PR TB 016 Phantom Station
denn das eindringende Tageslicht
bewies Bull, daß er, wenn es geradeaus nicht weiterging, den
Weg an die Oberfläche fortsetzen konnte. Sicher war die Richtung
durch Einstürze und Eisspalten markiert, so daß er den Weg
zum Meer nicht verfehlen konnte.
Was ihn jetzt am meisten beunruhigte, war Freddys Schicksal. Der
Eiswolf mußte genau unter den Eissturz gerannt sein. Bull
machte sich keine Hoffnungen, ihn lebend wiederzusehen. Da der Boden
des Tunnels jetzt voller herabgestürzter und zerbrochener
Stalaktiten lag, schnallte er die Schneebretter ab, legte sie sich
über den Rücken und marschierte zu Fuß weiter.
Bald gelangte er an einen Berg aus Eistrümmern. Hier war der
Tunnel für ihn zu Ende. Bull versuchte gar nicht erst, nach
Freddy zu suchen. Erstens war es unmöglich, die ganzen, oft
tonnenschweren, Eisblöcke mit bloßen Händen
wegzuräumen, und zweitens lebte der Eiswolf sowieso nicht mehr,
wenn er sich unter der einstürzenden Decke befunden hatte.
Bull bedauerte seinen Gefährten. Ohne ihn würde das
Leben noch schwerer werden, als es bisher schon gewesen war.
Nun, vielleicht hatte der Einsturz dennoch sein Gutes. Wenn er den
Weg zum Meer an der Oberfläche fortsetzte, konnte die dritte
Fluß-Hexe ihm keine Aufgabe mehr stellen.
Daß er schon mittendrin steckte in der dritten Aufgabe, kam
ihm erst viel später zu Bewußtsein - viel zu spät.
Er brauchte nicht lange, um die Trümmer zu überwinden.
Bull war schon immer ein gewandter Kletterer gewesen. Was ihn störte,
war nur die Tatsache, daß der Schnee an der Oberfläche
sich inzwischen gesetzt hatte und so naß geworden war, daß
er sich laufend in Klumpen an den Brettern festsetzte.
Dann fing es auch noch an zu regnen.
Bull versuchte dennoch, so schnell wie möglich vorwärts
zu kommen. Er schilderte mehr, als daß er glitt, und mehr als
einmal stürzte er, weil seine Fahrt einseitig gehemmt wurde.
Immer aber hielt er sich in der Nähe des Drei-Hexen-Flusses. Die
Spalten in der obersten Eisdecke verbreiterten sich zusehends. Bull
machte es nichts mehr aus. Er grinste, wenn neben ihm mit dumpfem
Rollen ein Stück der Oberfläche einsank.
Nur manchmal überflog ein Schatten sein Gesicht; das war,
wenn er an das grausige Schicksal des Eiswolfes dachte.
Um so verblüffter war Bull, als kurz hinter einem Einsturz
der Eiswolf pudelnaß, aber offenbar bei bester Gesundheit,
auftauchte.
Im ersten Augenblick glaubte Bull an eine Halluzi
nation. Doch dann stieß er einen schrillen Pfiff aus, und
der Eiswolf ruckte herum und schlenderte in kurzer Entfernung vor
Bull her.
Bull lachte und warf ihm eine Höhlen-Assel zu.
"Heh, Freddy! Du hast wohl dein Frühstück
vergessen, was!“
Freddy zuckte zusammen, als die Höhlen-Assel neben ihm in den
weichen Schnee fiel. Aber dann packte er sie und verschlang sie
gierig mitsamt der Panzerschale.
Bull schüttelte sich.
"Pfui Teufel! Da sieht es mich einen ganzen Tag nicht, und
schon legt das Tier seine gute Erziehung ab!“
Er lachte, als der Eiswolf sich kurz darauf würgend erbrach.
Wahrscheinlich war die ungenießbare Schale ihm im Schlund
steckengeblieben. Bull kümmerte sich nicht um Freddy, sondern
glitt an ihm vorbei.
Er hörte nämlich in Marschrichtung ununterbrochenes
Donnern und Rauschen. Das mußte die Brandung des Meeres sein!
Der Regen war inzwischen so dicht geworden, daß Bull den
rechteckigen Kasten erst sah, als er ihn mit der Schulter streifte.
Eine Fischerhütte!
Hastig und freudig erregt schnallte Bull die Bretter ab und lief
um das aus zähem Tang und riesigen Fischgräten gebaute Haus
herum. Den mit Fischhaut verhangenen Eingang, roch er bereits. Von
drinnen drang beizender Rauch und traniger Geruch heraus. Bull
verspürte wenig Lust, dort hinein zu gehen.
"Hallo!“ brüllte er aus Leibeskräften.
"Was gibt's?“
Eine in grünliche Häute gekleidete, dürre Gestalt
hatte den Vorhang zur Seite geschlagen und starrte mit tränenden
Augen auf Bull. Das Gesicht schien fast schwarz zu sein. Bull fragte
sich, ob die Meeresluft daran schuld war oder vielleicht die andere
Art des Über-winterns der Fischer.
"Ich bin Bull vom Berg-Klan. Habt Ihr ein Boot für mich,
mit dem ich zur Insel Morta fahren kann?“
"Liegt schon bereit, Bull“, antwortete der Fischer
etwas freundlicher als vorher. Er seufzte. “Das erbt sich in
unserem Klan von Generation zu Generation fort, daß wir nach
jeder Warteperiode ein Boot für den Auserwählten des
Berg-Klans stellen. Aber wollt Ihr
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