PR TB 023 Der Einsame Von Terra
zu
wollen,
daß sie von Quattaghan bewundert wurde wie eine Skulptur.
Der Kiel schrammte auf dem Sand, der Motor schwieg. Plötzlich
waren nur noch Stille und Wellenplätschern.
Sie legten einen Pilzanker aus und kletterten an Land. Der Tecko,
der außergewöhnlich wasserscheu war, klammerte sich an
Seymours Ohr fest. Die Harpune, Decken, ein Proviantkorb und das
Sonnensegel wurden an den Strand gebracht und aufgestellt.
Quattaghan sah sich staunend um.
»Nkalays Insel, Seymour ... du bist der Liebling der Mutter
aller Klans. Niemand sonst darf hier anlegen, außer in
Notfällen!«
»Ich weiß«, lächelte Seymour.
Zuerst frühstückten sie kräftig, dann ließen
sie sich wieder auf die Decken zurücksinken und begannen zu
rauchen. Seymour fragte plötzlich wie absichtslos:
»Quattaghan - was ich jetzt frage, soll keine Beleidigung
sein, sondern nur das Verlangen nach Bestätigung. Du beteuerst
immer, du wärest mein Freund. Wie ernst ist es dir mit dieser
Überzeugung?«
Quattaghan schluckte eine Verwünschung hinunter. Für
diese Bemerkung wären andere Männer auf der Stelle
gestorben.
»Sehr ernst, Seymour«, antwortete er leise und in
Shand'ong.
Seymour nickte schwer. »Ich habe einige Fragen.«
»Ich werde sie beantworten, Sey.«
»Was ist über Veronoff und Catrailhac zu sagen?«
»Nicht viel!«
»Berichte!« bat Seymour und schloß die Augen.
Mit monotoner Stimme gab Quattaghan die Antwort.
»Es gibt eigentlich nichts Außergewöhnliches zu
berichten. Sie ziehen durch die Wälder, hinter sich diese
Schale, die in der Luft hängt. Sie können sich mit dem
Bewacher des Klans, der ihnen beigegeben wurde, nur durch wenige
Brocken und durch Gesten verständigen und fotografieren sehr
viel. Die Stadt, den Hafen, die Umgebung und alle Tiere und Pflanzen,
denen sie begegnen. Sie haben da ein Gerät, das ihnen zu sagen
scheint, was die genauen Merkmale der einzelnen Gattung sind. Sie tun
nichts, was irgendwie auffällig wäre oder verboten.«
Seymour zerrieb nervös seinen Zigarettenrest zwischen zwei
feuchten Kieseln. Dann blickte er hinüber zu Corinna, die mit
geschlossenen Augen in der Sonne lag und sich nicht regte.
»Hat man gesehen, daß sie Hin und wieder in kleine
Geräte sprechen, die keine Antwort gaben?« fragte Seymour.
»Ja - mehrere Male. Es drehten sich in diesen Maschinen
breite Bänder um Spulen.«
Seymour nickte.
»Sonst nichts?«
»Nein, Sey. Suchst du nach bestimmten Anzeichen?«
»Ja. Ich vermute, daß sie ein Schiff herbeirufen
wollen, das nicht auf meinem Platz landet, sondern außerhalb.
Wenn sie dies tun, so soll dein Wächter sie versuchen
niederzuschlagen oder zu betäuben, auf alle Fälle aber zu
verhindern, daß sie an Bord dieses Schiffes gehen. Hast du
verstanden?«
»Ja.« Quattaghan nickte. Seymour wußte, daß
er sich auf den Mann verlassen konnte.
»Etwas anderes, Quattaghan. Ich muß dir zuerst eine
lange Geschichte erzählen, die sehr unglaublich klingen wird.«
Auf terranisch sagte Quattaghan mit der grimmigen Spur eines
Lachens:
»Nichts in K'tin Ngeci klingt noch unglaublich. Hier ist
alles möglich.«
»Dieses Mädchen hier heißt Corinna Marandera -
bitte, sprich sie so an und nicht als Elisabeth. Sie ist hier, weil
sie fliehen wollte, nicht mußte. Ihre Familie ist sehr reich,
sie besitzt auf Terra, unserer Heimat, eine Fabrik, die verschiedene
Spezialmedikamente herstellt. Teilweise arbeiten sie nach Lizenzen
von Araion, teilweise nach den Ergebnissen eigener Forschung. Und
eines Tages traf dort ein Fläschchen ein, das ein Matrose einem
Mädchen abgenommen hatte - hier in K'tin Ngeci.«
Plötzlich wisperte die Stimme des Tecko im Hirn des
Terraners.
Sie sagte:
»Er ist zu Tode erschrocken, Seymour. Er denkt an das, was
du ihn fragen willst und überlegt, wie lange er schweigen kann
und was er sagen darf. Er möchte vermeiden, dich zu belügen.«
Das Tier hockte auf einem Sandfleck zwischen dem Terraner und dem
Shand'ong und schien sich brennend für einen flachen Stein zu
interessieren, den es immer wieder umdrehte und betrachtete.
»Ja - weiter«, sagte Quattaghan langsam.
»Daraufhin begann man, einen Teil dieser Flüssigkeit zu
analysieren, mit dem kleinen Rest stellte man Laboratoriumsversuche
an. Die Tiere, die dafür verwendet wurden, waren schwerkrank
oder besaßen tiefe Wunden. Mit großem Erstaunen sah man,
daß ein hoher Prozentsatz der kranken Versuchstiere schnell
gesundete, die Wunden jedenfalls heilten fast zusehends. Man
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