PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
ihm, wie er erleichtert feststellte. Er hasste es, alles mit seinen Partnern absprechen zu müssen. Diese Art der Demokratie verhinderte echten Fortschritt. Seit Jahren stagnierte die Entwicklung der Quantronischen Armierung, wie sie die angedachte Waffentechnologie auf Transpathein-Basis intern bezeichneten, und das nur aus einem einzigen Grund - weil Quinn und Ashish zu feige waren, die Grenzen dessen, was sie wissenschaftliche Ethik nannten, endlich zu sprengen. Sie dachten nicht weit genug. Waren nicht visionär genug, um zu erkennen, dass es ohne Opfer keinen Fortschritt gab.
Nur er, Bavo Velines, verstand dies. Er war sehr wohl bereit, Opfer zu bringen. Und schon bald würden ihn seine Partner nicht mehr daran hindern.
Bavo wandte sich an den Jungen. »Die Filiate deiner Mutter sind nicht dauerhaft stabil und lebensfähig. Wir wissen nicht, weshalb sie plötzlich versagen, nachdem sie zuvor Wochen oder Monate ohne jede Einschränkung gelebt haben. Ihre biologischen Werte sind perfekt, bis plötzlich sämtliche Körpersysteme und Kreisläufe in ihr kollabieren. Oft lösen sich in weiten Bereichen ihres Körpers die Zellmembrane auf, weshalb sich die Haut so blutig verfärbt, wie du es gesehen hast.«
»Lass das Kind mit solchen Details in Ruhe«, forderte Mauro.
Mit einem Achselzucken beugte sich Bavo zu Isaih. »Du verstehst doch, was ich sage, oder? Du bist doch ein kluges Kind?«
Isaih nickte tapfer.
»Wir vermuten, dass dieses Systemversagen mit der Krankheit zu tun hat, unter der deine Mutter leidet. Sie überträgt sich auf die Filiate wie alles andere auch. Seit deiner Geburt, Isaih, geht es ihr viel besser als früher.« Aus einer spontanen Eingebung heraus ergänzte er: »Du warst ein echter Segen für sie. Vor deiner Geburt war sie viel kranker als heute.«
Ein Lächeln kroch über Isaihs Lippen.
Und Bavo wusste, dass er das Herz des Jungen in genau diesem Moment endgültig gewonnen hatte.
»Es war schrecklich«, sagte Armana. »Der Tod kroch durch die Verbindung zu der Filiatin zu mir. In mich hinein.«
Mauro Ouinn bettete den Kopf seiner Geliebten in den Schoß. Sie lag auf einem Schmiegebett und klammerte sich mit beiden Armen an ihn, obwohl sie wusste, dass er ein Filiat war. Für sie gab es keinen Unterschied, genauso wenig wie für Mauro oder Bavo. Nur wer diesen Zustand der Verbindung selbst erlebt hatte, dieses Gefühl, mit einem zweiten Wesen verbunden zu sein, das im Wesentlichen identisch war mit einem selbst, wusste, was er bedeutete.
Das Licht im kahlen Aufwachraum war gedämpft, die Temperatur auf exakt 30 Grad justiert, viel zu heiß für Bavos Empfinden. Die Luft schmeckte salzig.
Ein Medorobot verabreichte Armana eine Kreislauf stärkende Injektion. Ihr Originalkörper war schwach, die Muskeln zitterten bei jeder Bewegung. Sie verzog kaum merklich das Gesicht. »Da war diese Dunkelheit in mir. Wirbelnde Schwärze fraß mich auf.«
Bavo hasste den Hang zur Theatralik, den Armana immer wieder an den Tag legte. »Du weißt noch nicht, was nach dem Tod der Filiatin geschehen ist.«
Quinn gebot ihm zu schweigen. »Es ist meine Aufgabe, es ihr zu sagen, also halt dich raus, Bavo!«
Sie atmete schwer, richtete sich halb auf und sackte doch zurück. »Ihr macht mir Angst.«
»Isaih hat die Leiche der Filiatin entdeckt.« Mauro gab einen kurzen Bericht ab und schloss: »Er wartet draußen und will dich sehen.«
»Hol ihn rein.«
»Willst du nicht erst wieder zu Kräften kommen? Dein Anblick könnte ihn weit mehr beunruhigen. Er könnte aus deiner schwachen Konstitution die falschen Schlussfolgerungen ziehen.«
»Hol... ihn ... rein!«
Mauro legte den Kopf seiner Geliebten in das Kissen und ging zur Tür. »Wie du willst.«
Eine Minute später kniete Isaih neben dem Schmiegebett. Die zarten Finger des Jungen strichen durch das Haar seiner Mutter. Sein Gesicht befand sich direkt neben ihrem.
»Nie mehr«, sagte sie. »Ich werde dich nie mehr verlassen, mein lieber Isaih, und ich verspreche dir, dass nie wieder eine Kopie aus mir entstehen wird. Ich selbst werde bei dir bleiben, mein Sohn. Du sollst nie mehr mit ansehen müssen, wie sie sterben! Vergib mir, was ich getan habe.«
Bavo konnte sein Glück kaum fassen. Es lief noch glatter, als er es erhofft hatte. In Gedanken jubilierte er. »Aber Armana«, sagte er, um den Schein zu wahren und ehe Mauro es aussprechen konnte. »Es macht doch keinen Unterschied. Ob du bei Isaih bist oder deine Filiatin ... es ist
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