PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
ein Porträt ihres Vaters hing über einer Zeichnung von scheinbar sinnlos arrangierten geometrischen Objekten; ein Bild zeigte den Planeten Druufon samt seinen 20 Monden, vor dem ein riesenhaftes Symbol schwebte: ein liegendes Kreissegment, das von drei stilisierten Pfeilen durchbohrt wurde.
»Sag mir die Wahrheit«, verlangte Johari Ifama plötzlich.
Bavo Velines setzte ein Lächeln auf. »Worüber?«
Sie stützte die Unterarme auf den Tisch und beugte sich zu ihm. Ein fruchtiger Duft haftete ihr an, und aus ihren Haaren drang ein Aroma von Minze. »Was ist vor einem Jahr auf dem druufschen Mond geschehen?«
»Das habe ich sowohl deinem Vater als auch dir schon oft berichtet, und es gibt sogar Aufzeichnungen unserer Raumanzüge - es war ein Unfall. Unser medizinisches Experiment geriet außer Kontrolle. Es blieb nicht einmal Zeit, eine Evakuierung...«
»Diese Version der Wahrheit kenne ich!« Sie stand auf, umrundete den Tisch. Ihre Fingernägel kratzten über die Oberfläche. Neben Bavo blieb sie stehen. Ihre kleinen Brüste befanden sich genau in Höhe seines Gesichts. »Aber das ist mir nicht genug. Ich will wissen, was hier steckt.« Sie tippte an seine rechte Schläfe, fuhr mit dem Finger zur Stirn.
Die Berührung ließ ihn erschauern, und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit begehrte er wieder eine Frau. Johari mochte nicht schön sein, doch sie verkörperte all das, wonach er sich sehnte. Ihr Geist war stark, eigen und unbezwungen; von Natur aus mochte sie dasselbe militärische Genie wie ihr Vater besessen haben, nun übertraf sie es bei Weitem - die Folge eines kleinen Eingriffs in ihr Gehirn, das ihr Vater in Absprache mit Velines hatte vornehmen lassen. Die neurochirurgische Manipulation hatte ihr Talent für strategisch-taktisches Denken in bisher nicht für möglich gehaltenem Maß gesteigert.
Und vor allem war sie fähig, hinter die Kulissen der sogenannten Wahrheit zu schauen.
Sie schwang sich auf ihn. Ihr Bein drückte gegen seine Taille. Die Lippen waren rauchig, doch die Zunge süß. »Du wirst es mir verraten, Bavo Velines ... ich muss es wissen. Ich muss auch wissen, welche Experimente du mit Jaakko Patollo vorantreibst.«
Er keuchte. »Was weißt du über ...«
Ihr Finger strich über seine Lippen. »Die Druuf werden uns besiegen, Bavo. Aber vielleicht stimmt das Gerücht doch, dass ihr beide an einer ultimativen Waffe arbeitet.«
Das Minzaroma betäubte ihn schier; ihr Atem an seinem Ohr war heiß. Ihre Haut glühte, als die Uniform raschelnd zu Boden glitt. Zwischen den Brüsten trug sie eine Tätowierung. Wo hatte er es nur schon einmal gesehen ... es war ein liegender Kreis, von drei Pfeilen durchbohrt ...
Bavo packte sie mit beiden Armen. Ihr Po schlug gegen den Diamanttisch. »Mach dir keine Sorgen, Johari. Das Gerücht entspricht der Wahrheit, wir sind nahe dran.«
Sie entglitt seinen Händen, und sein Blick fiel auf die Holografie von Druufon. Das Symbol im Weltraum vor dem Planeten sprang ihm geradezu ins Auge. »So also siehst du dich? Dein Symbol herrscht über ...«
»Es ist schön, nicht wahr?« Ihre Arme umschlangen ihn von hinten. »Ich neige nicht dazu, klein zu denken, Bavo. Doch vergiss eins nicht: Dieses Symbol könnte auch das Unsere sein. Einst habe ich es für die Ifamas gezeichnet. Mein Vater, mein Bruder und ich. Doch mein Bruder starb ... sein Platz ist frei.«
In diesem Moment wusste er, dass er diejenige gefunden hatte, die er schon seit fast einem Jahrtausend suchte, und von der sein Sohn Salesch vor zwei Jahrhunderten nur prophezeit hatte, dass sie seine Frau sein würde. »Ich möchte dir ein Angebot unterbreiten«, sagte er.
Die SIEGE! geriet in einen Kampf, was die Ankunft auf Neu-Kopernikus um zwei Tage verzögerte.
Im Zentrallabor seines Hauses, das ihm als Wohnung diente und zugleich eine Forschungsstätte bot, die jeder Universität Ehre gemacht hätte, ließ Bavo die geheimen Daten über einen Holoschirm laufen. Joharis Kommentare bewiesen, dass sie verstand, was diese Messwerte bedeuteten. Schweigend musterte sie die Aufnahmen der neuesten Versuchsreihen. Bei den aktuellen Experimenten hatte es keine Zwischenfälle mehr gegeben. Sämtliche Tiere hatten kleine Sprengladungen im Hirn getragen, zur Sicherheit und zur Vorbeugung. Zwei Mal hatte Bavo sie zünden müssen, als die Situation zu entgleiten drohte.
»Wir nennen dieses Waffensystem Ouantronische Armierung«, erläuterte Bavo. »Und sie funktioniert?«
»Die zellulargenetische
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