PR Plophos 01 - Feinde der Menschheit
hinter dem Pult. Er sah Iko kurz an. Sie lächelte.
»Wir beginnen«, verkündete Art.
Er legte den schwarzen Haupthebel um und ließ die Kreiselströme fließen, die die bewußte Vernunftskontrolle der beiden Gefangenen lahmlegte.
Als Felip dalag und mit all den Bandagen, die sie ihm um Kopf, Arme und Brust geschnallt hatten, nirgendwo anders mehr hinsehen konnte als geradeaus gegen die Decke, schien es ihm, er sei ein großer Narr gewesen, als er sich so einfach verhaften und auf ein einziges Beweisstück hin zum Analyseverhör ziehen ließ. Er wunderte sich darüber, daß ihm das bislang noch nicht zum Bewußtsein gekommen war. Aber zuerst hatte er sich über die Verhaftung so geärgert, daß er keinen klaren Gedanken fassen konnte, dann hatte Arthur Konstantin ihn mit seinem sanften Geschwätz eingelullt, und schließlich war die Frau aufgetaucht, von der man den Blick nicht abwenden konnte.
Jetzt war der Wirrwarr vorüber, und jetzt in der behaglichen Ruhe der weichen Polster, besann er sich auf die Einwände, die er hätte erheben müssen. Er hätte darauf bestehen sollen, daß der Obmann von der Verhaftung in Kenntnis gesetzt werde, daß er dem Verhör beiwohne und sich seine eigene Meinung bilde. Er hätte allein deswegen darauf dringen müssen, weil der Obmann unter Umständen die ganze Angelegenheit niedergeschlagen und ihm die Kopfschmerzen des Analyseverhörs erspart hätte.
Er versuchte, sich aufzurichten. Er wollte protestieren. Er wollte nachholen, was er versäumt hatte. Da hörte er die Stimme der Frau: »Fertig!«
Und gleich darauf kam vom Kommandopult der Befehl: »Wir beginnen.«
Felip wollte schreien, aber eine der Bandagen drückte ihm so hart gegen den Kehlkopf, daß er nur ein heiseres Röcheln hervorbrachte. Und mitten in der Anstrengung traf ihn wie mit glühenden Nadeln der Schmerz der hypnomechanischen Gehirnströme. Felip gab seinen Widerstand auf.’ Plötzlich hatte er keine Kraft mehr - ja, er wollte sich gar nicht mehr wehren. Müdigkeit überkam ihn, und das Gefühl der Bereitschaft, alles zu tun, was von ihm verlangt wurde.
Er war nicht einmal erstaunt, als er die erste Frage zu hören bekam: »Welchem Zweck diente der letzte Flug Ihres Schiffes, der HONDRO V?«
Er wollte nur seine Ruhe haben. Bereitwillig und ausführlich beantwortete er die Frage.
Plophos war eine der ältesten Kolonialwelten Terras. Die Besiedlung hatte früh im 21. Jahrhundert begonnen und war von Anfang an erfolgreich gewesen. Unter allen Planeten, die zur Kolonisation freigegeben worden waren, war Plophos bei weitem der erdähnlichste. Die Zusammensetzung der Atmosphäre entsprach der der irdischen, die Schwerkraftverhältnisse waren nahezu die gleichen, ein Plophos-Tag dauerte knapp fünfundzwanzig Standardstunden, und der Planet bewegte sich einmal in 305 Standardtagen um sein Zentralgestirn. Plophos war etwas kleiner als die Erde, dafür bestand die Oberfläche zu 52 Prozent aus Festland. Die Zusammensetzung des Planetenkörpers war fast die gleiche wie die Terras.
Plophos wurde in der Mitte der ersten Hälfte des 24. Jahrhunderts von insgesamt fünfzig Millionen Menschen bewohnt, davon waren dreißig Prozent Nachkömmlinge der ursprünglichen Siedler, siebzig Prozent später Zugewanderte. Im Vergleich zur Erde war der Planet also menschenleer; aber die weiten Strecken unbewohnten, kaum erschlossenen Landes täuschten über die Rolle hinweg, die Plophos schon seit geraumer Zeit im Konzert der terranischen Kolonialwelten spielte. Seit einhundertundfünfzig Jahren autark, besaß Plophos seinerseits eine Reihe abhängiger Planeten, eine leistungsstarke Industrie, Exportüberschüsse von mehreren Milliarden Solar - und eine ehrgeizige Regierung.
Von Anfang an hatte es in den gesetzgebenden Versammlungen von Plophos eine Tendenz gegeben, den Präsidenten mit größeren Vollmachten auszustatten, als die ursprüngliche, von der irdischen Siedlungskommission formulierte Verfassung vorsah. Man war auf Plophos der Ansicht, der Präsident einer eben erst entstehenden Welt brauche größere Machtbefugnisse als der eines längst etablierten Planeten. Schritt um Schritt hatte die Ratsversammlung so ihre eigenen Rechte aufgegeben und sie dem Präsidenten übertragen. Einem Mann namens Iratio Hondro blieb es überlassen, den Vorgang abzuschließen und die Macht des Präsidenten absolut zu machen. Iratio Hondro, im Jahre 2319 zum Präsidenten gewählt, degradierte die Ratsversammlung zu einem Debattierklub, der
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