, auch als der Clan die Reihe von lang gestreckten, künstlich aufgeschütteten Bodenwellen durchquerte, die die Stadt vor den Winden der Steppe schützte.
    Ein Beobachter - und potenziell existierten viele Millionen Zuschauer für die Bilder der immer dichter werdenden Schwärme von Jägern und Drohnen, die sich über den Mongaal zusammenbrauten - wäre unweigerlich zu dem Schluss gekommen, dass er auf mehr herabblickte als eine bloße Ansammlung von Individuen. Die Mongaal und ihre Tiere bildeten eine Einheit, die weit mehr ausmachte als die Summe ihrer Teile.
    Argha-cha wusste um diese Summe. Um den Geist der Zusammengehörigkeit, der den Clan erfüllte, ebenso wie um das Gefechtssystem, das den Verbund an seinen unsichtbaren Fäden in den Kampf führte.
    Niemand kannte die Einzelheiten des Systems, die junge Argha-cha schon gar nicht, aber auch nicht der tausendfach kluge Geschichte-Erzähler Echrod-or. Die Mongaal wussten lediglich um seine Existenz und dass es von den dreizehn Gründern des Clans ins Leben gerufen worden war. Die Krieger, die schon einmal mit ihm verbunden gewesen waren, gaben sich wortkarg, als wollten oder könnten sie die Erfahrung nicht beschreiben.
    Natürlich gab es Spekulationen. Echrod-or vermochte es, stundenlang darüber zu diskutieren und alles um sich herum zu vergessen. Seine Lieblingsthese war die von einem autarken Computersystem, dessen Komponenten überall im Clan versteckt waren, eingewebt in das Leder von Kriegersätteln, integriert in die Speichen von Zugwagen oder in das Besteck, von dem die Mongaal aßen, und an vielen anderen unauffälligen Orten. Und natürlich in den Nackenwülsten der
    Rüstungen. Laut Echrod-or befand sich das Gefechtssystem überall und nirgends zugleich. Unangreifbar verwaltete es die Lehren, die die Mongaal aus vielen tausend Kämpfen gezogen hatten.
    In diesem Sinne stellte es die Inkarnation der Vorfahren dar - und die Lebenden beugten sich willig seiner Erfahrung.
    Argha-cha schwitzte. Die Vormittagssonne heizte ihre Rüstung so stark auf, dass sie sie am liebsten vom Leib gerissen hätte. Sie griff nach der Flasche, die an ihrem Sattel hing, und trank einen weiteren Schluck. Die Flasche war beinahe leer, sie hatte nicht daran gedacht, eine zweite zu füllen.
    »Hier, du kannst etwas von mir haben!« Echrod-or hielt ihr seine Flasche entgegen, als sie ihre mürrisch wieder an den Sattel hängte.
    Sie zögerte einen Augenblick, dann nahm sie das Wasser entgegen und trank. »Danke.«
    »Heiß, was?« Echrod-or, der Geschichte-Erzähler, trug keine Rüstung, sondern einen leinenen Umhang.
    »Ja.«
    »Wenn wir nur die Individualschirme einschalten könnten!«
    Es war sinnloses Geplapper, das war Argha-cha ebenso klar wie Echrod-or, aber wenigstens lenkten die nutzlosen Gespräche ab. Von den Jägern, die jetzt beinahe den Himmel zu verdunkeln schienen, aber sorgsam darauf achteten, mit ihren Schattenwürfen den Kriegern keine Linderung zu schenken. Von der Skyline Kions und dem Gebirge der Stürme, die sich immer höher vor dem Clan in den Himmel türmten. Von der Ungewissheit.
    Die Schirme hätten sie vor

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