PR TB 004 Sturz in Die Ewigkeit
vernahm er Wortfetzen in seiner eigenen
Sprache.
Er öffnete die Augen.
Es war immer noch dunkel, aber zwei Fackeln beleuchteten
gespenstisch einige Männer von Rellas Sippe. Er lag auf mit
Schlingpflanzen zusammengebundenen Ästen, die von zwei Jägern
getragen wurden.
"Du bist erwacht, Rabor?" fragte Rella und ging so, daß
er sich direkt neben Ra-bor aufhielt.
"Wir fanden dich in einer Spalte. Du hast lange geschlafen,
aber deine Verletzungen sind ungefährlich."
"Die Barbaren", stöhnte Rabor. "Sie verfolgten
mich. Ich fiel in die Spalte. Sie dürfen nicht entkommen ... "
"Sie sind tot", erklärte Rella und lachte dröhnend.
"Niemand betritt ungestraft Rellas Land."
"Den Göttern sei Dank", lachte nun auch Rabor.
"Bringt ihr mich nach Hause?"
"Du kannst bei uns bleiben, bis du gesund bist. Oder willst
du ohne Beute zurückkehren?"
"Man wird sich Sorgen um mich machen."
"Wir schicken einen Boten."
Rabor war beruhigt. Er schwieg und schloß erneut die Augen.
Das gleichmäßige Schwanken schläferte ihn ein. Er
wurde erst wieder wach, als die Männer die Bahre mit einem Ruck
absetzten und er fast auf den Boden gerollt wäre. Mühsam
stand er auf.
Weit im Osten, wo die Himmelsberge lagen, dämmerte schon der
Morgen. Bald würde es Tag werden. Aber sein Kopf schmerzte immer
noch.
"Du kannst auf meinem Lager schlafen", bot Rella ihm an.
"Wir müssen uns gegenseitig helfen, denn eines Tages werden
die Barbaren bestimmt kommen, um uns alle zu töten. Sie suchen
bessere Jagdgründe. Ich glaube, wir sollten uns auch mit Keulen
bewaffnen, sonst sind wir ihnen unterlegen. Wenn wir unsere Speere
verschleudert haben, erschlagen sie uns wie Wölfe."
"Jeder Mann", sagte Rabor nachdenklich, "sollte
eben mehr als nur einen Speer haben."
Rella lachte.
"Du hast gut reden, Rabor! Wie sollte ein Mann mehr als einen
Speer tragen, ohne behindert zu werden? Ich fürchte, deine Idee
ist nicht brauchbar."
"Dann wird uns etwas Besseres einfallen", entgegnete
Rabor und setzte sich neben dem Lagerfeuer in der vordersten Höhle
auf das Feilager Rellas. "Wir müßten etwas haben,
womit wir die Barbaren töten, ehe sie uns mit ihren Keulen zu
nahe kommen. Aber was könnte das sein?"
Eigentlich hatte Rabor noch nie über bessere Waffen
nachgedacht. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß
es eine bessere Waffe als einen Wurfspeer geben sollte. Ein Speer war
gut, aber er war nicht mehr gut, wenn er sein Ziel verfehlt hatte und
so in die Hand des Gegners fiel.
Der würde dann, im wahrsten Sinne des Wortes, den Spieß
umdrehen können.
Rella schickte einen Boten los, der Rabors Sippe die Nachricht von
dem Unfall bringen sollte.
"Du kannst bis morgen bei uns bleiben. Zu essen haben wir
genüg, denn wir erlegten kürzlich einen Zahnträger.
Manchmal kommen sie vom großen Fluß zu uns herauf.
Allerdings haben wir zwei Männer bei dem Kampf verloren."
Rabor spürte plötzlich wieder den stechenden Schmerz in
der linken Kopfseite. Das erinnerte ihn an seinen Sturz in die
Spalte. In Verbindung mit dem eben Gehörten ergab das einen
Gedankenblitz, der reiner Zufall sein mochte, aber natürlich
keiner war.
"Die Zahnträger", meinte er, "verirren sich
oft in diese Gegend. Wenn man sie leichter jagen könnte, hätten
wir immer genug zu essen. Wie wäre es, wenn wir das nächste
Mal einen von ihnen auf das Felsplateau lockten? Wenn es dunkelt,
stürzt er vielleicht in die Spalte, in die auch ich fiel. Dort
ließe er sich gefahrlos erlegen."
Rella hatte aufmerksam zugehört. Der Vorschlag schien ihm zu
gefallen, aber dann schüttelte er den Kopf.
"Nein, das geht nicht. Sie halten sich stets in der Nähe
des Flusses auf. Und dort gibt es leider keine genügend tiefen
Spalten, in die er fallen könnte."
Rabor richtete sich auf. Er deutete auf die abgeflachten Steine in
der Ecke der Höhle.
"Dann machen wir eben Spalten! Wozu haben wir die
Grabsteine?"
Rella sah nicht sehr geistreich auf die Steinschaufeln. Aber auch
Rabor schien sich über seinen eigenen Vorschlag zu wundern und
darüber nachzugrübeln, wie er daraufgekommen war.
"Gruben?" fragte Rella schließlich. "Wenn wir
sie auf den Flußpfaden anlegen, könnten nicht nur
Zahnträger, sondern auch Bären oder Hirsche hineinstürzen.
Allein kommen sie nicht mehr heraus! Wir können sie dann leicht
erlegen!" Er wandte sich an die Männer, die dem Gespräch
lauschten. "Los, worauf wartet ihr denn noch? Nehmt die Steine
und beginnt zu graben. Dort, wo das Wild wechselt.
Weitere Kostenlose Bücher