PR TB 006 Die Tochter Des Roboters
auf, bevor sie stürzte.
Federleicht lag sie ihm in den Armen. Er zog sie in die Höhe und
küßte sie. Er strich ihr übers Haar und sprach leise
zu ihr. Plötzlich war all seine Ungeduld verschwunden. Er hatte
unendlich viel Zeit. Es gab nichts Wichtigeres auf der Welt, als daß
Aina wieder zu sich kam und ihre Angst verlor. Nach einer Weile regte
sich das Mädchen in seinen Armen. Sie schlug die Augen auf und
sah ihn an. »Ron...!« Er sprach weiter. Er redete ihr zu.
Er tröstete sie. Er sprach unaufhörlich mit leiser,
zärtlicher Stimme. Bis er all ihre Angst hinweggeredet hatte.
Aina lächelte ihn an. Er beugte sich über sie und küßte
sie ein zweites Mal. Diesmal war sie nicht mehr bewußtlos. Sie
schloß die Arme um seinen Hals und zog ihn fester an sich.
Dann, mit einem unerwarteten Ruck, machte sie sich los und trat einen
Schritt zurück. »Ron, wir vertrödeln unsere Zeit.
Etwas Schreckliches ist im Gang!« Zum erstenmal in seiner
Laufbahn gelang es Ron nicht, von einem Thema schnell genug auf das
andere zu wechseln. »Was... was ist...«, stotterte er.
»Sie sprachen von einer Aktion«, erklärte Aina. Sie
erzählte ihm von dem Gespräch zwischen Boolun und den
Unbekannten. »Was es auch immer ist«, schloß sie,
»es muß etwas Furchtbares sein. Dasselbe, weswegen
Bargh'aron und Ezza gestorben sind.«
Ron erinnerte sich an das Tosen der Energie, die von den
Transformern umgewandelt worden war. Er erinnerte sich an den
Gravitationsprojektor draußen in der Seitenhalle. Er erinnerte
sich, und das war merkwürdig, auch an die Geschichte, die Aina
ihm bei ihrer ersten Begegnung erzählt hatte. An Ezza Marlains
Frage nach Helena von Troja. Warum viel ihm gerade das jetzt ein? Es
hatte nichts mit der
Gefahr zu tun, die ARKON drohte. Ron dachte an das
unidentifizierbare Gerät, das er hinter einer der Türen in
der Längswand der großen Halle gesehen hatte. Wenn er es
näher untersuchte - vielleicht fand er dort eine Antwort. Er
faßte Aina bei der Hand.
»Komm!«
Vor dem Gravitationsprojektor draußen in der Seitenhalle
blieb Ron eine Weile stehen. Er hielt das Mädchen immer noch an
der Hand. Zum zweitenmal fiel ihm die Geschichte mit Helena ein. Aina
war sicher, daß Ezza etwas Besonderes damit hatte sagen wollen.
Sie hatte etwas zu sagen gehabt, als sie ihr Fiktivprogramm
zusammenstellte. Das Programm, das später von der Sendung
abgesetzt wurde. Sie hatte nicht gewagt, von den Dingen, die sie
wußte, offen und injedermann verständlicher Sprache zu
reden. Sie hatte ihre Hinweise verbergen müssen, als wäre
sie sicher gewesen, daß sie ununterbrochen beobachtet wurde.
Was war das mit der schönen Helena? Nach Ainas Schilderung hatte
Ezza nicht darauf bestanden, daß die Frage, beantwortet wurde.
Sie hatte sie gestellt und wieder vergessen? Warum? Nur, um in Ainas
Gehirn einen Keim zu legen, der schließlich zum handfesten
Verdacht wachsen wurde, wenn weitere Hinweise auftauchten? Was konnte
sie gemeint haben? Helena ...Troja ... Ron hatte das verwirrende
Gefühl, daß sich im Hintergrund seines Bewußtseins
ein Gedanke formte, den er nicht greifen konnte. Er begann die
Überlegung von vorne. Ezza hatte eine Andeutung gemacht. Die
Andeutung war nicht dazu bestimmt, sofort Aufklärung zu bringen.
Sie sollte in Ainas Unterbewußtsein verankert bleiben, bis es
Zeit war, sie wieder in die Höhe des Bewußtseins zu heben.
Ezza hatte nach der schönen Helena gefragt. Was wollte sie damit
andeuten? Noch einmal von vorne. Helena ... Troja ... Hektor ... die
Trojaner... Der Gedanke war schließlich geformt und erschien
mit der Wucht eines Blitzes in Rons Bewußtsein. Plötzlich
war Ron klar, was Ezza hatte sagen wollen. Sie hatte sich eines
Beispiels aus der terranischen Geschichte bedient. Keineswegs
willkürlich. Das astronomische Phänomen, auf das sie
anspielte, bezog seinen Namen ebenfalls aus der mythologischen
Periode. Mein Gott, wenn das wirklich so war! ARKON... die
Trojaner... und nur noch ein paar Stunden!
7.
Larry legte das Mikrophon auf und wandte sich um. »Das macht
die Sache einfach«, sagte er verblüfft. Lofty machte ein
nachdenkliches Gesicht. »Vor siebzehn Minuten«, murmelte
er. »Das war lange nach der Katastrophe.«
»Nicht nur das. Auf ARKON scheinen in der letzten Zeit die
Häuser leicht zu explodieren. Auch das Haus, das Leutnant
Bargh'aron umstellt hatte, flog gerade zum richtigen Zeitpunkt in die
Luft.«
Lofty nickte.
»Sieht so aus, als würden die Leute nervös.«
Larry
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