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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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lächelte. Er hatte volle, gelbe Lippen und eine Nase mit vier Öffnungen. Halbmondförmige Ohren zogen sich bis zum Halsansatz; die goldfarbenen, fingerdicken, spiralig gewundenen Haare bildeten auf dem flachgedrückten Kopf einen Kranz, fast wie ein Vogelnest. »Was hat sie denn da? Eine Missbildung?« Er zeigte auf Tamras Stirn.
    »Kein Geschwür, Herr; vielmehr das Rudiment eines Sportunfalls. Schon lange bestens verheilt. Die Narben freilich ... Wir verfügen, wie Ihr wisst, nur über eingeschränkte medizinische Kapa... «
    »Schweig. Dein ewiges Jammern um Budgeterhöhung langweilt mich. Naja. Mag sogar von Vorteil sein, diese Entstellung. Hält die Kleine davon ab, Eitelkeiten zu entwickeln.« Der Lare griff Tamra an den Mund, schob ihr mit Daumen und Zeigefinger die Lippen auseinander und begutachtete ihre Zähne. »Passabler Zustand. Irgendwelche Krankheiten?«
    »Nein, Herr. Sie erfreut sich bester Gesundheit.«
    Pulpon-Parkk befühlte Tamras Oberarme, so grob, dass sie mit Mühe einen Aufschrei unterdrückte. »Kräftig wäre sie, auch nicht wehleidig ... Und man sagt den Menschlingen ja außerdem eine gewisse Zähigkeit nach. Wie steht es um den Charakter?«
    »Sie ist ein wahrer Sonnenschein, Herr. Ein fröhliches, unkompliziertes Ding. Von rascher Auffassungsgabe, dabei geduldig und äußerst verlässlich. Sehr dankbar.«
    »Nicht, dass wir zu wenig Bedienstete hätten. Aber meine Tochter Mitrade wünscht sich seit Langem eine Zofe ungefähr im selben Alter.«
    »Dafür wäre dieses Mädchen ideal geeignet, Herr. Sie spricht sehr schön und fehlerfrei.«
    Der Lare kniff Tamra in die Wange, diesmal relativ sanft. »Ist dem so? Kann sie etwa auch singen? Sing mir ein Lied, Vögelchen!«
    Güraldenip intonierte aufmunternd die einleitenden Akkorde von »Stern der Laren«. Tamra nahm all ihren Mut zusammen. Sie sang. Allein, ohne die Unterstützung der Heelghas, kam ihr ihre Stimme dünn und kläglich vor.
    Als sie geendet hatte, klatschte Pulpon-Parkk langsam dreimal hintereinander in die Hände. »Bravo, bravo, bravo. Ganz reizend. Ich denke, wir nehmen sie.«
    Das große, schwere Tor des Internats schwang auf. Mit dem Hohen Verwalter und seinen beiden schweigsamen Begleitern ging Tamra hindurch. Ihr Atem stockte. Zum ersten Mal setzte sie einen Fuß aus dem siebeneckigen Gebäude, in dem sie fast ihre gesamte Kindheit verbracht hatte.
    Tamra fuhr erschrocken zusammen, als Nässe ihr Gesicht benetzte. Wasser, das vom Himmel fiel: Das musste ... »Regen« sein! Sie wischte sich über die Wangen und leckte ihre Finger ab. Es schmeckte ... eigen. Da hob einer der Laren die Hand. Sogleich hörte der Regen auf; das heißt: nein, die Tropfen stoppten einen Meter über ihren Häuptern, als prallten sie auf einen unsichtbaren Schirm, und flössen, ehrfürchtig ausweichend, zur Seite hin ab.
    Kein Zweifel, diese Wesen waren Götter.
    Sie führten Tamra zu einem »Gleiter«, der wenige Meter vom Tor entfernt etwa zwei Handbreit über dem grünen Rasen schwebte. Die Flugmaschine, von der ein tiefes Brummen ausging, wirkte viel beeindruckender als die Darstellungen in den Holo-Spielen; sie war mindestens zwei Stockwerke hoch und doppelt so lang. Tamra wurde ins Innere gehoben und auf eine weich gepolsterte Bank gesetzt. Gegenüber nahm der Hohe Verwalter Platz. Er lehnte sich zurück, verschränkte seine kräftigen Finger und bog sie durch, dass es knackte. »So«, sagte er. »Wie heißt du noch mal?«
    »Tamra, Herr.«
    »Du möchtest sicher aus dem Fenster schauen, nicht wahr, Tamra?« Ohne eine Antwort abzuwarten, betätigte er einen der in seine Armlehne eingelassenen Schalter. Ein großes Stück Wand rechts von Tamra war plötzlich nicht mehr vorhanden.
    Sie sog scharf die Luft ein und presste ihre Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Sie flogen, flogen hoch über dem Boden! Rings um sie breitete sich ein Meer von Gebäuden aus, eines gewaltiger und prunkvoller als das andere.
    »Ist... ist... ist das die herrliche Stadt Taphior?«
    »In der Tat, Vögelchen, das ist sie.« Der Lare drückte einen anderen Knopf, worauf ein flirrender Ring vor seinem Mund erschien. »Pilot, zieh eine Schleife! Wir wollen Tamra etwas bieten.«
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals derartige Pracht gesehen zu haben. Endlos erstreckte sich die herrliche Stadt Taphior. Manche der Bauwerke, an denen ihr Gleiter in geringem Abstand vorbeisauste, ragten bis in die Wolken auf; unter einem, das wie ein gigantischer Bogen

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