PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
gewesen. Nein! Nur sie allein mußten sterben.
Dennoch hielt Ragna weiterhin auf den Schlachtkreuzer zu. Nur so konnte man dessen Kommandanten vielleicht aus der Reserve locken. Er mußte ebenfalls wissen, daß der Aufprall des BluesSchiffes tödlich für sein Schiff war.
Noch zwanzig Lichtsekunden war das Diskus-Schiff vom Ziel entfernt. Da reagierten die Terraner. Man konnte vom Blues-Schiff aus die Abschüsse nicht sehen, denn die Energiebahnen waren lichtschnell. Das Auge erfaßte sie erst, wenn sie schon heran waren.
Ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte das kleine Schiff. Es war, als habe es einen Planeten gerammt.
Major Ragna sah nichts mehr. Aber er lachte triumphierend. So ging er in den Tod - und mit ihm neunzehn verblendete, einem dämonischen Diktator hörige Narren...
Die Borduhr zeigte den 30. Juli 2329 Erdzeit an - und exakt 23:05:31 Uhr.
Vor fünf Minuten und einunddreißig Sekunden war Zapfenstreich für die Leute der Freiwache gewesen. Seit dieser Zeit herrschte Ruhe in den Quartieren. Das Licht war gelöscht.
Oberstleutnant Nome Tschato achtete auf Disziplin in seinem Schiff. Dienst, Freizeit und Nachtruhe waren streng geregelt - obwohl es für ein bewegungslos im Weltraum schwebendes Raumschiff natürlich weder Tag noch Nacht im Sinne von Sonnenauf- und Untergang gab.
Man hatte die Zeit von einem Planeten mitgenommen, der augenblicklich rund 48.333 Lichtjahre von der LION entfernt war. Dieser Planet hieß Erde.
Zur Zeit hatte der Erste Offizier der LION, Dan Picot, die Kommandogewalt über das Schiff. Nome Tschato schlief oder hatte wenigstens angegeben, sich hinlegen zu wollen.
Picot glaubte nicht daran. Er lebte beständig unter dem Albdruck, sein Kommandant könnte wieder einmal einen seiner berüchtigten Pläne ausbrüten.
Mit verkniffenem Gesicht hockte der Erste hinter dem Kartentisch der Zentrale und lauschte dem beruhigenden Summen der Aggregate. Doch obwohl sämtliche Ortungsgeräte seit neun Tagen nur Grünwerte zeigten, war er gereizt und nervös.
»Darf ich, Dan?« fragte eine sonore Stimme, bei deren Klang man unwillkürlich den Eindruck beruhigender Sicherheit gewann.
Picot blickte hoch. Ihm gegenüber stand ein etwa fünfzigjähriger, korpulenter kahlköpfiger Mann. Er trug die Dienstuniform eines Hauptmanns der Imperiumsflotte, aber das Ärmelschild wies ihn als psychologischen Berater eines Schiffskommandanten aus. Der Mann war dreifacher Professor und Doktor der Psychologie und hieß Einar Holgsen.
Picot grinste gequält. »Bitte, Einar. Setzen Sie sich, bitte.«
»Vielen Dank, Dan. Eine geradezu himmlische Ruhe ist das hier, was?«
»Wie man's nimmt, Einar!« knurrte Picot. »Mir persönlich wäre es lieber, es gäbe Arbeit. Dann käme niemand auf dumme Gedanken.«
Der Psychologe lächelte verständnisvoll. »Sprechen Sie etwa von unserem Kommandanten, Dan?«
»Der Löwe hat sich in seine Höhle zurückgezogen«, meinte Picot und knetete dabei seine Finger, »angeblich, um zu ruhen. Wie ich ihn kenne, wird er darauf sinnen, wie er uns beschäftigen kann.«
»Eine löbliche Absicht«, erklärte Holgsen.
Picot schaute den Psychologen mißtrauisch an. »Diese Beschäftigungen...«, sagte er gedehnt, »...haben dazu geführt, daß die erste LION im Simban-Sektor gesprengt werden mußte. Ihre Nachfolgerin gleichen Namens ist inzwischen lahm wie eine flügellose Ente, Einar. Inzwischen überlege ich mir, ob es sich lohnt, auch auf der dritten LION anzuheuern.«
Ganz unvermittelt begann Einar Holgsen schallend zu lachen. Seine sowieso schon rosigen Wangen begannen zu zittern und zu glühen, selbst die Glatze über dem grauen Haarkranz rötete sich.
Dan Picot sah den Psychologen zuerst verblüfft, dann verärgert an. Doch nach einer Weile, als Holgsen sich immer noch vor Lachen schüttelte, stimmte Picot zögernd ein. Nicht lange, und beide Männer lachten so laut, daß die anderen Offiziere in der Zentrale sich erstaunt umdrehten.
Abrupt brach Holgsen ab. Er wischte sich die Tränen von den Wangen, zwinkerte listig und machte ein ernstes Gesicht. »Worüber lachen Sie eigentlich, Dan?« fragte er unschuldig.
Verblüfft hielt Picot inne. »Worüber...?« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Sie sind ein ganz gemeiner...!« Er holte tief Luft, dann lehnte er sich zurück und schüttelte den Kopf. »Verzeihung! Ich wollte sagen, Sie sind ein ganz raffinierter Psychologe, Einar. Ich fürchte, ich habe mich vorhin ziemlich unmöglich benommen, wie?«
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