PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe
gegen einen immensen Widerstand ankämpfen. Ihre Augen waren gerötet, doch ihr Gesicht kam Schroeder ausdruckslos vor.
Ebenso wie ihre Stimme. »Ich habe gedacht, du bist tot.«
»Ich lebe.«
Sie schwieg.
Die Sonne stieg ein ganzes Stück höher und ließ den Schatten der Wurzel über ihre Leiber wandern. Der Wind änderte kurz seine Richtung.
»Ich weiß nicht, ob ich es aushalten könnte«, sagte Tamra endlich.
»Wenn ich tot wäre?«
Wieder Schweigen. Lang und qualvoll.
Schroeder biss die Zähne zusammen.
»In Dekombor habe ich überlebt, weil ich niemanden an mich rangelassen habe. Ich meine, ich weiß nicht, was ich... wie du ...« Sie zögerte, doch dann schien sie sich ein Herz zu fassen. »Was ich sagen will, ist einfach: Ich habe Angst, dass ich wegen dir zu schwach werde.«
Schroeder bewunderte sie für ihren Mut. Er konnte nachfühlen, was sie empfand. Verdammt, ihm ging es ja genauso! Vorsichtig legte er eine Hand auf Tamras Knie.
Sie rührte sich nicht. Die Sonne wanderte weiter.
Dann drang ein Seufzer aus ihrem Mund, so tief empfunden, dass er sie schüttelte. Sie löste die Hände von den Ellenbogen und streckte die Beine aus, sodass seine Hand abglitt. Und endlich wandte sie sich ihm zu. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Von seinem Standpunkt am Rand des Lagers aus konnte Jason Neko nicht hören, worüber sich Tamra und der Mutant unterhielten, doch ihre Körpersprache war eine eigenartige Mischung aus Zuneigung und Abwehr. Nekos Hand lag um eine Zeltstange gekrallt, und erst, als die Plane unter seinen Fingern knirschte, bemerkte er, wie fest er sie zusammenpresste. Er ließ los und massierte die Knöchel.
Was war er für ein elender Narr! Seit er Tamra kannte, hatte er sich nur in seinen Träumen gestattet, etwas für sie zu empfinden. Wie oft hatte er sie vor sich gesehen, frisch geduscht, nachdem sie sich die aufgemalten Furunkel ihrer Bettlerinnenrolle abgewaschen hatte? Wie oft hatte er im Schlaf tief Luft geholt, um den Geruch von Seife auf ihrer Haut in sich einzusaugen, und war dann aufgewacht, mit schmerzenden Lungen und zusammengekrampften Fäusten! Tagsüber war es ihm gelungen, die Gedanken an Tamra aus seinem Geist zu verbannen. Er hatte sich darauf konzentriert, Karriere zu machen, und in dem freundlichen Wohlwollen, das Mitrade-Parkk ihm entgegenbrachte, hatte er einen gewissen Ersatz gefunden.
Der Chip in seinem Nacken sandte wieder sein kaum spürbares
Kribbeln aus. Neko kratzte die Haut darüber. Die Verbrennung schmerzte noch immer leicht, aber sie hatte auch angefangen zu jucken.
Die Laren dort unten am Fuß des Plateaus waren nicht tot, wie viele Flüchtlinge insgeheim hofften. Irgendwie war er sich dessen ganz sicher. Er zog die Lippe zwischen die Zähne und biss darauf, dass es schmerzte. Er wollte die Kiefer voneinander lösen, doch es ging nicht. Blut füllte seinen Mund mit einem metallischen Geschmack.
Dann endlich löste sich der Krampf.
Neko tastete über die Wunde. Seine Fingerspitzen färbten sich rot. Er stand still, versuchte herauszufinden, was soeben geschehen war, doch es gelang ihm nicht. Er wandte sich um und sah zum Abgrund, in dem das Larenraumschiff verschwunden war. Wieder wanderte seine Hand zu dem Chip in seinem Nacken, und er schüttelte den Kopfüber sich selbst.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Mitrade sich in der holografischen Fernsteuer-Spinne unbehaglich. Zum einen lag das daran, dass sie sich noch nie in der Öffentlichkeit in das Prallfeld des Gerätes begeben hatte. Die Blicke ihrer Vasallen waren ihr unangenehm. Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie das Gerät in der Raumschiffzentrale hatte aufbauen lassen und nicht in ihren Privatgemächern. Außerdem, und das war beinahe noch schlimmer als die neugierigen Blicke ihrer Leute, spannten die unter ihrer Haut verlegten Sen-Trook-Fasern in dieser schwebenden Position schmerzhaft. Mitrade schüttelte sich, um dem unangenehmen Gefühl zu entgehen, und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit.
Die Verbindung zu Jason Neko war schwach und von unzähligen kleineren und größeren Störungen unterbrochen. Mitrade hoffte inständig, dass sie auf die Nähe von Ereton/A zurückzuführen waren. Die andere Erklärung dafür wäre nämlich die weitaus beunruhigender gewesen: Sie hätte bedeutet, dass Mitrades Körper durch die einschneidenden Veränderungen, die er in der letzten Zeit durchgemacht hatte, nicht mehr in der Lage war, die Fernsteuerung einwandfrei zu
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