PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
Treiben.
Eigentlich hatte das kleine Diskus-Raumschiff im Stützpunkt des Obmanns nichts zu suchen - noch weniger gehörte es auf die Katapult-Plattform einer geheimen Startanlage. Denn es war ein Blues-Raumschiff!
Die Blues, so genannt wegen ihres blaubepelzten Körpers, waren die gefährlichsten Feinde aller humanoiden Rassen der Galaxis gewesen. Erst der Erfindungsgeist der Terraner hatte die Waffe geschaffen, die den vorher unzerstörbaren Molkex-Panzer der BluesSchiffe durchbrechen konnte. Danach ging es mit dem BluesImperium schnell abwärts. Doch immer noch irrten die Raumschiffe dieses Volkes zwischen den Sternen umher, eine leichte Beute piratisierender Springer-Sippen und anderer Leute.
Das Blues-Schiff im geheimen Startschacht Iratio Hondros war erst vor wenigen Monaten gekapert worden. Bisher hatte es nutzlos in einem abgelegenen Hangar des Stützpunktes gestanden, und die vierundzwanzigköpfige Besatzung war zwischen Verhörraum und vergitterten Zellen hin- und hergewandert.
Nun plötzlich schienen beide wieder zu Ehren zu kommen: das Raumschiff und seine Besatzung.
Aber noch war von den Blues nichts zu sehen. Die Männer, die geschäftig an dem Diskus-Raumer arbeiteten, waren allesamt Angehörige der Blauen Garde. Sie sahen nicht von ihrer Arbeit auf, denn hinter ihnen standen Offiziere und paßten genau auf, daß jeder seine ganze Kraft einsetzte. Alle paar Minuten mußten sie über ihre Armbandgeräte Rede und Antwort stehen. Sie waren nervös, brüllten sich gegenseitig an und liefen wie aufgescheuchte Hühner um das Schiff herum. Je näher der befohlene Termin rückte, desto stärker transpirierten sie. Der Obmann selbst stand hinter der Aktion - und jeder wußte, was das im Falle des kleinsten Fehlers bedeutete.
Iratio Hondro hatte unterdessen die zwanzig Freiwilligen, die sich für ein ihnen noch unbekanntes Himmelfahrtskommando gemeldet hatten, in der Offiziersmesse um sich versammelt. Major Ragna, bereits informiert, saß mit bleichem, aber gefaßtem Gesicht neben dem Obmann. Die Augen des Obmanns wirkten kalt und entschlossen.
»Sie haben sich freiwillig gemeldet«, begann er in seiner knappen, aber dennoch begeisternden Art. »Ich danke Ihnen. Ich brauche wohl kaum zu betonen, wie schwer es mir fällt, die Besten in einen Einsatz zu schicken, von dem es keine Rückkehr gibt.«
Er musterte aufmerksam die Gesichter. Es war nicht zu verkennen, daß die Leute in diesem Augenblick begriffen hatten, daß sie allesamt Todeskandidaten waren. Die Gesichter wirkten wie weiße Farbkleckse in der blauweißen Beleuchtung, doch die Züge zeugten von Stolz, und die Augen leuchteten triumphierend.
Iratio Hondro räusperte sich.
»Sie werden...«, er schaute rasch auf seine Uhr, »...genau elf Uhr dreißig Ortszeit das gekaperte und inzwischen überholte BluesRaumschiff besetzen. Die ursprüngliche Besatzung wird zu dieser Zeit bereits anwesend sein. Uns sind einige Funktionen des BluesSchiffes noch nicht völlig klar, und wir haben keine Zeit, uns mit solchen Kleinigkeiten zu befassen. Außerdem sollte wenigstens einer der Tellerköpfe in leidlich erhaltenem Zustand von den Terranern geborgen werden. Sie sorgen dafür, daß der Diskus-Raumer das drei Lichttage von hier wartende terranische Schiff angreift. Es muß wie die Verzweiflungsaktion des Blues-Kommandanten aussehen. Was weiter geschieht, bleibt der Entscheidung Major Ragnas überlassen.«
Iratio Hondro wandte sich zu Ragna um. »Allerdings sind Ihnen die Hände insoweit gebunden, als eine eventuelle Flucht nicht ins Whilor-System führen darf. Desweiteren dürfen die Terraner niemand von der menschlichen Besatzung finden - weder tot noch lebendig. Unter Umständen werden Sie Schiff und Besatzung opfern müssen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Major Ragnas Gestalt straffte sich. »Ich verspreche Ihnen, daß keiner von uns weich wird. Lieber sterben wir.«
Beifälliges Gemurmel lief durch die Tischreihe der Freiwilligen. Ein schwarzhaariger, hagerer Leutnant erhob sich mit flammenden Augen und hektisch glühenden Wangen.
»Warum so viele Worte! Wir sind stolz darauf, unserem Obmann dienen zu dürfen. Es lebe Iratio Hondro! Tod den Terranern!«
Im nächsten Augenblick glich die Offiziersmesse einem Tollhaus. Die Freiwilligen brüllten sich mit den Hoch rufen ihre Angst aus dem Leib und berauschten sich an ihrer eigenen Begeisterung.
Iratio Hondro ließ sie einige Minuten gewähren. Er wußte, was er den Todgeweihten schuldig
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