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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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gelangten an eine feuergeschwärzte Mauer, das letzte Überbleibsel eines mehrgeschossigen Hauses. Das Glas in den Fenstern war von Rissen blind, aber nicht in Scherben gesprungen. In der Zarge hing ein Türflügel aus Eisen, das noch matt glühte. Auf der Schwelle klebte Ruß.
    Velines stieß die Tür mit dem Fuß auf. Sie schwang auf, heulte in ihren Angeln wie ein lebendiges Wesen.
    Vom Inneren des Hauses war anscheinend nichts geblieben als Schlamm auf dem Boden und dichter Rauch in der Luft.
    Plötzlich lichteten sich die beißenden Schwaden. Licht fiel ein. Alles öffnete sich. Sie schauten in einen Garten.
    Rhodan blieb stehen. Er blickte zurück. Keine Spur von dem Haus, von der verheerten Landschaft. Alles war still.
    Was sollte das? Womit wollte ihm Velines imponieren? Was war sein letzter Trumpf?
    Über das hohe Gras strich eine Brise. Sie berührte Rhodans Gesicht wie ein seidenes Tuch, behutsam und kühl, tastend und tröstend.
    Es ist nur der Wind. Der Wind, dachte er.
    Dann war es plötzlich da. Er schaute es an. Er konnte sich nach dem Gang durch die Totenlandschaft nicht satt sehen daran.
    Inmitten der Wiese erhob sich ein Baum. Ein Wunder von einem Baum. Er wirkte irdisch, obwohl Rhodan ihn keiner besonderen Art hätte zuordnen können: eine Linde, ein Sandelholzbaum?
    Der Baum war hoch, vielleicht dreißig, vielleicht vierzig Meter, ausladend, knorrig und uralt. Er stand allein, ein Monarch. Zugleich jedoch war er ein junger, biegsamer Stamm; ein Sprössling; ein bloßer, in sich ruhender Keim.
    Der Baum blühte im glasigen Sonnenschein, und seine Blüten waren weiß und rot und verströmten einen süßen Duft. Schnee lag auf allen seinen kahlen Ästen, hier und da hatte er sich zu einem wattigen Tuch verbunden und rieselte, wo die Zweige wippten, in dicken Flocken herab.
    All seine Blätter tranken den satten Regen, der herabklatschte und in winzigen Wasserfällen seinen Weg durch das Gelände der Borke fand.
    Rhodan sah die vielen Nester im Baum, sah die Höhlen, in denen Vögel brüteten, sah das Moos kriechen und die Pilze siedeln auf dem Holz des gestürzten, morschen Riesen.
    Der Baum warf einen tiefen, belebenden Schatten, und als Rhodan unter seine Krone trat, atmete er wie Regen den Sauerstoff ein, würzig und reich.
    Der Baum war Samen und Jüngling, Greis und Leiche zugleich, und alles ganz, ohne einen Abstrich.
    »Hast du dergleichen je gesehen?«, fragte Velines.
    »Was ist das?«, fragte Rhodan.
    »Ein Baum«, sagte Velines.
    Rhodan dachte an das arkonidische Kugelschiff auf dem Mond, an die endlosen Armaden der Kaiserin von Therm, der Superintelligenzen, der Chaotarchen und Kosmokraten; er dachte an die von Intelligenzwesen gebauten Städte und Welten, an die künstlichen Himmelskörper der Nonggo, an OLD MAN, an den Chaotender ZENTAPHER, an die Sporenschiffe und die Kosmischen Fabriken.
    Er sah die Regenperlen und den leise knisternden Schnee auf den erblühenden, erquickten, vertrockneten, herbstlich gefallenen Blättern des Baumes und sagte: »Nein. Ich habe dergleichen nie gesehen.«
    Velines hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt. Korky schmiegte den Kopf an seine Hüfte. »Er ist alles, was er sein kann, vollständig und auf ewig.«
    Rhodan wartete. Was will er mir sagen? Er blickte auf die Quantronik an seiner Seite, aber Golem hatte sein Gesicht unter einem flirrenden Schleier verhüllt.
    »So war es ursprünglich gedacht. Darauf sollte es hinauslaufen. So habe ich mir das Rote Imperium erträumt. Eine vollständige Entfesselung aller menschlichen Möglichkeiten. Eine Erfüllung aller menschlichen Träume. Ein Sternenreich, das alle Fähigkeiten ausschöpft, reif dafür, dass die zukünftigen Neugeborenen in ein Leben treten können, das die volle Förderung aller ihrer Potenziale garantiert. Alles vergangene Leid, die Epoche des Krieges und der Entbehrungen, gerechtfertigt. Meine Vision.
    Denn ich denke, ein Sternenreich kann nicht bestehen ohne eine Vision seiner selbst. Ein Sternreich, größer als die Liga. Größer sogar als das Solare Imperium! So war es gedacht, und so war es möglich, bis die Anjumisten ihre Attacken begonnen und am Ende das Mentale Symposion vergiftet haben. Und alles umgestürzt.«
    Rhodans Miene blieb unbewegt. Er hörte den unausgesprochenen Vorwurf. Warum hast du dich auf die Seite dieser Umstürzler geschlagen? »Es geht nicht um Visionen«, widersprach er schließlich. »Es geht um die Menschen. Um jeden einzelnen. Was nutzt die schönste

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