PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
Flugfelds liegt; ihr wisst schon, wohin sie uns als Putzkolonne verfrachten, wenn Mitrade sonst keine Beschäftigung für uns einfällt. Also so was in der Art. Sie lassen uns damit starten, und sobald wir außerhalb des Systems sind, schießen sie den Kahn ab. Keine in Dekombor verbliebene Seele würde je davon erfahren.«
»Richtig«, sagte Wilbur, »und doch falsch. He, es herrscht Krieg, seit sechsunddreißig terranischen Standardjahren, jede einzelne Einheit zählt. Selbst die vergammelte ORTONTAPH, um bei deinem Beispiel zu bleiben, repräsentiert für das Flottenkommando einen weit größeren Wert als ein paar hundert oder tausend Knechte. Sonst stünde sie nicht immer noch am Reparaturdock, obwohl derzeit nicht daran gearbeitet wird. Nein, die werden uns an einem Außenposten absetzen, und zwar gesund und munter, um nicht einen Zwischenfall auszulösen und in einem Scharmützel mit alteranischen Raumern den Kürzeren zu ziehen. Und dann werden sie hurtig die Fliege machen.«
Ein Außenposten, dachte Tamra. Wie Neu-Szechuan. Weiße Bungalows am blauen Meer, unter lilafarbenen Palmen. In den dicksten Stamm wären die Namen Clees und Roslin geschnitzt... »Niemand käme lieber von hier weg als ich. Aber ich habe schreckliche Angst, wir könnten einem Phantom, einer Fata Morgana aufsitzen.«
Wilbur lächelte sie an. In seinen treuherzigen Augen funkelte mehr als bloß Freundschaft. »Uns bietet sich eine Chance, die wir ergreifen müssen. Täten wir dies nicht, könnten wir uns genauso gut bei Jason Neko um einen Handlanger-Posten bewerben. Lies meine Lippen, Tamra Cantu: Ich schwöre, ich werde dir den Stern der Laren zu Füßen legen, ganz so, wie du es damals im Internat von mir gefordert hast.«
»Ich habe nie... «
»Psst. Sir, ich bitte um Ihre Erlaubnis, das gemeinsam skizzierte Vorhaben in Angriff zu nehmen.«
Guilder atmete tief durch. »Erlaubnis erteilt, Gefreiter Donning.«
Die simplen elektronischen Nähmaschinen in der Schneiderei liefen auf Hochtouren. Tag und Nacht schnurrten sie und produzierten lange, mit riesigen Lettern bestickte Stoffbahnen.
Jason Neko blieben diese Aktivitäten natürlich nicht verborgen. Man erklärte ihm, Frizzi Pasterz hätte die Eingebung gehabt, anlässlich der kommenden Sonnenfeier einen großen Umzug durch Dekombor abzuhalten: Kinder und Jugendliche in larischen Kostümen, nach historischen Motiven geschmückte Wagen, dahinter Hundertschaften von Knechten und Mägden, die Fahnen schwangen und besagte Stoffbahnen als Transparente trugen ... Deren Beschriftungen sowie der Aufmarsch als Ganzes sollten die Verbundenheit der menschlichen Bevölkerung von Dekombor mit dem Trovent und die tief empfundene Dankbarkeit gegenüber ihren guten Herren zum Ausdruck bringen. Nebenbei sollte ein Schlussstrich unter die kontraproduktive Dreistigkeit der renitenten Freigeborenen Splittergruppe gezogen werden. Neko fand Gefallen an der Idee, spätestens, als die Pasterzes ihm den Vorsitz im Festkomittee antrugen. Er unterbreitete sie der Hohen Verwalterin als seine eigene und heimste umgehend Lob dafür ein sowie Mitrade-Parkks Bevollmächtigung, dass an die Teilnehmer der Prozession gratis Olvid-Getränke ausgeschenkt werden durften.
Derweil tüftelten die Taoisten darüber, wie die Spruchbänder unmittelbar vor der geplanten Aktion möglichst rasch zu einem einzigen gewaltigen Transparent zusammengefügt werden konnten und welche Botschaft darauf zu lesen sein sollte, wenn sie es am Sternturm hissen würden. Nach längerem Hin und Her einigte man sich auf folgenden Text, geschrieben sowohl auf Larion als auch Alteranisch:
Wahre Freiheit erlangt,
Wer Freiheit zugesteht,
Denn alle Wesen sind Brüder.
Das war, fanden sie, deutlich und blasphemisch genug, aber kaum als aggressive Drohung misszuverstehen. Im Übrigen war es hauptsächlich die Tat, die das Zeichen setzte und hoffentlich die erwünschte Reaktion auslöste.
Weder im ersten Speicherkristall noch im Futteral mit den Chip-Blockern hatte Heraklit der Dunkle einen Hinweis darauf gegeben, wie man umgekehrt ihm eine Nachricht zukommen lassen konnte. Wilbur Donning schlug vor, in einem der unterirdischen Abflusskanäle eine Flaschenpost auszusetzen. Dass ihr mysteriöser Unterstützer sich dort herumtrieb und sie beobachtete, stand wohl fest. Natürlich durfte es niemandem außer dem richtigen Adressaten möglich sein, den Inhalt ihrer Anfrage zu entschlüsseln. Daher schrieben sie: »Zu den Sternen, und zum
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