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PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

PR Odyssee 06 - Die Lebensboten

Titel: PR Odyssee 06 - Die Lebensboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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gebrannten, blendend aussehenden Lebemann, von dem sie wusste, dass er eine Vorliebe für alle Sinnesfreuden hatte, einen wütenden Blick zu. »Willst du dir auch bei mir eine blutige Nase holen?«
    Reginald Bull hatte ihm nämlich kurzerhand eins auf die Nase gegeben, als er seiner Liebeserklärung an sie applaudiert und sie mit »Endlich!« kommentiert hatte.
    Pratton schüttelte lediglich den Kopf. »Ich frage doch nur.«
    Sie lauschte auf einen ironischen Unterton, jenen mit einem unterschwelligen, von feiner Ironie gebrochenen Ernst, der so typisch für ihn war, fand ihn aber nicht.
    »Ich glaube schon«, sagte sie zögernd. Dann nickte sie energisch.
    Was würde Reginald sagen, wenn er wüsste, dass ich mich ausgerechnet mit Pratton darüber unterhalte?, fragte sie sich. Allgame war ihr gegenüber stets höchst galant und ließ sich auch durch die zuweilen giftigen Blicke des Verteidigungsministers nicht davon abhalten, ihr den Hof zu machen. Natürlich war das nicht ganz Ernst gemeint, Fran bezweifelte, dass Pratton es tatsächlich darauf anlegen und versuchen würde, sie Bull abspenstig zu machen.
    Aber er verstand es, mit Frauen umzugehen. Solange er es nicht übertrieb, und das tat er bei ihr selten, fühlte sie sich wohl in seiner Nähe. Auch Shimmi gegenüber zeigte er sich freundlich und verständnisvoll. Er nahm dieses durchaus nicht ganz uneitle Kind als Frau zur Kenntnis, und das bauchpinselte die Kleine natürlich mächtig.
    »Ich meine nur. Wie soll das gehen? Er ein Unsterblicher, an den Schaltstellen der Macht, und du seine Leibwächterin, die neben ihm altern wird?« Er wischte sich sein braunes, rechts gescheiteltes, bestens frisiertes Haar aus dem breiten Gesicht. Seine dunklen braunen Augen schauten ungewohnt ernst drein.
    »Was ist los mit dir?« fragte sie.
    Er zuckte mit den Achseln. »Nichts. Das Warten geht mir auf die Nerven, sonst nichts.«
    »Das geht uns allen auf die Nerven.« Reginald schaute zwar immer wieder mal vorbei, um sie auf dem Laufenden zu halten, aber das ließ sich natürlich nicht damit vergleichen, direkt vor Ort zu sein.
    Andererseits konnte sie verstehen, dass die Wissenschaftler von Cor'morian nicht gerade versessen darauf waren, Fremde in der Zentrale zu bewirten, die dort nur im Weg standen und die geregelten Abläufe durcheinander brachten. Fran hatte sich gründlich vorbereitet, als sie den Auftrag bekam, bei der Public-Relations-Tour als Perrys und Reginalds Kindermädchen zu fungieren. Sie hatte sich auch alte Einsatzberichte besorgt und festgestellt, dass Rhodan früher sogar Klonelefanten in den Zentralen seiner Raumschiffe geduldet hatte. Offensichtlich handhabten die Vogelabkömmlinge das etwas strenger, was sie in ihren Augen zwar nicht unbedingt sympathischer, aber doch leichter einzuschätzen und handhabbarer machte.
    »Ich bin jetzt neunundzwanzig. Reginald ist knapp dreitausend. Der Altersunterschied ist doch wirklich nicht so bedeutend.« Sie grinste, irgendwie tat es ihr gut, mit jemandem darüber zu sprechen, die Gedanken laut zu äußern, die ihr unentwegt durch den Kopf gingen, und Pratton Allgame war vielleicht wirklich nicht die schlechteste Wahl.
    Zumal Pratton auch über eine gewisse Lebenserfahrung verfügte. Nach außen hin spielte er den Weinbauern, der sich vorgenommen hat, die Tradition alter marsianischer Weine wiederzubeleben. Das war allerdings nur die halbe Wahrheit.
    Pratton hatte über zwölf Jahre lang als der geschickteste Einbrecher Terras gegolten, als das >Phantom von Terrania<, das einfach nicht zu fassen war.
    Er war erst vor kurzem aus einer terranischen Resozialisierungsanstalt entlassen worden, in der er vier Jahre lang interniert gewesen war. Für ihn war der Mars die große Chance, sich zu bewähren, eine Chance, die die Entführung durch die Wissenschaftler von Cor'morian vorerst zunichte gemacht hatte. Doch im Gegensatz etwa zu Quart Homphé hatte er sich sofort an die neue Lage angepasst und seinen Mann gestanden.
    Vielleicht versucht er, diese Chance hier zu nutzen, dachte Fran.
    »Reginalds Alterungsprozess wurde mit achtunddreißig Jahren aufgehalten.« Fran zuckte mit den Achseln. »Klar, in fünfzig Jahren werde ich fast achtzig sein, und er ist noch immer achtunddreißig.« Falls er dann noch lebt. Falls wir alle dann noch leben. »Dann kann man sich wegen des Altersunterschieds langsam mal Gedanken machen. Aber diese fünfzig Jahre haben nicht viele Paare. Wie viele gehen befristete Ehekontrakte ein, wie viele

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