PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
ihm geschehen war.
Vertrigg biß sich auf die Unterlippe. Ohnmächtige Wut überkam ihn. »Los«, sagte er barsch. »Wir verschwinden hier.«
Fest aneinandergeklammert, in geduckter Haltung, drangen die Männer in das Niemandsland vor. Die Nacht begann sich bereits anzukündigen, und der Sturm nahm noch an Heftigkeit zu. Wie Schemen verschwanden die fünf Männer in den Gasschwaden.
Das Wrack von Captain Vertriggs Shift bildete einen dunklen Fleck auf der von Ammoniakschnee zugewehten Oberfläche. Picot wünschte, daß es eine Sinnestäuschung war, was er dort unten erblickte. Als jedoch Tschatos Shift in engen Schleifen über der Unglücksstelle zu kreisen begann, wußte Picot, daß er sich nicht getäuscht hatte.
»Wir haben ihn gefunden«, sagte Dawson tonlos.
»Los, Dan!« meldete sich Tschatos Stimme im Lautsprecher. »Wir gehen runter und sehen nach, was passiert ist.«
»Ja, Sir«, brachte der Erste Offizier hervor. Die düsteren Ahnungen, die ihn in den letzten Stunden beunruhigt hatten, schienen sich jetzt zu bestätigen. Vertrigg, Duprene, Cashton, Iv, Torenskj, Allijs und ein siebter Mann, dessen Name Picot unbekannt war.
Der Sturm tobte um das Wrack, aber nichts deutete darauf hin, daß sie dort unten noch Leben finden würden.
»Ob sie alle tot sind?« fragte Dawson, als hätte er die Gedanken Picots erraten.
Picot tat, als müßte er sich auf die Landung konzentrieren. So ersparte er sich eine Antwort. Er beobachtete, wie Tschatos Raupenfahrzeug fünfzehn Meter neben dem zerstörten Shift niederging. Dann setzte er die dritte Maschine unmittelbar neben dem Wrack auf.
Dawson schaute aus der Kanzel. Beinahe beschwörend hob er beide Arme.
»Die Kanzel ist zerstört«, gab er bekannt.
»Aussteigen!« rief Picot ungewollt heftig, »Von hier aus können wir nichts sehen.«
Er wußte, daß er log. Sie konnten alles sehen. Den umgestürzten Shift. Das eingedrückte Hinterteil! Die zerbrochene Kanzel, die schon halb zugeweht war. Picot stampfte zur Schleuse. Als er zusammen mit Dawson hinausging, sahen sie Tschato auf der anderen Seite herankommen. Auch im Schutzanzug war seine mächtige Gestalt unverkennbar. Jemand hustete so heftig, daß die Helmlautsprecher dröhnten. Picot, Dawson und Bomhardt, der dritte Mann, der mit ihnen den Shift verlassen hatte, hielten sich aneinander fest, um von der Wucht des Sturmes nicht umgeworfen zu werden.
Nur Tschato ging aufrecht, ein trotziger Mann, der einer feindlichen Umwelt eiserne Energie entgegenzustellen vermochte. Er erreichte das Wrack zuerst. Picot sah, daß er sich mit beiden Händen an der zusammengeschobenen Raupe festhielt. Hinter Tschato tauchte eine zweite Gestalt auf, ebenso groß wie der Kommandant, aber hager und beinahe hilflos im Orkan. Picot vermutete, daß es Dr. Gaylord war.
Tschato zog sich in die Kanzel hinein. Keuchend kam Picot neben Vertriggs Maschine an, Dawson und Bomhardt klammerten sich mit verzerrten Gesichtern an der Außenfläche des Raupenfahrzeugs fest. Schritt für Schritt arbeitete sich Picot zur anderen Seite hinüber, so daß er Tschato ins Innere folgen konnte. Gaylord befand sich jetzt zehn Meter von ihnen entfernt. Er torkelte wie eine Vogelscheuche, die der Sturm aus ihrer Verankerung gerissen hatte. Doch es war nichts Lächerliches an seinen Bewegungen, eher eine bewundernswerte Hartnäckigkeit.
Picot konnte endlich den Rand der Kanzel umfassen. Vor ihm versperrte Tschatos breiter Rücken die Sicht ins Innere. Eine Weile verharrten sie in dieser Haltung, als verlange irgendein unfaßbares Geschehnis stumme Ergebenheit. Erst als der Sturm einen Mann gegen Picot trieb und ihn beinahe von den Füßen riß, erwachte der Offizier aus seiner Starre. Gaylord war neben ihm zu Boden gesunken. Durch den Sehschlitz schimmerte das Gesicht des Wissenschaftlers. Es drückte Angst aus, Angst und Erschöpfung und noch etwas anderes, für das es keinen Ausdruck gab, das aber irgendwie eng mit Gaylords Persönlichkeit zu tun haben mußte.
Da drehte sich Tschato langsam um. Er hockte auf den Fersen, den Oberkörper zusammengepreßt. Und im Herumdrehen gab er den Blick auf einen Mann frei, der direkt vor ihm lag. Ein Mann mit einem zerschmetterten Schutzhelm. Der Mann war Cashton.
Da zog sich Gaylord leise stöhnend in die Höhe. Picot wollte ihn wegdrücken, da er glaubte, daß ihn dieser Anblick in Panik versetzen würde. Doch Gaylord verfügte über ungeahnte Kräfte. Er schaffte es, sich neben Picot zu stellen und in den
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