PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
dasselbe.«
Armana ergriff die Hand ihres Sohnes. »Das dachte ich ebenfalls. Ich kann es dir nicht erklären, und du wirst es niemals verstehen, weil du keine Mutter bist und deshalb niemals so empfinden wirst wie ich.«
Mauro schüttelte entsetzt den Kopf. »Aber dann wirst du...«
»Ja, ich werde altern. Genau wie jeder andere Mensch auch. Uns ist die Unsterblichkeit nicht vorherbestimmt. Mir nicht, und euch ebenfalls nicht! Hast du etwa vergessen, was wir uns am Anfang geschworen haben, Mauro, als wir zum ersten Mal in die Kammer gestiegen sind? Es geht um Wissenschaft und Forschung, nicht um uns. Wir sind Menschen! Nur Menschen, nicht mehr. Ich hätte das fast vergessen. Geh auch du aus der Kammer, Mauro, ich bitte dich.«
Mauro zögerte. Bavo fragte sich, ob er dem Beispiel seiner Geliebten folgen würde. Dann hätten sich seine beiden größten Probleme von selbst gelöst. Noch dreißig, vielleicht fünfzig Jahre, und Armana und Mauro würden sterben. Ein halbes Jahrhundert ... so lange konnte er leicht warten.
»Ich überlege es mir«, sagte Mauro. »Das hoffe ich.« Etwas klang überdeutlich in Armanas Stimme auf: Angst.
Das Jahr 37 der Innerzeit
»Denkst du manchmal an Armana?«
Bavo schreckte aus der Arbeit hoch. »Armana?« Etwas Intelligenteres, als den Namen zu wiederholen, fiel ihm im ersten Moment nicht ein. »Wie kommst du denn jetzt auf sie? Wir haben seit mindestens zehn Jahren nicht mehr von ihr geredet.«
»Seit achtzehn«, korrigierte Mauro Ouinn. »Seit sie ... gegangen ist.«
»Deine Entscheidung damals war richtig. Es war töricht von ihr, die Kammer zu verlassen, und sie hatte nicht das Recht, dasselbe von dir zu fordern. Noch mal: Wie kommst du jetzt ausgerechnet auf sie?«
Ein Analyseröhrchen zerbrach in den Händen des Genetikers. Die letzte Blutprobe des Versuchstiers tropfte zu Boden. »Sie ist gestern gestorben. Isaih schickte mir eine Nachricht.«
»Er stand in Kontakt mit seiner Mutter?«
»Dazu hat sich Isaih nicht geäußert. Er hat mir nur eine Holobotschaft geschickt und reagiert nicht auf meine Kontaktversuche.« Quinn machte eine hastige Kopfbewegung. So hatte er früher den schlohweißen Haarschopf über die Schulter in den Nacken geschleudert. Es war inzwischen nicht mehr als ein völlig sinnentleerter Tick - er trug stoppelkurz geschorene Haare, seit Armana ihn mit ihrem gemeinsamen Sohn verlassen hatte. »Sei ehrlich. Hat dir Isaih je etwas von Armana erzählt? Du hattest all die Jahre ein besseres Verhältnis zu ihm als ich.«
Er ist alt, dachte Bavo. Alt und müde. Es würde nicht mehr lange dauern, zehn Jahre, vielleicht zwanzig, bis dieser Filiat starb. Aus dem Original-Quinn würde dann eine neue Seelenabspaltung geschaffen werden. Es sei denn, Bavo konnte es verhindern...
Es war an der Zeit, auch die dritte Kammer freizugeben. Dann lagerte nur noch das Velines-Original ein. Irgendwann, in hundert oder tausend Jahren, würden sich würdigere Partner finden, als Armana oder Mauro es je gewesen waren.
Mauro zupfte sich einen winzigen Splitter aus der Kuppe des Ringfingers. »Nun sag schon. Hat Isaih mit dir je über seine Mutter geredet?«
»Niemals. Wir sollten uns jetzt um unser Experiment kümmern.«
Zwischen den beiden Filiaten lag, an Armen und Beinen mit breiten Gurten festgeschnallt, ein Coelos-Affe, eines jener Tiere, an dem sie vor Jahren auch die Funktionsweise der Filiationskammer getestet hatten. Nun würde der Affe der erste Träger einer Quantronischen Armierung werden und Minuten später sterben, wenn die hochsensiblen Instrumente eine ausreichende Menge an Messwerten gewonnen hatten. Ihn zu töten, war nötig, denn sollte das Experiment gelingen - und davon gingen Bavo und Mauro selbstverständlich aus -, würde der Affe gefährlich werden.
Das Tier zerrte unablässig an seinen Fesseln, hatte jedoch nicht die geringste Chance, sich zu befreien. Die Gurte hielten problemlos den zehnfachen Kräften stand. Um die Schnauze des Affen schlang sich ein Band, das verhinderte, dass das Tier schrie. Dieses Band kappte Bavo mit einem gezielten Schnitt seines Vibro-Messers.
Augenblicklich begann der Affe zu brüllen.
Mauro aktivierte ein Energiefeld, das sich um den Schädel des Tieres schloss und nur am oberen Teil einen Zugang ließ. Das Feld irrlichterte in einem hellen, kaum wahrnehmbaren Blau, blieb dabei vollständig durchsichtig.
Das schrille Kreischen des Tieres schmerzte Bavo in den Ohren. Doch das würde sich rasch ändern.
Er
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