PR TB 005 Die Verhängnisvolle Expedition
dringenden hastigen Atemstöße der
Gefährten. Doch dann konnte er das durch die Außenmikrofone
hereindringende Geräusch deutlich davon unterscheiden. Es war
ein schabendes, kratzendes Schleifen, so, als zöge jemand eine
Plane ruckweise über den Boden.
Marshall trat einen S;hritt zurück. Dann sah er den dünnen
schwarzbraunen Strich an der Wand. Er lag dicht über dem Boden
des Tunnels, vielleicht zwei Fingerbreit darüber. Es sah so aus,
als hätte jemand mit einem scharf angespitzten Kohlestift eine
exakt waagrechte Linie auf die helle Wand gezeichnet. Eine Bewegung
war nicht auszumachen. Aber das Geräusch kam von dort. Marshall
war sich seiner Sache sicher. Er deutete auf den Strich und flüsterte
nur ein Wort:
»Gom!«
»Das soll ein Gom-Wesen sein!« flüsterte Henson
enttäuscht zurück. »Ich denke, das sind
flunderähnliche, zweidimensionale Gebilde? Das hier ist aber nur
ein Strich.«
»Das ist der hintere - oder auch vordere - Teil eines durch
die Wand kriechenden Goms«, erwiderte Marshall. »Nein,
wundern Sie sich jetzt nicht lange. Das Gom kann tatsächlich
durch feste Wände diffundieren. Treten Sie vier Schritte
zurück!«
Marshall wartete ungeduldig, bis die völlig verblüfften
Gefährten seine Anweisung befolgt hatten. Dann legte er sich
flach auf den Boden, stützte die Ellenbogen auf und stellte die
Strahlleistung des Impulsblasters auf den niedrigsten Wert. Im
nadelfeinen Energiebündel des Strahlers verflüssigte sich
das Material rings um den dunklen Strich, zerlief und breitete sich
zischend über den Boden aus. Nach kaum mehr als zwei
Sekunden hatte die Wand ein Loch, und Marshall konnte sehen, daß
der Strich als dunkle Fläche tiefer in den Stein hineinreichte.
Vorsichtig streckte er die Finger aus und versuchte, die Lackflunder
zu fassen. Aber genausogut hätte er versuchen können, einen
in Beton verankerten Pfahl mit zwei Fingern herauszuziehen.
Irn nächsten Augenblick begann das in der Wand steckende Ding
sich zu bewegen. Mit dem kratzenden Geräusch, das Marshall
zuerst aufmerksam gemacht hatte, zog es sich weiter in die Wand
hinein. Ein paar Sekunden später war das Gom-Wesen in der Wand
verschwunden. Marshall erinnerte sich seiner ersten Begegnung mit
einem Gom und zögerte nicht länger.
Erneut richtete er die Mündung des Strahlers gegen die Wand,
jetzt aber mit höherem Leistungswert, und krümmte den
Finger um den Auslöser. In der Wand bildete sich ein glutroter
Fleck, dehnte sich schnell aus und zerlief schließlich unter
starker Dampfentwicklung. Dann drang die gebündelte Energie
plötzlich ins Leere. Marshall konnte gerade noch die Lackflunder
sehen, die sich jetzt mit ziemlicher Geschwindigkeit oberhalb der
gebrannten Öffnung fortbewegte und schließlich verschwand,
als wäre sie vom Fels aufgesogen worden. Jetzt war Marshall
seiner Sache völlig sicher. Er schaltete die Waffe erst aus, als
das Loch groß genug war, um einen Mann in gebückter
Haltung passieren zu lassen, ohne daß er die nachglühenden
Ränder berühren mußte. Dann steckte er den Kopf
hinein und leuchtete mit der Helmlampe ins Dunkel. Seine Erwartung
bestätigte sich. Was er sah, war ein Ausschnitt eines offenbar
kreisrunden Raumes, der, wenn auch nicht höher als zwei Meter,
so doch in seiner Ausdehnung beachtlich groß zu sein schien. Er
trat einen Schritt nach vorn, dann ließ er sich fallen.
Während ihm die Gefährten folgten, versuchte er, den
Raum mit seiner Helmlampe auszuleuchten. Mbongo trat neben ihn und
tat es ihm gleich.
»Wo steckt denn Ihre Lackflunder, Sir?« fragte er
enttäuscht.
»Ich fürchte, wir finden sie nicht wieder«,
entgegnete Marshall. »Eigentlich hatte ich in diesem Raum
einige tausend Goms erwartet, aber sie scheinen ausgeflogen zu sein.«
»Ich spüre Telepathieimpulse«, flüsterte
Jamasaki. »Können Sie die Richtung feststellen, Sir?«
Marshall schüttelte den Kopf. »Ich spüre sie auch.
Aber ich kann sie nicht lokalisieren. Sie scheinen von überall
her zu kommen.«
»Sind es feindselige Gedanken, Sir?« fragte Mbongo.
»Es sind überhaupt keine klar ausgeprägten
Gedanken dabei. Wenn mich nicht alles täuscht, befinden sich in
unmittelbarer Nähe Aufzuchtstationen für junge Goms. Wir
werden sie suchen und zum Schein angreifen. Ich glaube, das ist die
beste Methode, um mit einem Übergom ins Gespräch zu
kommen.«
»Was ist ein Übergom?« fragte Henson.
»Oh, haben Sie die Informationen nicht gelesen?«
fragte Marshall. »Das
Weitere Kostenlose Bücher