PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
bedurfte noch einiger Wortwechsel, bis er von Tamras Ernsthaftigkeit überzeugt war und so weit Interesse bekundete, dass Mondra und Startac es für vertretbar hielten, ihre Deflektoren abzuschalten. Eine hitzig geführte Debatte folgte. Nachdem sie aufgedeckt hatten, was sie von ihm erwarteten, erklärte Boffään die drei Menschen erst einmal für rettungslos übergeschnappt. Das überstiege seine fachliche Qualifikation bei weitem. Tamra versicherte, sie sei sich des hohen Risikos bewusst und trage die alleinige Verantwortung. Schließlich willigte der Hausmeister ein, wenigstens die technischen Möglichkeiten in Augenschein zu nehmen; mit dem Vorbehalt, dass er, falls er die Sache für aussichtslos erachte, sofort zurück ins Aquadom gebracht wurde.
Startac sprang mit allen drei - beziehungsweise, unter Einbeziehung des Sloppelles - vier Personen auf einmal; ihre gemeinsame Masse war ja relativ gering. Bei dem Ort, den Boffään ihm bezeichnet hatte, handelte es sich um eine private chirurgische Praxis mit angeschlossenem Biotech-Labor. Den Leiter, einen gewissen Kelton-Trec, hatte Tamras Gebieterin in den vergangenen Jahren gelegentlich konsultiert; vielleicht liebäugelte Mitrade-Parkk mit einer Schönheitsoperation.
Mitten in der Nacht, und wohl auch bedingt durch den Bürgerkrieg, waren die Räume der kleinen Medo-Station verwaist. Vom etwas vergammelt wirkenden Foyer führte ein Gang zu drei OP-Sälen, deren Türen kompliziert aussehende Schlösser sicherten. Mondra wollte ihr TLD-Besteck auspacken, aber Boffään kam ihr zuvor. Mit den mikromechanischen Werkzeugen, die anstelle von Stacheln an seinen Blattstängeln saßen, öffnete er die erste Tür in Sekundenschnelle.
»Wenn bloß alles so leicht und flott ginge, ja?« Drinnen gab das Kaktuswesen einen Laut der Verblüffung von sich. »Pardauz! Eines kann ich euch schon mal sagen, ja: Legal ist das hier nicht.«
Der Operationsraum sei vollrobotisch ausgelegt, erklärte Boffään, nachdem er so rasant zwischen den Apparaturen hin und her geflitzt war, dass ihm Mondra kaum mit Blicken hatte folgen können. Die Leistungsfähigkeit der Steuerpositronik, mit der die Medo-Einheit bestückt war, überschritt deutlich den Rahmen des seit der Posbi-Krise für zivile Einrichtungen gesetzlich Erlaubten.
»Schlecht?«, fragte Tamra, von Boffääns Erregung angesteckt.
»Ganz im Gegenteil. Großer Sukkulent, mit diesen Maschinchen hätten wir tatsächlich eine relle Chance, die verdammten Peildinger loszuwerden!«
»Du traust es dir also zu, die Medo-Positronik entsprechend zu programmieren? Letztendlich führt sie auch nur eine Form von Reparatur aus, oder?«
Der Kaktus tänzelte auf seinen Laufwurzeln.
»Ja?«
»Ja?«, echote Boffään schrill. »Ja? Unsere Nervensysteme sind ein wenig komplexer beschaffen als die Lötstellen eines Küchengeräts, ja? Da kann mörderisch was daneben gehen. Was mich betrifft, hätte ich noch die geringsten Sorgen, ich weiß schließlich, wie ich gebaut bin, ja? Aber was ist mit dir?«
Darauf fiel Mondra eine Antwort ein. »Unsere Anzugrechner enthalten äußerst detaillierte Kenntnisse der menschlichen Anatomie, mittlerweile sogar ergänzt um alteranische Besonderheiten. Falls es gelingt, diese Daten zu überspielen - würde dir das ausreichen?«
»Möglich, ja? Dennoch bleibt ein gewaltiges Restrisiko.«
Tamra straffte sich. »Tu's!«
Sie und Mondra warteten im Foyer, während Boffään zuerst den Eingriff an sich selbst vornahm. Startac war wegteleportiert, sobald alles in die Wege geleitet war; er musste anderswo in Taphior noch etwas erledigen.
»Ist er verheiratet? Ich meine, hat er eine Frau?«
»Startac? Nicht, dass ich wüsste.«
»Dachte ich mir.« Nach einer Pause fragte Tamra: »Glaubst du, verliert er bei jedem Teleporter-Sprung etwas von sich im Hyperraum? Ein winziges bisschen?«
»So habe ich mir das noch nicht überlegt... Es strengt ihn jedenfalls ganz schön an, auch bei geringen Distanzen.«
»Trotzdem macht er es. Weswegen? Weil Rhodan es ihm befiehlt? Ist der... Großadministrator euer Lehnsherr?«
»Nein, nichts dergleichen. Startac und ich tun aus freiem Willen, was wir tun. Und weil wir unsere bescheidenen Talente sinnvoll anwenden wollen. Wir fühlen uns nur der Menschheit und unserem Gewissen verpflichtet. Das gilt übrigens auch für Perry«
Tamra wiegte nachdenklich den kahlen Kopf.
Schweigend saßen sie, bis Schroeder zurückkehrte. Kurz danach kam Boffään aus dem OP gesaust.
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