PR Posbi-Krieg 01 - Das gestrandete Imperium
um die Grundversorgung sicherzustellen. Die Siedler lernten, diese Verknappung als Teil ihrer Existenz anzusehen. Sie akzeptierten jegliche Einschränkung ihrer Lebensumstände. Es hätte keinen Sinn gemacht, irgendein Manko zu bejammern. Die Not war so groß, dass man froh war zu überleben. Und diese Einstellung hat sich tatsächlich bis zum heutigen Tag gehalten. Neuentwicklungen wurden stets auf Gebieten getan, die den Alteranern halfen, ihr Leben ein kleines bisschen besser zu gestalten, aber nie, um in Konkurrenz zu ähnlichen Produkten zu treten.«
»Haben Sie ausreichend aus den alten Büchern gelernt, um das zu tun, was ich von Ihnen verlange?« Wiederum holte sie mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Wiederum war ich zu weitschweifig geworden.
»Was Sie von mir verlangen, ist zutiefst unmoralisch«, sagte ich leise.
»Aber es ist richtig, verdammt noch mal!«
Ich wollte Malaika Mkombo nicht widersprechen. Die Zahlen und Daten, die sie mir zur Verfügung gestellt hatte, sprachen eine eindeutige Sprache. Wir mussten die Alteraner zu ihrem Glück zwingen. Und meine Rolle in diesem bitterbösen Spiel war die einer Zeremonienmeisterin.
»Ich habe Pläne ausgearbeitet, wie wir die gewünschte Kampagne bewerben können. Ich habe im Kleinen ein paar Versuche anstellen lassen. Die Alteraner saugten die Informationen, die ich... verkaufen wollte, wie Schwämme auf. Ich bin überzeugt davon, dass wir unser Vorhaben innerhalb einer Generation erreichen werden.«
»Sie sind mir ein wenig zu enthusiastisch, Gwendy«, sagte die Präsidentin. »Ich gehe davon aus, dass es länger dauern wird und ich die Auswirkungen nicht mehr erleben werde. Wir müssen Sorge tragen, dass ich einen würdigen Nachfolger finde, der meine Ideen unter allen Umstände weiterträgt.«
Sie sollte recht behalten, wie so oft. Die Kampagne wurde über alle Maße erfolgreich. Ich war erfolgreich. Mit einem ständig anwachsenden Beraterstab und einem nahezu unbegrenzten Budget ließ ich Zeitungen gründen, neue Trivid-Formate erfinden, führte den politischen Lobbyismus in neue Höhen, pflasterte Altera mit Bild- und Tonbotschaften zu und bombardierte die Bevölkerung rund um die Uhr mit den Anliegen der Regierung. Teils tat ich es subtil, teils mit dem Dampfhammer. Ich beachtete psychologische und soziologische Elemente, arbeitete mit Tachistoskopie sowie subliminalen Botschaften und schreckte auch vor übelster Propaganda nicht zurück.
Meine Arbeit zeigte Wirkung. Das, was auf Terra über Jahrhunderte hinweg allmählich zum Bestandteil modernen Lebens geworden war, ließ ich binnen weniger Jahre über die Bevölkerung Alteras hereinbrechen. Meine Landsleute hatten schlichtweg keine Chance und wurden von einer neu geschaffenen Medienmaschinerie überrollt.
Malaika Mkombo sollte trotzdem recht behalten. Es dauerte unerwartet lange, bis sich die Essenz, die subtile Grundbotschaft, über den ganzen Planeten ausgebreitet hatte.
Wie diese denn nun lautete? Ist das in meinem Bericht nicht deutlich genug geworden?
Altera musste wachsen. Altera brauchte mehr Menschen. Es wurde zur bürgerlichen Pflicht erklärt, Kinder in die Welt zu setzen.
Nun, da ich auf meine alten Tage diese Zeilen zu Folie bringe, kann ich sagen, dass ich auf allen Linien Erfolg hatte. Malaika Mkombo schaffte tatsächlich sechs Legislaturperioden, selbstverständlich unter heftigem Einsatz geeigneter Propagandamittel. Die Geburtenraten sind speziell während der letzten beiden Jahrzehnte explodiert und liegen derzeit bei über vier Kinder pro Jungfamilie.
Wie dieses Wachstum zustande kommt - nun, darauf habe ich keinen Einfluss genommen. In manchen Gegenden Alteras gilt es für
Frauen als schicklich und als konventionell, sich einen offiziellen Hausfreund zu halten, um eine bessere Durchmischung des Genmaterials zu erreichen. Seltsam, nicht wahr? In mehreren Außenbezirken Neo-Teras machen sich Ansätze einer matriarchalischen Gesellschaftsstruktur breit. In den südlichen Vororten gibt es allmonatlich »weiße Nächte«, während derer jedermann und -frau alles erlaubt ist. Auf den Serlat-Inseln beschäftigt man sich ausgiebig mit dem Klonen und Mehrfachgeburten, in der Inneren Zyntay sind zurzeit seltsame Fruchtbarkeitsriten en vogue. Ich unterstützte diese Vielfalt an Methoden, die Geburtenraten hoch zu halten. Nur mit einem gesunden Mix konnte das Scheitern eines oder mehrerer Fertilitätssysteme aufgefangen werden.
Malaika Mkombo hat schlussendlich das
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