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PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

Titel: PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Minute lang, dann
sagte sie: „Ein gutgebildeter Nihilist, charmant und
guterzogen, gutangezogen und anscheinend ohne Nerven. Das allerdings
scheint mir ein gemeinsames Merkmal aller Nihilisten zu sein. Nihil
kommt von den alten, netten Lateinern und bedeutet ,Nichts’ -
das heißt, daß Sie nicht die Spur persönlicher
Ideale kennen, und daß Ihr Leben arm ist, denn es hat keinen
Inhalt. Eine ausgezeichnete, hochgezüchtete und gutgeölte
Maschine mit enormer Wirkungskraft.“
    „Sie haben völlig recht.“
    „Die Gegenleistung?“ fragte Nicoline und hielt ihm
eine neue Zigarette entgegen. Er zündete sie an und sagte:
„Unsere Mutter starb ziemlich früh, und wir wurden nicht
zu Hause erzogen. Wir beide verehrten unseren Vater, und Alistair und
mein Vater verstanden sich sehr gut. Randolph Keegy verschuldete -
und das ist bewiesen - den Tod meines jüngeren Bruders. Er wäre
vor einigen Tagen siebenundzwanzig geworden. Der Trost von meines
Vaters Augen war nicht mehr, und ich wurde mit der Rache beauftragt.
Unsere Familie ist in diesen Ansichten etwas altmodisch.
    Seit drei Jahren versuche ich nun, diese Rache zu vollziehen, ohne
Keegy direkt zu töten; dazu hätte ich unzählige
Gelegenheiten haben können. Er büßt tausend Tage für
eine Tat, die zwei Stunden gedauert hat.“
    Schweigen.
    Dann sagte das Mädchen mit einer ungewöhnlich harten
Stimme: „Drei Narren. Drei Männer, die sich wie Raubtiere
benehmen. Ihr Vater als der älteste hätte der Klügste
sein sollen. Keegy hätte sich mit ihm aussprechen sollen, und
Sie junger Narr brachten es nicht fertig, einen unmoralischen und
unwürdigen Befehl nicht auszuführen. Ich kann nicht
glauben, daß es solche Dinge heute noch gibt. Mafia, Sizilien,
Cosa nostra... nichts mehr davon ist vorhanden, aber hier blüht
und wuchert es. Haben Sie noch nie darüber nachgedacht?“
    „Sicher. Nächtelang - aber es änderte nichts. Ich
bin, sagte man mir, noch nicht erwachsen.“ „Wie alt?“
fragte Nicoline blitzschnell. - „Gut einunddreißig.“
    „Keegy ist genau so alt. War es eigentlich Zufall, oder
wollten Sie mich hier treffen?“ fragte Nicoline.
    „Reiner Zufall, obwohl ich Sie schon immer an einem
neutralen Ort treffen wollte. Ich stolperte über einen
rassereinen, sehr dummen Hund und sah Sie.“
    „Im übertragenen Sinne eine Pawlowsche Reaktion.“
    „Genau. Wie denken Sie jetzt über die Sache?“
fragte Toni.
    „Sie werden nicht aufgeben, bis Keegy restlos zerschmettert
ist?“
    „Wohl kaum. Ich versprach es meinem Vater.“
    „Ihr Vater starb vor fünf Tagen.“
    „Das Versprechen gilt immer noch.“
    „Mittelalterlicher Ehrenkodex“, sagte Nicoline. „Es
ist die einzige Verpflichtung in Ihrem Leben, und aus diesem Grund
hängen Sie der Sache nach. Wenn es Ihnen gelänge, in Ihr
merkwürdiges Dasein einen Zweck zu bringen, würden Sie
Keegy großzügig verzeihen. Er würde dann zumindest
mit dem Leben davonkommen.“
    „Daran liegt Ihnen als seiner Freundin ziemlich viel!“
stellte Toni sachlich fest.
    „Schade“, sagte sie. „Sie verwischen den guten
Eindruck, den ich bisher von Ihnen gewinnen durfte, mit einer
großzügigen Handbewegung. Ich bin nicht Keegys Freundin.“
    Toni machte ein ungläubiges Gesicht.
    „Aber... ?“
    „Die Tatsache, daß ich ihn hin und wieder sehe,
bedeutet gar nichts. Randolph hat Angst vor Menschen, und nicht nur
vor Mädchen. Und ich helfe ihm, die armselige Illusion
aufrechtzuerhalten, daß sich nicht jeder von ihm abwendet. Das
ist alles.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte Toni und drückte
seine Zigarette aus.
    „Weil es nicht in die Schwarzweißzeichnung paßt,
die Sie vom menschlichen Leben haben. Es ist nicht immer entweder -
oder; es gibt feinere Regungen, die Sie nicht kennen.“
    „Liebe?“ fragte Toni.
    „Unzählige Arten und davon wieder zahllose Variationen.
Soviel, wie es Menschen gibt. Waren Sie noch nie verliebt?“
Toni sah auf eine Flasche mit einem farbigen Etikett.
    „Die Mädchen, mit denen ich verkehre, schätzen
mich ungemein - in Verbindung mit dem Vermögen meines Vaters.“
    Nicoline lachte kurz. „In welchen Kreisen verkehren Sie?“
„In den besten“, sagte Toni. „Dort ist es so
üblich. Ein schöner Brauch, sozusagen.“
    „Sie haben bisher zehn Jahre Ihres Lebens nicht nur
verschenkt, denn davon müßte ein Mensch etwas haben, ein
anderer Mensch. Sie haben dreieinhalbtausend Tage nicht gelebt,
Mister Cimarosa.“
    Toni senkte den Kopf und schwieg. Dann

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