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PR TB 016 Phantom Station

PR TB 016 Phantom Station

Titel: PR TB 016 Phantom Station Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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versuchte, das Bild in
Einklang zu bringen mit dem Bild, das er sich vom Eingang der
Schlucht gemacht hatte.
    Schließlich kam ihm die Erleuchtung.
    Natürlich konnte es mitten in einer von Schnee bedeckten
Ebene, über die fast täglich ungeheure Schneestürme
tobten, keine offene Schlucht geben.
    Diese mußte vielmehr längst zugeweht worden sein. Aber
wenn es da drinnen relativ warme Luftströmungen gab, konnte sich
über dem Drei-Hexen-Fluß ein Hohlraum gebildet haben, ein
gewaltiger Tunnel, bedeckt von verdichtetem, fast zu blankem Eis
gewordenen Schnee.
    Und das hier war der Eingang.
    Da der Hang des Loches - oder besser des Kraters

    für Bulls Begriffe nicht zu steil war, blieb er auf seinen
Schneeschuhen. Mit beiden Stöcken zugleich stieß er sich
kraftvoll ab und sauste in einer Wolke pulvriger Eiskörner nach
unten.
    Der ganze Hang war mit diesen Eiskörnern bedeckt, und Bull
hatte Mühe, einigermaßen die Richtung einzuhalten. Aber
schließlich kam er doch heil unten an.
    "Halt den Mund1“ schrie er dem Eiswolf zu, der
unablässig heulte.
    "Halt den Mund - halt den Mund“ klang das Echo dumpf
von Wänden und Decke zurück.
    Bull schüttelte sich.
    Von irgendwoher kroch dampfähnlicher Nebel aus dem Tunnel.
Stete Tropfgeräusche vollführten ein gedämpftes, aber
nichtsdestoweniger nerventötendes Konzert. An der Decke des
natürlichen Tunnels hingen eisglitzernde Stalaktiten, teilweise
zwei und mehr Meter lang. Vom Boden her wuchsen ihnen gedrungene
Stalagmiten entgegen. Sie erreichten meist nur eine geringe Höhe
und sahen oft aus wie flache Kegelpyramiden, aber ganz vereinzelt
wuchsen Stalaktiten und Stalagmiten zu skurrilen Sintersäulen
zusammen.
    Als Bull sich bei Rückzugsgedanken ertappte, errötete er
bis unter die Haarwurzeln. Er richtete sich steif auf.
    "Na los'' fuhr er seinen Eiswolf an. "Worauf wartest du
noch? Vorwärts, marsch!“
    Freddy drehte sich knurrend einmal um sich selbst, stieß
dann ein klagendes Geheul aus und verschwand wie der Blitz zwischen
den Stalaktiten des Tunnels. Kurz danach hatte die Dunkelheit ihn
geschluckt.
    Bull folgte ihm mit zusammengebissenen Zähnen.

    Die Schneeschuhe behielt er trotz der von Eiskörnern
übersäten Eisfläche des Drei-Hexen-Flusses an. Zu Fuß
wäre er viel zu langsam gewesen - und auf Morta wartete sein
Bruder Perry. Mochten die Schneeschuhe zum Teufel gehen. Auf dem
Rückweg brauchte er sie ohnehin nicht mehr. Bis dahin würde
sich die Eis- und Schneewüste in einen grundlosen Morast
verwandelt haben.
    Bald war auch Bull von finstester Schwärze umgeben. Nur, wenn
er sich umwandte, sah er von fern einen matten Lichtfleck, den
Eingang.
    Als die Decke zum ersten Male bedrohlich knirschte und ein Regen
von Eisstücken auf den Boden und auf Bulls Schultern prasselte,
wurde er von heller Panik ergriffen. Er glaubte, die Eisdecke müßte
jeden Augenblick zusammenstürzen und ihn unter sich begraben. Es
würde aber auch schon genügen, wenn ein Einsturz vor und
hinter ihm ihn einschlösse. Dann würde er in einen Käfig
aus Eis gefangen sein, bis der Fluß sich in Bewegung setzte und
ihn zermalmte.
    Bull beeilte sich, die gefährliche Stelle rasch wieder zu
verlassen.
    Er konnte noch nicht wissen, daß das Knirschen und Brechen
arbeitenden Eises ihn bis zum Meer der Grünen Dämonen
verfolgen sollte - und daß ihm danach dieses Geräusch wie
liebliche Musik erscheinen würde im Vergleich zu dem, was ihn
dort erwartete.
    Die Stimme klang in der Schwärze und Verlassenheit des
Tunnels wie rollender Donner.
    "Finde den grünen Zapfen! Du hast zehn Minuten Zeit“
    Die Aufforderung wurde noch einmal wiederholt.

    Bull wartete mit schräggeneigtem Kopf auf eine weitere
Mitteilung. Aber es kam nichts mehr.
    "Finde den grünen Zapfen!“ sagte er zu sich
selbst. Die erste Hexe des Flusses hatte also ihre Aufgabe gestellt.
Bull fragte sich, was wohl geschähe, wenn er sie ignorierte.
Diese Frage allein war schon Ketzerei - von der Weltanschauung des
Berg-Klans her betrachtet.
    Aber, ohne daß er davon ahnte, war mit Bull seit einiger
Zeit eine innere Veränderung vor sich gegangen, seit dem
merkwürdigen Traum in der Nische des Bläsers, um genau zu
sein. Er empfand längst nicht mehr die Furcht vor Dämonen
und Hexen, wie sie jeder Longwaiter hätte empfinden sollen.
    Vielleicht hätte Bull sich der Aufforderung sogar widersetzt.
Aber er befand sich auf einer Reise, an deren Ziel die Befreiung
seines Bruders Perry stand, und aus diesem Grunde durfte

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