Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
mit den Plätzen Kions gemein - und doch war er ein Symbol imperialer Macht. Eine Gesandte der Zwillingsgötzen, eine herrische Frau, begleitet von zwei Hand voll schwer bewaffneten Leibwächtern, hatte den Mongaal ihren Platz in der Stadt zugewiesen: eine Handtuchbreit Boden, im Osten und Norden von breiten Trassen für bodengebundene Fahrzeuge eingezwängt, im Westen und Süden von den Zelthochhäusern, die eine der vielen Wohnanlagen der Stadt bildeten. Die langen Schatten der Gebäude verbargen die Mongaal vor dem Antlitz der Sonne, gewährten dem Clan selbst in der Mitte des Tages nur ein bedrückendes Halblicht.
    Im Gefängnis der Mongaal - so hatte Argha-cha den Lagerplatz nach kurzer Zeit in Gedanken getauft - waren Menschen, Tiere, Zelte und Wagen so dicht aneinander gedrängt, dass dem Clan kaum Raum für den Aufbau einer Verteidigungsstellung blieb, geschweige denn seinen Angehörigen dafür, einander aus dem Weg zu gehen.
    Die Enge, die Wut über die öffentliche Beleidigung, die sich unter den Clansleuten immer mehr aufstaute, bedrückten Argha-cha. Sie fragte sich, wie sie sich entladen würde. In einer Eruption der Gewalt, in der der stolze Clan der Mongaal einander an die Kehle gehen würde?
    Dann haben sie wenigstens was Neues zu gaffen!, dachte das Mädchen trotzig.
    Sie, das waren die unzähligen unsichtbaren Beobachter, die die Mongaal nicht aus den Augen ließen. Sie waren überall, Argha-cha war sich sicher. Allein in den Zelthäusern, die an das Lager grenzten, mussten Millionen von Nodronen leben - obwohl sich Argha-cha fragte, was es in einem Haus zu tun geben könnte. Auf den Kampf bereitete man sich draußen vor, den Elementen ausgeliefert, nicht im Schutz von klimatisierten Höhlen.
    Dann waren da die Straßen. Sie erinnerten das Mädchen an reißende Flüsse, in deren Betten statt Wasser Fahrzeuge strömten. Argha-cha war, als ob bereits der halbe Planet an dem Lagerplatz der Mongaal vorbeigefahren war, um die Hinterwäldler zu bestaunen und zu belachen.
    Argha-cha hätte sich am liebsten in ihrem Zelt verkrochen, sich in den Schlafsack eingerollt und die Lider fest zusammengepresst, bis kein Funken Licht mehr an ihre Netzhaut drang, und sich der bodenlosen Schwärze hingegeben, aber das war unmöglich. Ihre Wache endete erst in einer Stunde, und darauf, sich zu entfernen, oder auch nur auf bloße Unachtsamkeit stand der Tod.
    Ein Rascheln ließ das Mädchen herumfahren. Es kam von hinter ihr, aus dem Inneren des Lagers, aber das musste nichts heißen. Kion war ihr fremd, nichts war unmöglich.
    »Wer ist da?« rief die Mongaal. Sie hob den Strahler, den man ihr für die Wache ausgehändigt hatte, und zielte damit in die Dunkelheit, in der das Lager des Clans lag. Die Waffe lag schwer und ungewohnt in ihren Händen, obwohl sie mit so etwas geübt hatte, seit sie Laufen gelernt hatte. Aber das waren Trainingssmodelle gewesen, deren Energieladung gerade ausreichte, einen Nodronen einige Minuten lang zu betäuben. Die Waffe, mit der sie nun anlegte, war tödlich, und ihr war, als ob ihre verheerende Energie schwer an ihren Armen zerrte.
    »Beruhige dich, ich bin es nur.«
    Etor-tai schälte sich aus dem Dunkel. Argha-cha ließ den Strahler erleichtert sinken. Ihre Großmutter. Sie hätte es sich denken sollen, nur die Vorreiterin vermochte es, sich ganz aus der Wahrnehmung des Gefechtssystems auszublenden und damit eine QuasiUnsichtbarkeit zu erlangen.
    Die alte Frau blieb neben Argha-cha stehen. »Habe ich dir einen Schrecken eingejagt?«
    Das Mädchen schüttelte hastig den Kopf.
    »Gut, das hatte ich auch nicht erwartet.«
    Argha-cha gab vor, sich wieder auf das Gelände außerhalb des Lagers zu konzentrieren. Was willst du von mir?, lag ihr auf der Zunge, aber sie behielt die Frage für sich. Ihre Großmutter würde ihre Absicht zur Sprache bringen, sollte sie nicht nur der Wunsch getrieben haben, einige unverbindliche Worte mit ihrer Lieblingsenkelin zu wechseln.
    Eine Zeit lang starrten die beiden Frauen schweigend auf das flackernde Lichtermeer der Stadt. Dann sagte Etor-tai: »Und, was hältst du von Kion?«
    »Ich. ich weiß es nicht. Ich weiß nichts von diesen Leuten«, antwortete das Mädchen. »Sie sind anders, als ich erwartet habe.«
    »Das sollte dich nicht überraschen.«
    Argha-cha glaubte einen Anflug von Ungeduld in den Worten ihrer Großmutter zu erkennen und beeilte sich, weiterzusprechen. »Ich meine, diese Leute da draußen, sie nennen sich Nodronen, und ich bin

Weitere Kostenlose Bücher