PR TB 004 Sturz in Die Ewigkeit
schreiten und die
Stimme der Götter hören."
Ellert verzichtete darauf, seinen Gastkörper zu verlassen,
durch dessen Augen er sah, wie der Priester mit dem Sohn davonging
und hinter einigen Felsen verschwand. Er war gespannt darauf, was nun
geschehen würde - und wie es geschehen würde. Ob seine
Ahnungen sich bestätigen sollten?
Zehn Minuten verstrichen.
Die Auserwählten warteten geduldig auf das versprochene
Zeichen. Und als es dann endlich kam, fielen sie unwillkürlich
auf die Knie und drückten die Stirn
gegen den Boden. Für einen Augenblick wurde Ellert blind,
dann aber richteten die Männer sich wieder auf und gingen auf
das Wunder zu.
Das Wunder war nichts weiter als ein Energieschirm, der als
Halbkugel über die trennende Felswand hinweg zu sehen war.
Natürlich nur der obere Teil; der untere Teil blieb vorerst noch
unsichtbar.
Langsam überquerten sie das kleine Plateau, folgten den
Windungen des Pfades und bogen schließlich um die Felsecke. Wie
gebannt blieben sie dann stehen.
Die Energieglocke lag über einem hohen, schmalen Gebilde, das
tief in einer Senke stand und mit seiner abgestumpften Spitze bis zur
Höhe des Plateaus emporragte. Es hatte weiter unten einen
Durchmesser von fast dreißig Metern und erinnerte in seiner
Form an ein riesiges, aufgestelltes Geschoß. Das also war der
Sonnentempel!
Der Eingang war halb verschüttet. Von den Hängen des
Berges niedergegangene Schotterlawinen hatten das Schiff fast völlig
unter sich begraben. Nur der Bug ragte noch aus dem Gesteinsfeld
hervor, mit einer letzten, offenen Luke, die vielleicht den Zugang
zum ehemaligen Kontrollraum bildete.
Ein Raumschiff! Eines jener Schiffe, mit denen die Marsianer zur
Erde gekommen waren! Das war der Sonnentempel, das größte
Heiligtum der Andenbewohner!
Ellert betrachtete das Überbleibsel einer untergegangenen
Zivilisation mit scheuer Zurückhaltung. Es hatte Jahrtausende
und vielleicht Jahrmillionen überstanden. Nur die gesicherte
Lage im Talkessel konnte das bewirkt haben. Es hatte keine
geologischen Veränderungen gegeben, keine Erdbeben, keine
Vulkanausbrüche, keine Verschiebungen. Es stand noch hier, so
wie es damals gelandet war. Nur steckte es zum größten
Teil im steinigen Boden fest und würde niemals mehr starten
können. Vielleicht noch weitere tausend Jahre, und es würde
ganz verschwunden sein, zugedeckt vom Geröll der nahen Gipfel.
Der Energieschirm flackerte - und erlosch. Der Priester mußte
in der Kommandozentrale weilen und die Funktion einiger Hebel kennen.
Ein summender Ton erfüllte plötzlich die klare
Gebirgsluft. Sein Ursprung war zweifellos das Schiff. Aber das Summen
klang dumpf und gepreßt, irgendwie unterdrückt. Ellert
erschrak. Der Priester spielte mit dem Antrieb, der immer noch
funktionierte. Wenn er auch nur einen einzigen falschen Handgriff
tat, würde tief unten in der Geröllhalde die Hölle
ausbrechen. Die sich austobenden Energien würden keinen Ausweg
finden und den Berg auseinandersprengen - und mit ihm das Raumschiff.
Wahrscheinlich ahnte der Tempeldiener nicht, mit welchen Kräften
er spielte. Er nutzte die Gelegenheit, den Repräsentanten der
anderen Völker seine geborgte Macht zu demonstrieren.
Und dann spürte Ellert plötzlich, wie er sein Gewicht
nahezu völlig verlor. Der Priester hatte das Antigravfeld
eingeschaltet.
Der Auserwählten bemächtigte sich Verwirrung und
Schrecken, als die Schwerkraft nachließ.
Einer war so unvorsichtig, eine hastige Bewegung zu machen. Er
landete verblüfft auf einem hohen Felsen und klammerte sich dort
verzweifelt fest. Nur die Furcht vor den Sonnengöttern
veranlaßte ihn dazu, den Mund zu halten. Ellert hätte
wetten mögen, daß der Bedauernswerte am liebsten seine
Angst einfach hinausgebrüllt hätte.
Die anderen standen wie angewurzelt da. Sie waren gewarnt worden,
aber so schlimm hatten sie es sich nicht vorgestellt. Sie spürten
die Kraft der Götter, die sie zu den Sternen heraufholen konnte.
Durch einen noch funktionierenden Lautsprecher drang verzerrt die
Stimme des Priesters: "Kniet nieder und huldigt den Göttern!"
Sie fielen auf die Knie.
Ellert löste sich behutsam von seinem Gastkörper und
drang in das Innere des Schiffes vor. Die Zeit hatte ihre Spuren
zurückgelassen. Obwohl verwitterungsfest, zeigte die Hülle
an allen Stellen Rost und Belag. Von dem ursprünglichen Baustoff
war nicht mehr viel zu erkennen.
Trotzdem mußte die Energieversorgung noch arbeiten, wie das
ständige Summen tief
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