PR TB 024 Baumeister Des Kosmos
aufgegeben. Niemand
wußte von der Anwesenheit Lon Jagos und seines Hundsaffen.
Sofort nach dem Aufsetzen des Schiffes wurde die Landebrücke
ausgestoßen und mit dem kleinen Gebäude verbunden, in dem
Solarmarschall Mercant ungeduldig wartete. Er stand am Fenster des
Empfangsraums im ersten Stock. Die Landebrücke mündete in
einer breiten Tür dicht neben ihm. Die Brücke war ein nach
oben offenes Gebilde und kaum mehr als fünfzig Meter lang. Es
fiel Mercant nicht schwer, den Mann zu erkennen, der als erster aus
der Schleuse trat - besonders, da ein zottiges Etwas, kaum so groß
wie ein Kind, dicht hinter ihm dreintrottete.
Als Lon durch die Tür trat, hatte Mercant seine Überraschung
längst überwunden. Mit gespielter Lässigkeit erwiderte
er den Gruß seines Sonderbeauftragten.
„Captain Jago mit Begleiter zur Stelle", meldete sich
Lon.
„Sie kommen sich wohl ziemlich bedeutend vor, wie?"
antwortete Mercant bissig.
„Warum hat man mich über Ihre bevorstehende Rückkehr
nicht in Kenntnis gesetzt?"
Lon brachte ein Lachen zuwege, das halb erleichtert und halb
verlegen klang.
„Des Eindrucks wegen, Sir", gab er offen zu. „Was
ich zu berichten habe, ist so unglaublich, daß es mitunter gut
sein wird, wenn Sie sich auf möglichst drastische Weise daran
erinnern, auf welchem Umweg ich nach TERRA zurückgekehrt bin."
Mercant blieb ernst.
„Ich hoffe zu Ihren Gunsten, daß dieser Grund sich als
ausreichend erweist. Kommen Sie mit!"
Vor dem Gebäude, innerhalb eines energetischen Schutzfeldes,
wartete Mercants Gleiter. Das Feld verschwand, als Mercant sich ihm
näherte. Lon und Jelly stiegen ein. Mercant bediente das Steuer
selbst. In raschem Flug glitt der Wagen über die Dächer der
Stadt hinweg und landete zehn Minuten später auf dem Gebäude,
in dem sich Mercants Büros befanden. Unterwegs hatte Mercant
kein Wort gesprochen. Erst als sich die Tür seines Arbeitsraumes
hinter ihnen schloß, begann er zu reden. Er schilderte die
Vernichtung des Transportgeschwaders und endete:
„Irgendeine Macht, Captain, wächst da zu einem
Gefahrenfaktor ersten Ranges heran. Ich kann nur hoffen, daß
die Resultate Ihres Unternehmens uns einige der Hintergründe
erkennen
lassen. Setzen Sie sich hin, sagen Sie, was Sie haben möchten,
und fangen Sie an zu reden!"
Lon bestellte sich ein Sandwich und eine Flasche Bier und für
Jelly eine Portion rohes Fleisch, die der Hundsaffe in einem Winkel
des Büros geräuschvoll hinunterschlang.
Danach erstattete Lon seinen Bericht. Er vergaß nichts - von
der Unterhaltung mit dem Bartender in Gatlinburg bis zu dem
Augenblick, da die LAGOS wieder in diesem Universum auftauchte.
Mercant brauchte ihn nicht anzutreiben. Lon war dankbar für
diese Gelegenheit. Je weiter er sich von dem fremden Kosmos
entfernte, desto deutlicher wurde ihm, wie unglaublich die Dinge
waren, die er dort gesehen hatte -und desto drängender wurde der
Wunsch, sich jemand mitzuteilen, jemand anders ins Vertrauen zu
ziehen.
Mercant unterbrach ihn mit keinem Wort. Anderthalb Stunden lang
saß er fast reglos, den Blick starr auf den Erzählenden
gerichtet. Als Lon geendet hatte, herrschte eine Minute lang
Schweigen. Dann kam Mercants Stimme, zögernd und wie um
Entschuldigung bittend:
„Unter normalen Umständen, Captain, würde ich
Ihren Bericht als die konfuseste und kompakteste Mischung aus Unsinn
bezeichnen, die mir je zu Gehör gekommen ist. Hier herrschen
jedoch keine normalen Umstände. Sie sind bereit, sich einem
Psychoverhör zu unterziehen?"
Lon stimmt sofort zu.
„Ich hätte dasselbe vorgeschlagen, Sir, wenn Sie nicht
daraufgekommen wären. Es gibt nämlich Augenblicke, in denen
ich am eigenen Verstand zweifele."
Mercant nickte zustimmend.
„Sie haben zwei Gefangene mitgebracht", resümierte
er. „Vermutlich wird auch von ihnen eine ganze Menge zu
erfahren sein - ganz zu schweigen von den Messungen, die die LAGOS
angestellt hat." Er stand auf. „In der Zwischenzeit
empfehle ich Ihnen, sich ein wenig auszuruhen. Sie und Ihr Freund da
müssen ziemlich müde sein."
Lon stellte das nicht in Abrede. Jelly und er wurden in einem
Appartement untergebracht, das nicht weit von Mercants Büro
entfernt lag und in dem sie jederzeit ohne Mühe erreicht werden
konnten.
Lon nahm ein Bad und ging dann zu Bett. Es war erst fünf Uhr
am Nachmittag, und draußen schien die Sonne. Aber Lon hatte das
federnde Polster kaum berührt, da war er schon eingeschlafen.
*
Inzwischen arbeitete die
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