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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Molche huschten aus dem Lichtkegel. Sie orientierte sich, rief sich ins Gedächtnis, wie sie zum nordwestlichen Überlaufkanal gelangte, und stapfte los.
    Hier unten war es sehr still, nichts zu hören außer leisem, fernem Rauschen und dem Platschen ihrer Füße in der knöcheltiefen Brühe. Nach etwa einer Viertelstunde erreichte sie die Einmündung. Bis jetzt stimmte Heraklits Karte, die sich Tamra gut eingeprägt hatte. Auch die Information, dass der Überlaufkanal um diese Jahreszeit ausgetrocknet war, entsprach den Tatsachen.
    Sollte sie umkehren? Sie überlegte. Sehr viel hatte sie noch nicht gesehen... Eine weitere Viertelstunde, beschloss Tamra, würde sie dem Verlauf der knapp zwei Meter durchmessenden, mit Algen bewachsenen Röhre folgen, und es dann gut sein lassen.
    Lautlos lief sie in leichtem Trab dahin, zwei Minuten, fünf, neun, vierzehn... Abrupt blieb sie stehen.
    Sie hatte Stimmen gehört.
    Da! Kein Zweifel: In einem wenige Meter voraus liegenden Quergang unterhielten sich mindestens zwei Personen. Was sie sagten, konnte Tamra nicht verstehen; nicht einmal, um welche Sprache es sich handelte.
    Geh zurück!, war ihr erster Impuls. Dreh um, noch hat man dich nicht bemerkt. Falls es Laren sind und sie dich erwischen, ist alles verloren; falls du auf Chiplose stößt, wirst du dir Heraklits Tadel zuziehen, weil du seine Anweisungen missachtet hast.
    Andererseits spürte sie mit jedem ihrer Herzschläge, dass sie bis zum Tag der Sonnenfeier keine ruhige Minute mehr haben würde, wenn sie die Unbekannten nicht wenigstens ganz kurz belauschte. Nur so lange, bis sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte und was sie hier unten trieben.
    Sie löschte ihre Lampe, tastete sich lautlos vorwärts, bis die Stimmen klarer wurden.
    »... freuen sich garantiert wie überreich belohnte Kinder, wenn sie die Antigravpacks entdecken. Damit ersparen sie sich immerhin fast tausend Höhenmeter Ab- und Aufstieg.« Das war Larisch; aber...
    »Du hast die Typen einfach ins Herz geschlossen, gib's zu.«
    »Das leugne ich nicht. Im Ernst, irgendwie mag ich sie.«
    »Ein wahrer Menschenfreund. Und mit so was muss ich arbeiten, noch dazu in dieser Kloake.«
    »Hättest ja bei der Eisfrau um Versetzung ansuchen können.«
    »Sicher. Guter Scherz. Den Posbi werd ich tun. Wenn die Alte jemanden versetzt, dann auf den Friedhof.«
    »Bist ein kluges Kerlchen. Vergiss nicht, den Brief dazuzulegen. Damit sie die großzügigen Geschenke auch sicher mitnehmen.«
    »Hihi. >Heraklit der Dunkle<, meine Fresse. Auf so was können auch nur Menschlinge hereinfallen.«
    Tamra hatte genug gehört. Ihre Knie wurden weich, Schwindel drohte sie zu erfassen. Schwindel, ja: Wieder einmal war sie einem Schwindel aufgesessen, wieder für dumm verkauft worden; wieder kippte die Welt ins Bodenlose.
    Sie musste zurück, unbedingt die involvierten Mitglieder des I-Ming-Bundes warnen. Sie wurden missbraucht, irregeleitet, ins Verderben geschickt, so viel stand fest, wenn auch keineswegs, von wem und wozu. Egal: Die geplante Aktion musste abgeblasen werden. Heraklit war nicht der, für den er sich ausgab, sondern ein Betrüger; ein Lare, oder ein Überläufer, der im Sold der Laren stand, oder überhaupt bloß eine millimetergenau auf die Wortführer der Freigeborenen zugeschnittene Fiktion.
    Zeit, diesen Schock zu verarbeiten, blieb Tamra nicht. Sie machte auf den Hacken kehrt, wollte gerade die Stirnlampe aktivieren und loslaufen, da sah sie den Lichtkegel eines starken Scheinwerfers, der sich durch den Tunnel auf sie zubewegte. Dieser Rückweg war ihr versperrt. Ohne lang nachzudenken, bewegte sie sich in die Gegenrichtung. Den Plan der Kanalisation hatte sie verinnerlicht. Wenn sie ungesehen am Quergang vorbeikam, konnte sie vielleicht einen Bogen schlagen.
    Hinter ihr näherte sich das Summen einer Maschine. Ein Wartungsroboter? Gut möglich, dass hier noch welche Verwendung fanden, weit unter der Oberfläche, wo sie niemanden verschreckten, in den Eingeweiden der Stadt. Aber darauf durfte Tamra nicht setzen. Genauso gut konnte das Gefährt bemannt sein. Also weiter, weiter, nur ja kein verräterisches Geräusch erzeugen, bis zur Gangkreuzung, flach gegen den Boden pressen, robben, robben, wieder hoch, weiter...
    »Was war das?«
    »Was?«
    »Weiß, nicht. Hab nur eine Bewegung bemerkt. Sah aus wie eine Echse, aber eine verdammt große... «
    »Und wenn. Wozu gibt's den Wartungsdienst? Tuckert ohnehin gerade ein Kanalschleifer an. Überlass das

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