PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes
auf. Die Schilder daneben
bewiesen, daß Nicoline Terjesen Doktor der Medizin und
praktizierende Ärztin war. Hinter Toni schloß sich die
Tür.
Sie gingen durch das leere Wartezimmer, das leicht nach einem
Desinfektionsmittel roch und kamen in die Praxis. Weiße Geräte,
Stühle in Stahl und Leder, ein Schreibtisch mit einer echten
Holzplatte. Vorbei... eine andere Tür glitt auf, und Lampen
wurden eingeschaltet. Niedrige Möbel mit goldfarbenen Stoffen
überzogen, ein dunkler Spannteppich und zwei wertvolle Drucke
nach Vlamick, daneben eine zentralafrikanische Tanzmaske. Große
Holztische und ein dunkelblauer Vorhang. Es roch leicht nach einem
herben Parfüm.
Toni blieb mitten im Zimmer stehen.
„Das ist sehr schön“, sagte er etwas erstaunt.
Als er sich umdrehte, sah er, daß er allein war. Nach einiger
Zeit kam Nicoline zurück; sie hatte sich frischgemacht und trug
zwei Flaschen und zwei flache Glasschalen in den Händen.
„Ich fand diese netten, alten Flaschen im Kühlschrank“,
sagte sie. „Sekt - von einem reichen Patienten geschenkt und
für besondere Gelegenheiten aufgehoben.“
„Sekt?“ fragte Toni. „Was ist das?“ Sie
lachten. Toni wurde plötzlich ernst und verlegen, er zündete
sich eine Zigarette an, ohne zu fragen.
Er lehnte sich an den Holzrahmen eines Sessels.
„Was haben Sie vor, Nicoline?“ fragte er.
Die Flaschen und die Gläser wurden auf die Tischplatte
gestellt, und Anthony hörte die Geräusche wie in einem
Traum, den er nicht begreifen konnte.
„Legen Sie Ihre Zigarette in die reizende, alte Schale und
öffnen Sie eine Flasche. Das werden Sie doch können?“
Toni nickte und machte sich an dem Verschluß zu schaffen. Er
pflegte Sektflaschen geräuschlos zu entkorken. Es gelang ihm
auch jetzt, obwohl seine Finger leicht zitterten. Nicoline zog ihre
Beine auf die breite Fläche eines Sessels.
„Trinken wir aus der Flasche?“ fragte sie. Toni
bemühte sich, beide Gläser möglichst gleichhoch zu
füllen. Dann stellte er die Flasche ab.
„Sie beantworteten meine Frage nicht“, sagte er
beharrlich und sah Nicoline voll an. „Was haben Sie mit mir
vor?“
Das Mädchen hob die Gläser an und berührte deren
Ränder; das Glas klang auf. Dann reichte sie ein Glas Cimarosa.
Toni zerdrückte seine Zigarette im Aschenbecher.
Sie tranken.
„Vermeiden wir dramatische Ausdrücke“, begann
Nicoline. „Ich bin ein ziemlich egoistisches Mädchen. Ich
liebe Pferde, wie Sie auch, Toni, und kenne daher die Menschen
besser, als sie es ahnen. Ihnen, zum Beispiel, fehlt nur eine
Kleinigkeit, um Sie zu einem Mann zu machen. Zu einem der besten
Männer, die man sich denken kann. Antworten Sie nicht... ich
meine es. ernst. Und Sie wissen es so gut wie ich.
Ihnen fehlt eine Bestimmung, eine Zielsetzung.
Und ich verliebe mich gern in richtige, echte Männer. Leider
gibt es davon zu wenige, und diese sind meist in festen Händen
oder im Weltraum.“
„Vermutlich“, sagte Anthony heiser, „verdiene
ich es nicht besser, als daß Sie mich hier wie ein Oberschüler
behandeln. Der Dialog ist übrigens ziemlich bühnenreif.“
Nicoline stand auf und blieb dicht vor Toni stehen.
„Stimmt - es ist etwas übertrieben, aber es stimmt
alles. Ich bieten Ihnen eine echte Chance... ich schenke, um
beschenkt zu werden. Nehmen Sie an?“
„Sie fragen noch?“ sagte Toni.
Zögernd streckte er in einer unsicheren Bewegung eine Hand
aus, schob sie höher und strich dann langsam und zart über
das Haar des Mädchens. Es hörte sich an, als ob es
knisterte. Dann zog Toni den Kopf Nicolines zu sich heran und hob ihr
Gesicht, so daß er in die grauen Augen sehen konnte. Die weiße
Narbe über seiner Wange rötete sich, und seine
Halsschlagader pulsierte heftig.
„Wenn du mich belogen hast“, sagte Toni düster,
„dann werde ich dich zusammen mit Randolph Keegy vernichten.
Ich sage es, weil du vermutlich ahnen kannst, daß ich einmal
gegebene Versprechen einzulösen pflege... restlos, bis zum Ende.
Sagst du die Wahrheit?“ Nicoline lächelte nicht, als sie
sagte: „Du fragst noch, Toni?“
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
2.
Dongsoni der neunzehnte Planet der Sonne Antares, einem der
hellsten Sterne des Himmels, drehte sich in einer Zeit von dreißig
terranischen Stunden einmal. Er umrundete seine Sonne, die weiß
und strahlend im Zentrum des Systems stand, in einer Zeit, die etwa
zweieinhalb terranischen Jahren und einigen Tagen entsprach. Und auf
dieser Welt wurde Aola Vohmai
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